Geschwindigkeitskontrolle
Piepton im Auto kann lästig werden: Fahrassistent wird ab 2024 zur Pflicht
Um die Sicherheit auf Europas Straßen zu erhöhen, sollen alle Autos mit einem Fahrassistenten ausgestattet werden. Die Systeme weisen jedoch noch einige Fehler auf.
München – Ob als Unterstützung beim rückwärts Einparken oder um den toten Winkel zu überwachen: Fahrassistenten erleichtern das Autofahren enorm. In einigen Fällen können sie allerdings auch zu Frust führen – wenn sie etwa pausenlos piepen, obwohl es keinen erkennbaren Grund gibt. Einige Autofahrer bevorzugen daher Automodelle ohne die Hilfsfunktion. Nachdem zuletzt eine große Führerschein-Änderung angekündigt wurde, sollen sich nun allerdings auch die Regeln für die Fahrassistenten ändern.
Die Geschwindigkeit während des Autofahrens soll durch das System überwacht werden
Bereits seit dem 6. Juli 2022 müssen neue Fahrzeuge mit dem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (Intelligent Speed Assistance, kurz ISA) ausgestattet werden. Das geht aus einer Regelung vom 12. November 2021 hervor. Diese Vorschrift soll ab Juli 2024 auf alle erstmals in der EU zugelassenen Autos ausgeweitet werden. Für Autofahrer bedeutet das: Das Tempo wird dann von ISA überwacht.
Laut der Webseite der Europäischen Kommission soll durch den Assistenten „die Zahl der Zusammenstöße auf Europas Straßen“ reduziert werden. Überschreitet der Autofahrer die vorgegebene Geschwindigkeit, macht der Assistent durch einen piependen Alarm darauf aufmerksam. Mit überhöhtem Tempo zu fahren, wird folglich deutlich erschwert. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, hat die Ampel-Koalition zudem eine neue Straßenordnung beschlossen, durch die mehr 30-Zonen folgen könnten.
Falscher Alarm kann ausgelöscht werden, wenn der Fahrassistent veraltete Daten hat
Ärgerlich kann es für Autofahrer werden, wenn sich das System strikt an die Geschwindigkeitsvorgaben hält, ohne jegliche Toleranz. Auch bei einer kurzen Überschreitung der Geschwindigkeit, etwa beim Überholen oder, um den Verkehrsfluss nicht zu behindern, würde das piepende Geräusch dann bereits ertönen.
Gelegentlich kommt es allerdings auch zu einem falschen Alarm, weil der Fahrassistent Verkehrsschilder falsch erkennt oder die Tempolimits des Systems veraltet sind, wie Professor Andre Seeck, Direktor bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), gegenüber heise.de erklärt. Bis eine Geschwindigkeitsänderung im System übernommen wird, dauere es „grob eineinhalb Jahre“, so Seeck. Zudem verwechsle der Geschwindigkeitsassistent häufig Tempo-Aufdrucke auf Lkws mit Verkehrsschildern und speichere folglich ein falsches Höchsttempo.
ADAC warnt vor Fehlerquote: „Raten dringend, sich nicht blind auf einen solchen Assistenten zu verlassen“
Damit die Systeme zukünftig also tatsächlich richtig funktionieren und Autofahrer nicht nerven, müssten noch einige Verbesserungen vorgenommen werden, befindet der Experte. Gleiches bestätigt auch Dr. Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Technik Zentrums: „Wir haben bei den Systemen eine Fehlerquote von durchschnittlich 10 Prozent festgestellt und raten daher dringend, sich nicht blind auf einen solchen Assistenten zu verlassen.“ Würde ein Blitzer ausgelöst werden, obwohl laut System nicht zu schnell gefahren wurde, hafte dennoch der Fahrer.
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Die entsprechende EU-Verordnung sieht vor, dass der Assistent das richtige Tempolimit auf mindestens 90 Prozent einer Gesamtteststrecke und mindestens 80 Prozent auf den drei Straßenarten – innerorts, außerorts und auf Autobahnen – erkennt.
Trotz bestehender Mängel kann der Fahrassistent zumindest trotz erhöhter Geschwindigkeit keine Zwangsbremsung durchsetzen, wie der ADAC auf seiner Webseite erläutert. Zwar gebe es Systeme, die die Geschwindigkeit selbstständig reduzieren können, bei allen Fahrzeugen lasse sich das System aber übersteuern, indem etwa einfach Gas gegeben wird. (tt)
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