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Ermittlungsverfahren eingestellt

Happy End für Berchtesgadener Schleuser-Stopper Hans H.: „Würde es wieder so machen“

Der Landwirt Hans H. (61 Jahre alt) steht vor einem Anwesen in Berchtesgaden-Oberau.
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Die Erleichterung und Freude ist ihm deutlich anzumerken: Hans H. nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens.

Der Vorfall sorgte für Aufsehen: Als Hans H. (61) zusammen mit seinem Sohn und einem Nachbarn einen Schleuser in der Oberau aufhält, können sie noch nicht ahnen, dass die Staatsanwaltschaft später gegen sie ermitteln wird. Seit gestern ist klar, dass die Geschichte für das Trio ein Happy End hat und die Zeiten der Ungewissheit der Vergangenheit angehören. Im Gespräch mit dem Landwirt wird deutlich, wie groß bei ihm die Erleichterung darüber ist. Vor allem wegen seines Sohnes hat er sich viele Gedanken gemacht.

Berchtesgaden - Ein kurzes, aber erleichtertes Ausatmen: Es war dem Landwirt deutlich anzumerken, wie groß die Anspannung der vergangenen Monate war. Es fing alles Ende Dezember damit an, dass er auf seinem Gelände in der Oberau zusammen mit seinem Sohn und einem Nachbar einen Schleuser aufhielt, der 18 Syrer in einem Transporter völlig ungesichert über den Grenzübergang Neuhäusl in das Bundesgebiet einschleusen wollte. Gegenüber dieser Redaktion berichtete er damals, wie das Trio geistesgegenwärtig reagierte, den Schleuser aufhielt und sich in Gefahr begab. Umso fassungsloser war Hans H., als die Staatsanwaltschaft gegen ihn, seinen Sohn und den Nachbarn die Ermittlungen aufgenommen hatte.

Offiziell seit Donnerstagabend wissen sie durch ihren Anwalt, dass die Staatsanwaltschaft Traunstein die Ermittlungen eingestellt hat. Die Behörde gab bekannt, dass der Vorfall vom sogenannten „Jedermann-Festnahmerecht“ gedeckt ist und das Verfahren eingestellt wurde. Schon vorher, am Mittag, war diese Neuigkeit in einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit durchgesickert.

„Wichtig ist der positive Ausgang“

„Es steht ja auch in den Medien. Ich gehe davon aus, dass das kein Fake ist“, hofft der Landwirt im Gespräch am Freitagnachmittag. Dass er von einem Medienvertreter dieser Reaktion zuerst von der positiven Nachricht erfahren hat und erst später durch den Anwalt, ist ihm egal. „Wichtig ist der positive Ausgang. Ob ich das erst einen Tag später erfahre und durch wen, spielt keine große Rolle.“

Seit Januar sei immer die Anspannung da gewesen. „Wir wussten nicht, was jetzt passiert, ob wir Körperverletzung begangen haben, ob wir vorbestraft werden. Bis gestern wussten wir nicht einmal, was für Verletzungen der Schleuser erlitten hat, ob am Bein, Fuß oder Kopf“, schildert der 61-Jährige die Unklarheit der vergangenen Monate.

Viel Rückendeckung erhalten

In der Zwischenzeit erhielten der Landwirt und seine Familie große Unterstützung aus der Bevölkerung. „Sie haben ständig gefragt, ob es Neuigkeiten gibt und ob alles gut ausgeht. Sie standen alle hinter uns.“ Auch ein ranghoher Politiker aus Bayern, der bundesweit bekannt ist, habe sich bei ihm gemeldet. Gleichzeitig wuchs damit auch der Druck und der Wunsch bei Hans H., „dass jetzt endlich alles erledigt wird und es vorbei ist“.

In erster Linie habe er sich die ganze Zeit Sorgen um seinen Sohn gemacht, damit dieser keinen Eintrag ins polizeiliche Führungszeugnis bekommt. „Das braucht man bei Bewerbungen oder für den Jagdschein. Wenn man da etwas drinsteht, hat man schon ein Problem.“ Deswegen hätten sie auch einen Anwalt eingeschaltet, weil sie genau das verhindern wollten.

Erst Zeugen, dann Tatverdächtige

„Zuerst mussten wir eine Zeugenaussage machen, und dann plötzlich wurden wir als Tatverdächtige vernommen“, erinnert er sich an Ende Januar zurück, als die Polizei mehrmals bei ihnen auf dem Anwesen in der Oberau auftauchte. „Aus meiner Sicht haben wir nichts falsch gemacht, aber dann dachte ich: Hoppla, auf einmal dreht sich der Spieß“, schildert Hans H., was ihm damals durch den Kopf ging. Als sein Sohn auch noch vernommen wurde, entschied sich die Familie dazu, sich rechtliche Hilfe zu nehmen.

Unterstützung gab es übrigens nicht nur von der Bevölkerung. „Es hat sich eine unglaubliche Anzahl an Menschen bei uns gemeldet. Vom Normalbürger über den Doktor bis zu mehreren Anwälten: Das hätte ich nie gedacht“, beschreibt der 61-Jährige. Es gab sogar Anwälte, die gleich anboten, den Fall zu übernehmen. Es wurde auch zu Spendenaktionen aufgerufen, falls die Ermittlungen doch keinen guten Ausgang nehmen.

Irgendwann wurde es fast schon zu viel des Guten

Das kann man sich gar nicht vorstellen. Sie haben alle gemeint, dass wir vollkommen richtig gehandelt haben und dass die Ermittlungen ein Unsinn sind.“ Er und seine Frau wurden auch im Ort häufig auf den Vorfall angesprochen. Irgendwann ging es Hans H. fast schon zu weit und er meinte: „Jetzt hört doch auf damit, ihr bauscht das viel zu sehr auf. Das wollte ja niemand von uns.“

Jetzt hört doch auf damit, ihr bauscht das viel zu sehr auf.

Hans H., als es ihm fast schon zu viel wurde mit den Nachfragen

Auf die Frage, ob er heute auch nochmal so handeln würde, gibt er sich zwiegespalten. „Ja und Nein. Das war eine Situation aus dem Nichts heraus. Im Nachhinein weiß man es immer besser.“ Natürlich hätte das Einschreiten von ihm, seinen Sohn und dem Nachbarn auch „ganz schlimm ausgehen“ können. „Der Schleuser hätte auch ein Messer ziehen können oder eine andere Waffe. Später denkt man schon darüber nach, was das für eine Aktion war.“

Aber: „Ich würde es auf jeden Fall immer wieder so machen“, betont der Landwirt. „So geht’s doch auch nicht, wenn jeder wegschaut und etwas passiert.“ Hätte sich die Staatsanwaltschaft anders entschieden, „dann wäre ich richtig knallhart dagegen vorgegangen“. Er hätte sich das nicht gefallen lassen, versichert er. So ist er einfach nur noch froh, wenn er einen Haken hinter dieses Kapital machen kann.

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