Flucht durch Österreich und Bayern
Kreisverkehr in Marktl stoppt Räuberbande – mit 260 Sachen vor der Polizei geflohen
Vier Männer, die einen Geldautomaten in Österreich gesprengt haben sollen, lieferten sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Was drei von ihnen schließlich zum Verhängnis wurde.
Marktl/Burghausen/Gmunden (Oberösterreich) – Ein spektakulärer Unfall bei Marktl stoppte in den frühen Morgenstunden des Sonntag (18. Mai) eine Gruppe flüchtiger Geldautomatensprenger. Dem ging eine Verfolgungsjagd quer durch Österreich und von der österreichischen Grenze bis zu dem Kreisverkehr an der Autobahn A94 bei Marktl voraus. Die österreichischen und deutschen Polizeikräfte hatten sich von der Diebesgruppe nicht abhängen lassen. Drei der in Österreich gesuchten Bankräuber wurden bei dem Unfall teils lebensgefährlich verletzt, ein weiterer Mann soll weiter auf der Flucht sein.
Mit BMW gegen einen Baum gerast
Mit ihrem Fluchtfahrzeug, einem Einser BMW mit Münchner Kennzeichen, sollen die Männer in verkehrter Richtung in den Kreisverkehr bei Marktl an der Autobahnauffahrt Burghausen gerast sein. Der BMW schoss eine steile Böschung hoch und prallte gegen einen Baum. Die Insassen wurden von den Einsatzkräften verletzt aus dem Auto geholt, vom BRK erstversorgt und in Krankenhäuser transportiert. Die Ermittlungen und die Pressearbeit hat die Generalstaatsanwaltschaft München übernommen. Von dort war allerdings am Sonntag bis Redaktionsschluss keine Auskunft zu bekommen.
Geldautomaten in Österreich gesprengt
Auskunftsfreudiger war dagegen die Polizei in Österreich. Sie veröffentlichte mehrere Pressemeldungen, die auch den Grund der wilden Flucht durch Österreich und Bayern aufhellen. Laut Polizei Oberösterreich hatte die Diebesband bereits am Freitag, 16. Mai, gegen 3 Uhr früh den Bankomaten einer Bankfiliale in Gmunden gesprengt: „Durch die Wucht der Sprengung wurde auch das Fluchtauto der vier Täter schwer beschädigt. Ohne Beute flüchteten sie zu Fuß vom Tatort.“ Wie die Polizei weiter berichtet, feierten zeitgleich wenige hunderte Meter Schüler ihren Schulabschluss.
Spektakulärer Unfall nach Verfolgungsjagd auf B20 bei Marktl




Fluchtauto von feiernden Schülern erbeutet
Die vier maskierten und mit einem Messer bewaffneten Täter sollen erst versucht haben, drei jungen Frauen ein Auto abzunehmen und konnten letztendlich den VW Tiguan eines jungen Mannes erbeuten. Mit diesem gestohlenen Auto, daran vermutlich die eigenen holländischen Autokennzeichen, setzten die vier ihre Flucht fort.
Dieses Fluchtfahrzeug wurde noch am selben Tag gegen 22 Uhr in einem Waldstück in Aichkirchen bei Lambach (Oberösterreich) gefunden. Die Täter hatten es wohl selbst in Brand gesetzt. Das Fahrzeug wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Aichkirchen gelöscht. Die Großfahndung der österreichischen Polizei nach den gesuchten Männern ging weiter. So wurden etwa Tankstellenmitarbeiter aufgerufen, verdächtige Wahrnehmungen im Zusammenhang mit dem Kauf von Benzin durch junge männliche Personen zu melden.
Mit 260 Sachen durch Österreich
Gegen 23.30 Uhr am Samstag (17. Mai) nahmen Polizisten des Landeskriminalamtes Oberösterreich ein Fahrzeug im Bereich Linz Urfahr wahr. „Dieses Auto war durch umfangreiche Ermittlungen ins Visier der Kriminalisten geraten“, so die Polizei. Als die Beschuldigten bemerkten, dass sie von der Polizei verfolgt wurden, gaben sie Vollgas. Über die A7 und A1 in Richtung Salzburg fuhren sie mit weit überhöhten Geschwindigkeiten von teilweise 260 Stundenkilometern und gefährdeten dabei nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Gegen 0.10 Uhr fuhren die Beschuldigten in Seewalchen von der A1 ab. Daraufhin wurde eine Alarmfahndung ausgelöst und auch die Polizei in Deutschland verständigt.
Drei Holländer festgenommen
Laut Polizei überquerten die Flüchtigen nahe Burghausen die Grenze zu Bayern. Um 1.30 Uhr teilten die deutschen Behörden mit, dass das Fahrzeug im Bereich von Marktl am Inn einen schweren Verkehrsunfall gehabt habe. Im Auto, einem Einser BMW mit Münchner Kennzeichen, befanden sich allerdings nur drei Männer, die alle bei dem Unfall schwer und teilweise lebensgefährlich verletzt wurden. Bei den Beschuldigten handelt es sich um einen 35-Jährigen und zwei 36-Jährige, alle drei sind niederländische Staatsangehörige. Sie wurden festgenommen. Vom vierten Gesuchten fehlt derzeit jede Spur.
Am Unfallort untersuchten Spezialkräfte der Polizei im Auto befindliche Gegenstände auf Sprengstoff, das Auto wurde sichergestellt. Die alarmierte Feuerwehr aus Marktl sicherte während der Spurensuche den BMW gegen Abrutschen am Hang. Beamte der Grenzpolizei, der Polizeiinspektion Burghausen, der Autobahnpolizei Mühldorf und vom Kriminaldauerdienst waren im Einsatz.
Das Fahrzeug wurde sichergestellt. Die Ermittlungen der Polizei laufen derzeit auf Hochtouren. Ein Tatzusammenhang mit der Bankomatsprengung am 16. Mai in Gmunden gilt laut österreichischer Polizei als sehr wahrscheinlich. Ob sie auch für weitere gleichgelagerte Taten verantwortlich sind, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen.
Geglückte internationale Zusammenarbeit
Oberösterreichs Landespolizeidirektor Andreas Pilsl bedankte sich bei den eingesetzten Beamten: „Akribischer Ermittlungsarbeit des Landeskriminalamtes ist es zu verdanken, dass das Fluchtauto und die Beschuldigten ausgeforscht werden konnten. Die schlussendliche Festnahme ist ein Verdienst der ausgezeichneten internationalen Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen.“
