„Unbegrenztes“ Potenzial
Trump möchte wieder mit Russland handeln – den USA bringt das wenig
Trump möchte „in großem Stil“ mit Russland handeln. Dafür gibt es allerdings Voraussetzungen. Wie sehr würden die USA profitieren?
Washington – Die EU hat erst am 20. Mai neue Sanktionen gegen Russland verkündet, die USA schließen sich dem nicht an. Im Gegenteil: Seit einigen Monaten sind vonseiten des US-Präsidenten Donald Trump Annäherungsversuche erfolgt. Die amerikanische Regierung nahm Russland sogar Anfang April bei einem Zoll-Rundumschlag aus und begründete das mit bereits bestehenden Sanktionen. Jetzt haben die beiden Staatschefs telefoniert.
Handel in „großem Stil“ mit Russland – Donald Trump sieht unbegrenztes Potenzial
„Ich glaube, es lief sehr gut“, sagte US-Präsident Donald Trump nach einem Gespräch mit seinem russischen Counterpart Wladimir Putin. „Russland und die Ukraine werden sofort Verhandlungen beginnen, um einen Waffenstillstand zu erreichen, und, noch wichtiger, das ENDE des Krieges.“
So schrieb er es im Kurznachrichtennetzwerk X. Die beiden Staatsoberhäupter hatten vorher zwei Stunden lang telefoniert. Trump zufolge wollen die Ukraine und Russland nun die Konditionen für einen möglichen Waffenstillstand verhandeln. Außerdem fügte er hinzu: „Russland möchte nach diesem katastrophalen ‚Blutbad‘ in großem Stil HANDEL mit den USA betreiben, und ich stimme dem zu.“
Trump zufolge hat Russland hier die „gewaltige“ Chance, eine „massive“ Anzahl an Jobs und großen Reichtum anzuhäufen. „Sein Potenzial ist UNBEGRENZT“, erklärte Trump. Damit stößt er ungefähr ins selbe Horn wie russische Offizielle, die im Zuge von Trumps erstaunlicher Russland-Annäherung wiederholt die Chance witterten, US-amerikanische Unternehmen wieder nach Russland zu holen.
Höhepunkt 2013 – seitdem fahren die USA den Handel mit Russland zurück
Was aber meint Trump? Falls sein Statement den bilateralen Handel betrifft, so erweist sich ein Blick auf die historischen Daten als bestenfalls ernüchternd. Im Jahr 2024 erreichte der bilaterale Handel zwischen Russland und den USA rund 3,5 Milliarden US-Dollar. Dabei blieben die US-Exporte mit knapp 526 Millionen US-Dollar weit hinter den im Gegenzug aus Russland stammenden Exporten zurück.
Seinen Höhepunkt hatte der Handel zwischen den USA und Russland im Mai 2014. Damals hatten die Exporte der USA nach Russland rund 12,5 Milliarden US-Dollar betragen. Trotzdem war das nur ein Bruchteil des Gesamtexportvolumens der Vereinigten Staaten. Schon zwischen 2014 und 2022 war der US-Russland-Handel drastisch eingebrochen, nach 2022 zeigen die Daten von Trading Economics einen noch stärkeren Abfall.
Die für Russland wichtigsten Exportgüter der USA sind Impfstoffe, Blut, Toxine und Bakterienkulturen. Russland wiederum verschifft vor allem radioaktive Chemikalien in die USA – das Handelsvolumen machte allein im Februar 2025 rund 103 Millionen US-Dollar aus. Weiterhin exportiert Russland viel Platin und Düngemittel in die USA.
US-Unternehmen zurück in Russland – wie schnell ist das möglich?
Allerdings könnte Trump auch die Wertschöpfung gleich innerhalb Russlands meinen. Nachdem sich der US-Präsident im Frühjahr gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gestellt und sich auf Russland zubewegt hatte, kam in Russland die Hoffnung auf, dass US-Unternehmen sich wieder in Russland ansiedeln könnten.
Das ging so weit, dass der russische Wohlstandsfonds bereits Zeiträume angegeben hatte. Im Februar hieß es noch, dass sich schon im zweiten Quartal 2025 wieder US-Unternehmen in Russland ansiedeln könnten. Im Zuge des Ukraine-Kriegs hatten Dutzende West-Unternehmen Russland verlassen. Der Kreml wiederum setzte hohe Hürden für einen solchen Exit ein; unter anderem müssen Unternehmen mittlerweile hohe Abgaben zahlen, wenn sie Russland verlassen wollen. Diejenigen, die bleiben, müssen mit Enteignungen und Repressalien rechnen.
Handel mit Russland – ködert der Kreml Trump mit einem Tower?
Und dann wäre da noch die Aussicht auf einen Trump Tower mitten in Moskau. Offenbar haben russische Offizielle die Wiederbelebung von Plänen für einen Trump Tower diskutiert, berichtete die Moscow Times Ende April. Mit der Angelegenheit vertraute Quellen hätten angegeben, dass der Kreml einen „großen Deal“ in Erwägung ziehe, der einen Wolkenkratzer mit 150 Stöcken beinhalte. Trump selbst soll darin für die Grundsteinlegungs-Zeremonie in Moskau vorgesehen sein.
Russische Offizielle und große Unternehmen seien kurz nach Trumps Wahlsieg damit beauftragt worden, Vorschläge für die Kooperation mit den USA zu erarbeiten. Dabei sollten sie den Fokus auf Ideen legen, die Trump im Speziellen interessieren könnten.
Rubriklistenbild: © IMAGO / Newscom / AdMedia
