Statt Berchtesgaden
Warum Michael Koller sein Abgeordnetenbüro in Ainring eröffnet
„Seit der Wahl bin ich jetzt 100 Tage im Amt“, sagt Michael Koller bei der Begrüßung in seinem neuen Abgeordnetenbüro in der Salzburger Straße 38 in Mitterfelden. Doch warum hat sich der Berchtesgadener für die Räumlichkeiten im nördlichen Landkreis entschieden?
Ainring – Zur Einweihung am Freitag (19. Januar) sind rund 50 geladene Gäste gekommen, darunter seine Eltern und Schwester, Parteikollegen, Weggefährten und auch Landrat Bernhard Kern. In dem Raum, in dem jetzt Sekt und Häppchen verteilt werden und der an ein Besprechungszimmer grenzt, stehen normalerweise fünf Schreibtische. Gearbeitet wird hier schon seit Jahren, es war nämlich bisher das Büro von Martin Strobl, Gemeinderat und 3. Bürgermeister von Ainring. Nun teilen sich die beiden die Räumlichkeiten. Die Vermieterin kommt übrigens auch aus der Kommunalpolitik: Rosemarie Bernauer ist 2. Bürgermeisterin in Ainring und bei der CSU. „Man sieht: Wenn es menschlich passt, spielt das Parteipolitische keine Rolle“, freut sich Koller.
Vier Mitarbeiter, Termine nach Vereinbarung
Von Montag bis Freitag können sich die Bürger nun mit ihren Anliegen direkt an das Büro wenden. Geleitet wird es ab dem 12. Februar von Sabrina Stutz, der 2. Bürgermeisterin von Teisendorf. Zusätzlich arbeiten noch Melissa Hoffmann, Martin Strobl und Christoph Angerer in Teilzeit bzw. geringfügig mit. „Damit ist das Budget auch erschöpft“, erklärt Koller. Sprechstunden finden nach Vereinbarung statt. Der Grund: „Ich bin drei Tage in München. Jeder Tag ist anders.“
Das Amt bringt Veränderungen mit sich
Der Einzug in den Landtag hat für Koller auch einige Veränderungen mit sich gebracht. So hat er seine Tätigkeit als Lehrer für die nächsten fünf Jahre eingestellt. Im Stiftsland ist er nur noch acht Stunden tätig. Natürlich fallen auch immer mal wieder Gemeinderats- oder Kreistagssitzungen mit den Plenarsitzungen im Landtag zusammen. Da letztere aber immer im Wechsel dienstags, mittwochs und donnerstags stattfinden, könne er dennoch regelmäßig an der Kommunalpolitik teilnehmen. „Wenn man nämlich nie da ist, wird es schwierig.“ In München hat Koller inzwischen auch ein Apartment in unmittelbarer Nähe des Landtags gestellt bekommen. „Das sind nur drei Minuten zu Fuß. Nächste Woche werde ich dort zum ersten Mal übernachten. Das ist auch gleichzeitig mein Büro.“ Parken darf er in der Tiefgarage des Landtags.
Standort im nördlichen Landkreis - auch für die Traunsteiner Gemeinden
Doch warum hat der Berchtesgadener sich nicht sein Abgeordnetenbüro im Talkessel eingerichtet? Manch einer munkelt da ein strategisches Vorgehen. „Das hatte ganz pragmatische Gründe“, entgegnet Koller. „Wir brauchten dringend ein Büro und wollten zügig loslegen.“ Doch der Standort im nördlichen Landkreis hat schon seinen Zweck. „Im Süden bin ich ohnehin gut zu erreichen. Ich möchte es aber auch im nördlichen Landkreis und für die Gemeinden aus dem Landkreis Traunstein sein.“ Der Stimmkreis Berchtesgadener Land umfasst nämlich auch die Stadt Tittmoning und die Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching am See, Waging am See und Wonneberg. Neben seinem Büro sieht Koller noch eine weitere Option für den Bürgerdialog: Man könne sich genauso in heimischen Gaststätten zum Gespräch treffen.
„Nicht nur auf die Ampel draufhauen“
Anfragen bekommt Koller inzwischen zuhauf. „Ich erkundige mich bei den zuständigen Stellen und gebe Rückmeldung“, erklärt er sein Vorgehen. Das Hauptanliegen seien in den letzten beiden Wochen natürlich die Proteste der Bauern, Handwerker und Spediteure gewesen. „Wir dürfen jetzt aber nicht nur auf die Ampel draufhauen, sondern müssen gemeinsam in den Dialog kommen.“
Während seiner Rede nennt Koller auch die wichtigsten Themen im Landkreis: Die Kliniken, die Flüchtlingsunterkünfte und die Bildungslandschaft. „Das sollten wir gemeinsam hinbringen“, sagt er in Richtung Landrat Kern und lobt die gute Zusammenarbeit. Auch über Landtagskollegin Michaela Kaniber verliert er gute Worte: „Wir haben uns schon mehrfach bei Veranstaltungen getroffen. Ein gemeinsames Anliegen sind uns die Almbauern. Da werden wir uns bald mit allen Protagonisten zusammen setzen. Wir kennen uns schon lang, sitzen auch nebeneinander im Kreistag.“ Bei dieser Aussage hört man einige Lacher, da man die Staatsministerin tatsächlich im Kreistag nur sehr selten antrifft.
„Nie stehenbleiben, sich verändern, aber nicht vergessen, wo man herkommt“, schließt Koller seine Rede und es folgt noch die kirchliche Segnung des Büros. Vom Pfarrer wird Koller zum Schluss noch ein Kreuz in der Parteifarbe Orange überreicht.
mf

