DSV richtet großes Lob an Marktgemeinderat und Bürgermeister aus
„Wäre alles auf dem Spiel gestanden“: Sanierung der Kälbersteinschanze in Berchtesgaden steht bevor
Schon seit Wochen rollen die Lkw und Bagger an der Berchtesgadener Kälbersteinschanze: Die Vorbereitung zur Generalsanierung ist im vollen Gange. Während die Gemeinde erklärt, was sich bislang getan hat und wie es dann an den Schanzen weitergeht, betont Sepp Buchner, wie wichtig die Entscheidung für das Bauprojekt war. Dem DSV-Sportdirektor zufolge hätte eine Ablehnung der Sanierung schwerwiegende Folgen mit sich gebracht.
Bischofswiesen/Berchtesgaden - Wer in diesen Tagen in Berchtesgaden den Doktorberg hinauffährt oder auf der Rostwaldstraße unterwegs ist, dem dürften in letzter Zeit immer wieder Lkw entgegenkommen. Das liegt aber nicht an der Ausbesserung des kleinen Wanderweges, der parallel zur Rostwaldstraße verläuft. Vielmehr haben die Fahrzeuge nur ein Ziel: die Kälbersteinschanze.
Seit einigen Wochen finden hier die Vorbereitungen für die späteren Abbruch- und Umbauarbeiten im Zuge der Generalsanierung statt. In den vergangenen 13 Jahren kam die baufällige Anlage immer wieder in den Sitzungen des Berchtesgadener Marktgemeinderates zur Sprache: Erst vor wenigen Monaten fiel die Entscheidung für eine Sanierung und gegen einen Abriss, sehr zur Erleichterung des DSV.
Der Tunnel ist Geschichte
In der Zwischenzeit hat sich so manches getan: Die seitlichen Begrenzungsbanden wurden demontiert, der Mattenbelag und die Geländer entfernt. Und den Tunnel, durch den man früher unter der hinteren Auslaufbahn hindurchging, um zur anderen Seite zu gelangen, sucht man mittlerweile vergeblich. „Er wurde rückgebaut“, wie Peter Hasenknopf erklärt.
Nun folgen die Ertüchtigung und zum Teilen der Neubau der bestehenden Zufahrtsstraße bis hoch zum Anlaufturm mit umfangreichen Erd- und Felsabbauarbeiten sowie die Umverlegung der Trinkwasserhauptleitung am Tiefpunkt des Auslaufes. „Diese Arbeiten sind Grundvoraussetzung für den späteren geordneten Bauablauf“, sagt der Marktbaumeister.
Komplexe Arbeiten
Wegen der Topografie vor Ort - sehr beengte Verhältnisse und große Höhenunterschiede - sei der Bauablauf äußerst komplex. „Dass die Baugewerke einzeln zu beauftragen sind, macht die Koordinierung sicherlich nicht einfacher“, so Hasenknopf. Bis Ende Juni dauern die Vorbereitungsarbeiten noch. Mitte Juli geht dann die eigentliche Generalsanierung los.
Doch was genau sehen die Abbruch- und Umbauarbeiten an der Kälbersteinschanze, für die sich der Freilassinger Unternehmer Max Aicher für 20 Jahren die Namensrechte gesichert hat, vor? Wie stark wird sich das Gesicht der Anlage verändern? „Für den Laien werden die Änderungen optisch nur wenig erkennbar sein“, verrät Hasenknopf. Von massiven Änderungen könne nicht die Rede sein.
Die Arbeiten an den drei Schanzen
Am deutlichsten dürfte die Sanierung wohl an der größten Schanze ausfallen: Einzig der Anlaufturm bleibt bestehen. Der gesamte Anlauf samt Schanzentisch werden abgebrochen. Hier wird das Holz neuen Stahlkonstruktionen weichen. Auf der aufgeständerte Vorbau und die Betonplatte am Aufsprunghang werden abgerissen. „An den beiden anderen Schanzen werden nur kleine Arbeiten vorgenommen.“
Über die Kälbersteinschanze
Wie der Ski-Klub Berchtesgaden auf seiner Homepage schreibt, wurde die Schanze am Kälberstein im Jahr 1924 gebaut. Durch ein Eröffnungsspringen im Februar 1925 wurde die Anlage offiziell eingeweiht - die Gebrüder Neuner aus Partenkirchen erzielten mit 49 Metern die Siegerweite. 1929 und 1934 wurden hier die Deutschen Meisterschaften ausgetragen (K-Punkt: 60 Meter).
