Technologie-Dschungel
Sicherheit vs. Frustration im Auto: Viele lehnen Assistenzsysteme ab
Bis zu 25.000 Leben könnten jährlich durch Assistenzsysteme gerettet werden, so eine Studie. Dennoch fehlt vielen Autofahrern das Vertrauen in die Technik.
München – Die Evolution im Fahrzeugbau ist beeindruckend: Vor wenigen Jahrzehnten waren Sicherheitsgurte und danach zum Beispiel Airbags technische Errungenschaften, die bis heute unzählige Menschenleben retten und in keinem Auto fehlen dürfen.
Das elektronische Zeitalter ermöglicht weitere, innovative Entwicklungen, welche die Sicherheit von neuen Modellen erhöhen: So ist seit Juli 2024 in der Europäischen Union eine neue Liste von Assistenzsystemen Pflicht, darunter Geschwindigkeitswarner und Notbremsassistenten. Mit den klassischen Autos von einst haben die rollenden Computer nicht mehr allzu viel gemeinsam.
Assistenzsysteme im Auto: Mehr Sicherheit, mehr Skepsis – „Frustration und unnötige Ablenkung“
Das Vertrauen der deutschen Autofahrer in Assistenzsysteme ist ausbaufähig: Laut einer Umfrage des Online-Marktplatzes Autoscout24 haben nur knapp 47 Prozent von 2000 Befragten ein „starkes Vertrauen“ in die Technik und sehen diese als nützlich an. Rund ein Viertel (25 Prozent) bringt Bremsassistenten, Totwinkelwarnern und ähnlichen Programmen in Autos keinerlei Vertrauen entgegen. Im Gegensatz dazu gaben gerade mal 9,5 Prozent der Personen an, auf die elektronischen Helfer nicht verzichten zu wollen.
Obwohl die Skepsis groß ist, wächst die Verbreitung solcher Systeme kontinuierlich und vor Jahren fanden Technologien wie Notbremsassistent, Spurhaltehilfe oder auch Müdigkeitserkennung Eingang in moderne Pkw. Siegfried Brockmann, Geschäftsführer Verkehrssicherheit und Unfallforschung bei der Björn Steiger Stiftung, erklärt: „Im Alltag begegnen Autofahrer häufiger Systemen, die primär den Fahrkomfort steigern sollen. Oft sorgen sie aber vor allem für Frustration und unnötige Ablenkung.“
Assistenzsysteme für mehr Sicherheit und Komfort – Appell an die Hersteller
Als Beispiel nennt Brockmann den Parkassistent: Dieser reagiert häufig unangebracht, wenn zum Beispiel an einer Ampel ein Passant vorbeiläuft. „Das wird von Fahrern als störend wahrgenommen“, erklärt der Experte. Sicherheitsrelevante Systeme wie der Notbremsassistent würden jedoch erst dann wahrgenommen, wenn sie in kritischen Situationen eingreifen.
Brockmann fordert von der Autoindustrie eine klarere Kommunikation, welche Assistenzprogramme für die Sicherheit entscheidend sind. Darüber hinaus nennt er zwei für ihn maßgebliche Faktoren, damit Autofahrer und -fahrerinnen neuen Technologien mehr Vertrauen entgegenbringen:
- Zuverlässigkeit der Technik.
- Erfahrung der Nutzer im Umgang mit den Systemen.
Technik im Auto: Assistenzsysteme verschlingen Geld, aber retten Leben
Laut einer Studie der Europäischen Kommission könnten bis 2038 durch den flächendeckenden Einsatz fortschrittlicher Fahrassistenzsysteme bis zu 25.000 Menschenleben pro Jahr gerettet werden. Besonders Autobahn- und Notbremssysteme haben das Potenzial, Unfälle durch menschliches Versagen erheblich zu reduzieren.
Während die Sicherheit dadurch erhöht wird, steigen allerdings auch die Entwicklungs- und Produktionskosten der Fahrzeuge massiv. Gleiches gilt für Werkstattbesuche, wenn die teuren Helferlein den Geist aufgeben. (PF)
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