Gefahr durch Altersarmut
Rente nach österreichischem Vorbild: So stellt man ein Einkommen im Alter sicher
Neben einer vielseitigen Rente nach österreichischem Muster, rät eine Rentenexpertin, privat Geld zu investieren. Mit einer klugen Strategie kann das Einkommen im Alter garantiert werden.
Berlin – Die deutsche Rentenversicherung steht angesichts des Ruhestands der Boomer-Generation zunehmend unter Druck. Die Ampel-Koalition verfolgt verschiedene Ansätze, verschärft aber mit dem Rentenpaket II nach Ansicht einiger Kritiker das Problem, weil das Rentenniveau langfristig garantiert bleiben soll. Es gibt unterschiedliche Ideen, die Rente zu retten – unter anderem durch eine stärkere private Altersvorsorge. Eine Rentenexpertin vom Sozialverband Deutschland (SoVD) will jedoch an am klassischen umlagefinanzierten Rente festhalten. Der Blick geht dabei – wie so oft – nach Österreich.
Rentenexpertin warnt vor Altersarmut und blickt nach Österreich und Schweden
Der „Ruf der Alterssicherung in Deutschland“ sei „viel schlechter“, als „sie wirklich ist“, sagte Henriette Wunderlich vom SoVD im Interview mit der Berliner Zeitung. „Wir sind überzeugt davon, dass das umlagefinanzierte System eine solide Grundlage bietet.“ Sie müsse allerdings an die „neuen Herausforderungen des demografischen Wandels angepasst werden“.
Denn das Risiko sei klar. „Ohne eine umfassende Anpassung des Systems werden wir auf eine wachsende Altersarmut zusteuern“, sagte Wunderlich. „Besonders betroffen wären Menschen mit niedrigen Löhnen, wie Frauen, die häufig in Teilzeit arbeiten oder längere Pausen wegen Kindererziehung oder Pflegezeiten einlegen.“
Nach Ansicht der Rentenexpertin läuft es bei der Rente im Ausland besser. Beispiele sind Schweden und Österreich. „Was beide Systeme von Deutschland unterscheidet, ist vor allem, dass sich die Arbeitgeber dort stärker an den Beiträgen beteiligen“, sagte Wunderlich. „In Österreich etwa zahlen Arbeitgeber mehr in die Rentenkassen ein als in Deutschland, was eine größere finanzielle Stabilität bietet.“ Zudem zahlt in Österreich der Arbeitgeber mehr ein als der Arbeitnehmer, wobei auch für Letztere die Beiträge höher als in Deutschland sind.
Bei der Rente in Schweden gebe es „als verpflichtende Ergänzung“ ein kapitalgedecktes System. „Von solchen Ansätzen könnten wir lernen, wie man die Verantwortung besser verteilt.“
Junge Menschen sollten privat für Rente vorsorgen: Strategie soll Einkommen langfristig sichern
Wunderlich rät jungen Menschen dabei etwa dazu, selbst vorzusorgen. Wer die Möglichkeit habe, „zusätzlich etwas beiseitezulegen“, sollte das machen. „Auch kleinere Beiträge können sich über die Jahre summieren und später eine wichtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente darstellen“, sagte die Rentenexpertin des Sozialverbands. Immerhin: Die Ampel-Koalition plant die Förderung von zertifizierten Aktien, Fonds und ETFs zur privaten Altersvorsorge.
Laut einigen Fachleuten können Rentner das angelegte Geld ab einer bestimmten Summe langfristig nutzen. Dabei dürfen sie laut dem Focus jährlich maximal vier Prozent des Vermögens entnehmen, „um das Kapital dauerhaft zu bewahren“. Das verbleibende angelegte Vermögen soll dann in den meisten Jahre genug Gewinn erwirtschaften, um die ausgezahlten Beiträge zu kompensieren. Mit knapp 375.000 Euro zur Auszahlung von 1000 Euro monatlich ist die nötige Summe jedoch durchaus hoch.
Sozialverband-Rentenexpertin Wunderlich hält dennoch wenig vom Wandel zur kapitalgedeckten Rente
Von einem grundsätzlichen Wandel zur kapitalgedeckten Rente hält die Expertin vom Sozialverband Deutschland (SoVD) dennoch wenig. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten würden die Märkte stark schwanken, „und das könnte die Alterssicherung vieler Menschen gefährden“, warnte Wunderlich laut Berliner Zeitung.
Private Modelle seien zudem nur für Menschen geeignet, die das nötige Kapital haben. „Das Problem ist, dass gerade einkommensschwache Gruppen bei einer kapitalgedeckten Rente außen vor bleiben würden.“ Bei der gesetzlichen Rente sei der Vorteil, „dass Arbeitgeber ihren Beitrag leisten und Bundeszuschüsse bereitstehen – das schafft ein Sicherheitsnetz, das es bei privater Vorsorge nicht gibt“. Wunderlich empfiehlt jungen Menschen deshalb, so früh wie möglich in die Rente einzuzahlen. Dabei sollen sie etwa auch bei Minijobs Beiträge zahlen – eine Option, die auch viele Rentner mit Nebenjob nutzen können.
Wie in Österreich: Sozialverband Deutschland will Rente zur Erwerbstätigenversicherung umbauen
Der Sozialverband Deutschland fordert deshalb, das bestehende Rentensystem zu einer Erwerbstätigenversicherung weiterzuentwickeln. Darin sollen alle Berufstätigen einbezogen werden. Im Gegensatz zur bisherigen Gestaltung der gesetzlichen Rente schließt das auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete mit ein.
„Dadurch würde das Beitragsvolumen deutlich steigen und das System breiter aufgestellt sein“, sagte Wunderlich der Berliner Zeitung. „Es wäre ein Schritt zu mehr Solidarität, da auch besser abgesicherte Gruppen ihren Teil zum Erhalt der gesetzlichen Rente beitragen würden. So könnten wir langfristig eine stabilere Finanzierungsbasis schaffen.“
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