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Zwischen Hausaufgaben und Titelträumen

„Sportler wollen zu uns“: Neue Trends an den CJD Christophorusschulen Berchtesgaden

Eine Frau mit blonden Haaren und einem bunten Schal steht vor einem Schulgebäude. Vor einem zweistöckigen Holzgebäude in den Bergen ist ein kleiner Baum zu sehen. Ein Skispringer fliegt nach einer Rampe durch die Luft und dreht sich um die eigene Achse.
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Die stellvertretende Schulleiterin Carola Berk weiß um die Bedeutung der Sportstätten wie der neuen Landing Bag Anlage.

Kunsteisbahn, Rodlerhalle, Kälbersteinschanze und nun auch noch die Landing Bag: Für den Wintersport-Nachwuchs spielen die Anlagen im Berchtesgadener Land eine große Rolle. Das bestätigt auch Carola Berk von den CJD Christophorusschulen Berchtesgaden: Stars wie Andreas Wellinger, Annika Morgan und Serverin Freund gehörten zu ihren Schülern. Sie kennt den Spagat zwischen Hausaufgaben und Titelträumen.

Berchtesgaden - Johannes Lochner, Annika Morgan, Andreas Wellinger: Wenn die Wintersport-Saison beginnt, kommen bei Carola Berk die „Mama“-Gefühle hoch, wie sie selbst zugibt, wenn sie ihren ehemaligen Schülern bei den Wettkämpfen im TV zuschaut. Auch ein Severin Freund war mal ihr Schüler. Seit 2004 unterrichtet sie an den CJD Christophorusschulen Berchtesgaden Mathematik, Chemie und Sport. Als stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums ist sie seit 2019 tätig. Mit einem Schmunzeln erzählt Berk: „Es gibt nur zwei Strecker-Jahrgänge, mit denen ich nicht gemeinsam die Mathe-Prüfung gemeistert habe.“

Mit „Strecker-Jahrgängen“ sind diejenigen gemeint, die am Schulzeitstreckungssystem teilnehmen, das es seit 2013 gibt. Leistungssportler, denen von ihrem Sportverband eine Perspektive auf den Nationalkader bescheinigt wird, dürfen darin die zweijährige Zeit in der Oberstufe auf drei Jahre strecken. „Sie machen das gleiche, haben aber mehr Zeit zum Training und mehr Luft zum Nachholen, wenn sie Unterricht oder Leistungsnachweise wegen Wettkämpfen verpassen“, erklärt Berk.

Viele Sportarten vertreten

Dass beim CJD Berchtesgaden nur Leistungssportler unterrichtet werden, ist ein Irrglaube. Insgesamt 800 Schüler verteilen sich auf die fünf Privatschulen an den vier Standorten. Das Gymnasium und die Fachoberschule am Dürreck besuchen etwa 280 Schüler. Jeder aus dem Landkreis kann hier einen Abschluss erreichen. „Aber als Eliteschule des Sports fördern wir Leistungssportler im schulischen Bereich, um Schulabschluss und sportliche Erfolge bestmöglich zu erreichen“, so Berk.

Seit 2004 an der Schule: Carola Berk.

Grundsätzlich können alle Wintersportarten unter den Schülern vertreten sein: Ski nordisch (Skilanglauf, Skisprung, nordische Kombination), Ski Alpin, Biathlon, Ski- und Snowboard-Freestyle, Snowboard-Race, Bob, Rodeln, Skeleton und Eisschnelllauf. Die Lehrerin erinnert sich noch genau: „Als ich angefangen habe, war fast niemand im Skeleton. Mittlerweile haben wir hier eine super funktionierende Kinder- und Jugendarbeit.“ Das ist auch dem geschuldet, dass es zwischenzeitlich zu Erfolgen deutscher Athleten kam.

Der Trend geht mit dem Erfolg

Dementsprechend gilt, was für so viele Sportarten gilt: Wenn einzelnen Athleten oder Nationalmannschaften durch Erfolge in den Schlagzeilen stehen, wirkt sich das auch auf den Nachwuchs aus. Die deutschen Basketballer mit ihrem WM-Gewinn 2023 lassen grüßen!

Der Einschnitt durch den Wegfall der Bob- und Rodelbahn, deren umstrittener Wiederaufbau vor wenigen Tagen offiziell gestartet wurde, stellte Sportler und auch die Schule vor neue Herausforderungen. Generell gilt: Sobald lokale Optionen zum Training oder auch Wettkampf weg- oder ausfallen, müssen Schüler längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Das wiederum wirkt sich auf den Schulalltag aus.

