Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Im Schlafanzug und in Hausschuhen Hilfe geholt

„Oh mein Gott, die Viecher, da brennt's“: Nachbarin verhindert Unglück in Ainring

Monika Torres und Hans Wolfgruber stehen Tage später vor dem Stall, in dem der Traktor brannte. Die Feuerwehr traf rechtzeitig ein, um das brennende Fahrzeug zu löschen und Schlimmeres zu verhindern.
+
Monika Torres verhinderte eine Katastrophe, als sie gerade noch rechtzeitig den brennenden Traktor im Stall von Landwirt Hans Wolfgruber entdeckte und die Feuerwehr alarmierte.

Schutzengel bei der Arbeit: Ein glücklicher Zufall, eine schnelle Reaktion und großartige Nachbarschaftshilfe verhindern am Dienstagabend in Ainring ein großes Unglück. Denn als der Traktor in der Scheune von Hans Wolfgruber Feuer fängt und ein Großbrand droht, ist seine Nachbarin Monika Torres ausnahmsweise noch wach und genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Niederstraß - Denn normalerweise liegt die 40-Jährige gegen 21 Uhr schon im Bett. „Da war ein Schutzengel am Werk, weil an diesem Tag alles anders war wie sonst. Ich habe meine Kinder ins Bett gebracht und ich stehe danach eigentlich nie auf. Ich schlafe immer mit ihnen ein“, schildert Torres. Doch sie hat an diesem Dienstag Kopfschmerzen, die sie um den Schlaf bringen. Sie will keine Tablette nehmen und geht in die Küche. „Es gibt im Haus genau eine Stelle, von der ich die Scheune sehen kann, nämlich am Eingang der Küche. Ein Schritt weiter und ich sehe die Scheune nicht mehr.“ Als sie das Leuchten und die Flammen im benachbarten Stall sieht, tritt erst ein kurzer Schock bei ihr ein. Und dann handelt sie einfach, das Denken setzt aus.

„Ich habe vor lauter Aufregung und Panik mehrere Versuche gebraucht, um mein Handy zu entsperren, damit ich die Feuerwehr anrufen kann“, erinnert sie sich zwei Tage später und muss dabei schmunzeln. Sie informiert die Leitstelle gegen 21.30 Uhr, gibt die wichtigsten Daten durch. „Ich wusste, dass sich im Stall auch die Kühe aufhalten. Ich glaube, ich hab bei der Leitstelle alle rebellisch gemacht, als ich panisch gesagt habe: Oh mein Gott, die Viecher, da brennt's, Großbrand!“ Nachdem sie aufgelegt hat, rennt sie im Schlafanzug und Hausschuhen aus ihrem Haus, alarmiert Wolfgruber und weitere Nachbarn.

Feuer statt Baby

Der Landwirt sitzt in diesem Moment gerade in der Stube, schaut Fernsehen. Auf einmal klingelt das Telefon und an der Haustür wird Sturm-geläutet. Wie es der Zufall so will, glaubt er zunächst daran, dass auf ihn eine freudige Nachricht wartet: Seine Tochter ist hochschwanger. „Meine Frau und ich dachten zuerst, dass es so weit ist und meine Tochter und ihr Mann ins Krankenhaus fahren“, erzählt der 64-Jährige. Doch als er die Tür öffnet, entgegnet seine Nachbarin sofort zu ihm: „Bei euch brennt's!“

Die Tür zum Stall ist komplett verbrannt.

„Sie hat genau richtig gehandelt und alles super organisiert. Sie ist dann gleich zu den anderen Nachbarn gelaufen, um diese zu alarmieren“, erinnert sich der Landwirt. Bis Wolfgruber und seine Frau sich angezogen und in die Gummistiefel geschlüpft sind, stehen die Nachbarn schon hilfsbereit parat. Sein Sohn ist glücklicherweise auch Zuhause und handelt ebenfalls geistesgegenwärtig, als er den Wasserschlauch holt und sofort mit dem Löschen anfängt. Die Nachbarn fangen an, die Scheune auszuräumen, während Wolfgruber einen anderen Traktor holt, um das Fahrzeug mit einer Kette aus dem Stall zu ziehen. Zuerst gehen er und ein Nachbar noch in den Stall, um den brennenden Traktor von einer Maschine abzuhängen.