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage völlig zerstört. Danach, 1946, wurde sie wieder neu aufgebaut. Nationale, aber auch internationalen Springen fanden hier immer wieder statt. Auch der Umbau wurde nicht vernachlässigt: Im Zuge eines Neubaus wurde die mittlere Mattenschanze K 62,5 gebaut. Der zwischenzeitliche Schanzenrekord lag bei 68 Meter durch den Slowenen M. Meznar.
Die große Kälbersteinschanze wurden 1980 als Mattensprunganlage eingeweiht. „Sie war in dieser Zeit die modernste Schanze Westeuropas, da sie schon über eine automatische Sprühanlage zur Mattenbewässerung, Geschwindigkeitsmessung am Schanzentisch und 1981 eine elektronische Weitenmessanlage verfügte“, schreibt der SKB auf seiner Homepage.
Wie schon vorab berichtet wurde, soll es außerdem einen Aufzug zum Schanzenturm und einen Sprungrichterturm geben. Horst Hüttel, Sportdirektor Weltcup beim DSV, hatte bereits im Vorjahr die Bedeutung der Baumaßnahme betont und berichtet, dass für ihn die Kälbersteinschanze einen „elementaren Stellenwert im Bereich Skisprung und Nordischer Kombination“ hat. Insgesamt belaufen sich die Gesamtkosten des Projektes auf 9,3 Millionen Euro, wovon Bund und Land 90 Prozent übernehmen. Die restlichen zehn Prozent - immerhin 930.000 Euro - muss die Gemeinde Berchtesgaden tragen.
Für Sepp Buchner vom DSV ein Grund, ein Dankeschön an den Berchtesgadener Gemeinderat und auch Bürgermeister Franz Rasp auszusprechen. „Ein großes Lob an alle Beteiligten, auch an Bund und Land“, betont der Sportdirektor Skisprung und Nordische Kombination. Vor allem die Gemeinde stelle sich der großen Herausforderung, nicht nur die Kosten für die Sanierung, sondern auch die Folgekosten in den nächsten Jahren zu übernehmen. „Das ist eine große Bürde“, weiß Buchner.
Ein „Nein“ hätte weitreichende Folgen bedeutet, wie der Sportdirektor schildert. „Ohne die Zustimmung zur Sanierung hätten wir unsere Fördermodalitäten überdenken müssen.“ Zudem sei völlig klar: Ein Bundesstützpunkt ohne Sportstätte sei kein Bundesstützpunkt. „Dann wäre alles auf dem Spiel gestanden“, gibt Buchner zu.
Schließlich seien auch die CJD Christophorusschulen Berchtesgaden darauf angewiesen. „Wir bilden hier am Stützpunkt aus, auch in Verbindung mit den Behörden wie der Bundespolizei oder der Bundeswehr. Die Nachwuchsförderung benötigt eine altersgerechte Infrastruktur, ohne geht es nicht“. Zudem habe die Kälbersteinschanze einen „herausragenden Standortvorteil“, da sie klimatisch beste Bedingungen aufweise und windgeschützt sei. „Als eine der wenigen Anlagen in ganz Deutschland kann hier nahezu permanent trainiert werden“, erklärt der DSV-Verantwortliche.
Deshalb - und weil die Schanze nicht mehr internationale Standards erfüllte - lag die Notwendigkeit einer Investition für Puchner auf der Hand. Auch wenn der Prozess lange dauerte und viele Verhandlungen geführt werden mussten: Umso froher sind er und der DSV darüber, dass nun die Sanierung immer näher rückt.