Lange Fahrten nach Scharnitz gehören der Vergangenheit an

Am deutlichsten wird das bei den Ski- und Snowboard-Freestylern, die bislang ins österreichische Scharnitz zur nächsten Landing Bag Anlage fahren mussten. Das bedeutete zwei bis drei Stunden Fahrzeit - nur für die Hinfahrt. Damit es sich lohnte, verbrachten die Nachwuchssportler dort gleich mehrere Tage in einem Trainingslager.

Ein richtiger „Gamechanger“: die neue Landing Bad Anlage am Dürreck.

Die neue Anlage am Dürreck, die erst vor wenigen Wochen eingeweiht wurde, ist daher ein richtiger „Gamechanger“. Jetzt können die Kinder und Jugendlichen gleich nach dem Unterricht - oder davor - direkt vor Ort trainieren. Hinzu kommt die Trampolinhalle gleich nebenan: Hier können die Schüler die Bewegungen einüben und dann auf der Landing Bag in die Praxis umsetzen. Berk: „Wir glauben, dass die Freestyler verstärkt an unseren Standort kommen wollen. Es gab schon Anfragen von Nicht-Leistungssportlern, nur wegen der Anlage.“

Für Lehrer und Schüler schwierig

Entsprechend positiv nehmen die Schulleitungen jede Anlage im Landkreis oder der näheren Umgebung auf, die erhalten, neu gebaut oder wie die Kälbersteinschanze in Berchtesgaden modernisiert wird. 

Grundsätzlich ist es manchmal gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, wie die Beispiele Charlotte Grandinger und Noah Schüttler aus dem Ski-Internat zeigenTrainingseinheiten, Wettkämpfe und Unterricht: In den Wintermonaten bekommen auch die Lehrer manche Schüler nur tageweise zu sehen, weil diese ständig unterwegs sind. Berk: „Sie müssen den Unterrichtsstoff trotzdem nachholen. Wir als Schule bemühen uns, dass sie hier einen Abschluss erreichen.“

Die einen so, die anderen so

Kaum zu glauben, aber tatsächlich kann Berk unter den einzelnen Schülern und ihren Sportarten Unterschiede in der Mentalität feststellen. Bei den Langläufern seien Disziplin, Kondition und Technik gefragt, dementsprechend würden sie sich auch in der Schule „sehr strukturiert“ verhalten. „Sie arbeiten alles klassisch ab und halten zum Beispiel Fristen ein.“ Und die Freestyler? Berk schmunzelt, überlegt und sagt wohlüberlegt: „Die drehen sich in ihrer Sportart mehrmals um ihre eigene Achse in der Luft - dafür muss man ein anderer Typ sein.“

Die Landing Bag wird auch die Internatslandschaft verändern, prognostiziert sie. Deutschland könne dadurch langfristig sportlich besser werden. „Wenn ich mir die deutsche Snowboard-Weltspitze anschaue: Mehr als drei Viertel davon waren Schüler am CJD.“ Viele, die auf den Siegertreppchen ganz oben landen, haben es auch hier am Dürreck durch die Schule geschafft. „Selbst wenn ihnen eine Verletzung in die Quere kommt, stehen ihnen dank der Abschlüsse alle Möglichkeiten offen. Genau das wollen wir erreichen.“

Die Schule ist stolz auf ihre ehemaligen Schüler, die es zum Teil an die Weltspitze ihrer Sportart gepackt haben.

„Haben ein Recht darauf, mal Kind oder Jugendlicher zu sein“

Doch zwischen all den Titelträumen, Medaillenkämpfen und Hausaufgaben darf eins nicht in Vergessenheit geraten, findet sie. „Wir sprechen von Kindern und Jugendlichen. Sie sind keine funktionierenden Maschinen. Auch sie haben ihren privaten Lebensbereich und ein Recht darauf, mal Kind oder Jugendlicher zu sein.“ Am Dürreck herrsche ein familiärer Umgang. Das macht die Christophorusschulen aus, findet sie, und das hilft den Talenten.

„Wir können auf den Einzelnen schauen und den Mensch in den Vordergrund stellen. Das ist ja leider heutzutage gar nicht mehr so populär, aber mir ist das wichtig“, erklärt sie. Auch deshalb lässt es sie nicht los, wenn die Wintersportsaison beginnt und ihre ehemaligen Schüler ihren Träumen hinterherjagen. Wenn sie dann den Fernseher einschaltet, mit ihnen in Kontakt bleibt oder manche Profisportler zu ihren Wurzeln am Dürreck als Besuch zurückkehren: Dann sind sie wieder da, die „Mama“-Gefühle. (ms)

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