Großes Lob für die Feuerwehr

Das alles spielt sich innerhalb weniger Minuten ab. Alle Beteiligten funktionieren einfach und helfen dem Landwirt, obwohl sie sich damit durchaus auch selbst in Gefahr bringen. Die Feuerwehr ist laut Wolfgruber innerhalb von fünf oder sechs Minuten vor Ort. „Das ging extrem schnell. Das war vorbildlich, dafür mein größtes Lob“, betont der 64-Jährige. Zuerst hätten die Einsatzkräfte gefragt, ob jemand verletzt wurde, ehe sie das Löschen des brennenden Traktors übernahmen. Nach etwa 90 Minuten rückt die Feuerwehr aus Niederstraß wieder ab, nachdem klar ist, dass es keine weiteren Glutnester gibt und alles aufgeräumt ist. Auch wenn niemand ernsthaft verletzt und ein großes Unglück verhindert wird: An Schlaf ist für Wolfgruber und alle Beteiligten trotz des glücklichen Ausgangs in dieser Nacht nicht mehr wirklich zu denken.

Hätte sie den Brand fünf Minuten später gesehen, wäre alles zu spät gewesen.

Hans Wolfgruber

„Das Phänomenale ist einfach, dass die Monika das Feuer rechtzeitig gesehen und gleich reagiert hat. Hätte sie den Brand fünf Minuten später gesehen, wäre alles zu spät gewesen“, meint Wolfgruber. Zwei Tage später sieht man genau, was der Landwirt meint: Die Stalltür ist komplett verbrannt, der Traktor sieht nicht viel besser aus. Eine Stromleitung fängt durch die Hitze sogar an zu schmoren. Im Hof ist überall noch Löschwasser zu sehen.

Nicht der erste Brand in Niederstraß

Für den kleinen Ainringer Gemeindeteil Niederstraß, der vielleicht aus einem halben Dutzend Wohnhäuser besteht, ist es den Beiden zufolge nicht der erste Brand: Anfang der 90er-Jahre brannte ein Gebäude ab, Jahre später sorgte ein Blitzeinschlag wieder für ein Feuer. „Wir haben schon eine kleine Historie hinter uns und irgendwie wissen wir alle in Niederstraß, was in einem solchen Fall zu tun ist“, so Wolfgruber.

Am Tag darauf meldet der Landwirt den Schaden bei seiner Versicherung. Auch der Elektriker muss kommen, damit es durch die beschädigte Stromleitung keinen Kurzschluss und den nächsten Brand gibt. Gleich werden neue Lampen installiert, weil die alten durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Der Traktor - ein altes Fahrzeug von seinem Schwiegervater - steht neben der Scheune und ist ein Fall für den Schrottplatz. Wolfgruber vermutet, dass auf der rechten Motorseite die Batterie verkohlt und dadurch das Feuer entstanden ist.

„Kühe haben das lockerer genommen als wir“

Wie durch ein Wunder bleiben auch die 20 Kühe und fünf Jungrinder unverletzt, obwohl das Feuer wortwörtlich direkt vor ihrer Nase mitten im Stall stattfindet. „Die sind cool geblieben und waren total entspannt, haben uns ruhig zugeschaut“, schildert er. Hätten Wolfgruber und seine Helfer den Traktor nicht mehr aus dem Stall ziehen können, hätten sie die Tiere durch einen Nebenausgang in Sicherheit bringen können. „Die Kühe haben das viel lockerer genommen als wir.“

Mitten im Stall stand der brennende Traktor. Die Kühe sind dem Landwirt zufolge völlig cool geblieben.

Wolfgruber und Torres sind sich einig: An diesem Dienstagabend sind viele Schutzengel am Werke gewesen. „Alle haben gut und schnell reagiert. Wir haben einfach eine tolle Nachbarschaft“, sagt Torres und der Landwirt stimmt ihr zu. „Auch am nächsten Tag sind alle gekommen und haben gefragt, ob sie helfen können.“ Ein bisschen fehlen ihm auch die Worte, selbst nach zwei Tagen Abstand. Doch man sieht ihm an, wie dankbar und glücklich er ist. Das liegt aber auch daran, dass am Donnerstag seine Tochter tatsächlich ihr Kind geboren hat und ausgerechnet an diesem Tag sein Schwiegersohn seinen Geburtstag feiern wollte. „Da wird alles Andere nebensächlich, selbst wenn man nur haarscharf einer Katastrophe entkommen ist“, erzählt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Kommentare