Produktion gesichert
Nach Insolvenz des Marktführers: Rettung durch Übernahme eines Familienunternehmens
Ein nahezu 100 Jahre alter Familienbetrieb aus der Metallindustrie musste im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. Nun gibt es offenbar doch noch erfreuliche Nachrichten für den Weltmarktführer – dank eines Familienunternehmens.
Bielefeld – Von der Insolvenz des Traditionsunternehmens Umeta aus Bielefeld letzten Dezember waren 87 Mitarbeiter betroffen. Trotz der Schieflage lief die Produktion weiter. Das Unternehmen ist vor allem für seine Schmiernippel bekannt. Die kleinen und unauffälligen Teilchen halten Maschinen und Anlagen am Laufen - ob in einer Pipeline in Alaska oder einer australischen Brauerei. Nun können die Mitarbeiter aufatmen: Ein Lippstädter Familienunternehmen hat das Unternehmen gekauft und wird es weiterführen.
Insolvenz bei Weltmarktführer: Schieflage wegen Auftragsrückgang
Umeta wurde 1926 durch Hermann Ulrichskötter gegründet und ist heute führender Hersteller von Schmiertechnikkomponenten. Frank Maser übernahm 1993 von der Tochter des Gründers, Margarete Maser-Ulrichskötter, das Unternehmen in dritter Generation. „Geschäftsführer Frank Maser hat wirklich alles versucht, um die Insolvenz abzuwenden“, meinte der Insolvenzverwalter Yorck Tilman Streitbörger zum Westfälischen Anzeiger. Mit der Übernahme durch die Firma Wiggentech aus Lippstadt bleiben nun 79 der 87 Arbeitsplätze bestehen. Ausgeschiedene Mitarbeiter seien durch eine Auffanggesellschaft versorgt.
Die letzten Jahre ging es bei Umeta sehr turbulent zu. Ein Großbrand im Jahr 2018 sorgte für einen Millionenschaden in der Bielefelder Produktionshalle. Dann folgte auf die Corona-Krise die Inflation und die Energie- und Materialkosten explodierten. Außerdem hatte auch Umeta wie viele andere Unternehmen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. 2023 brach die Auftragslage ein, „letztlich fehlte einfach das Geld“.
Drei Kaufinteressenten, Firma aus Lippstadt erhält Zuschlag für insolvente Firma: „Top-Lösung“
Nach dem Krisenjahr 2023, konnte das Schmiernippel-Unternehmen während des Insolvenzverfahrens wieder stabilisiert werden. Die Geschäfte wurden in den darauffolgenden sechs Monaten erfolgreich weitergeführt. Drei Kaufinteressenten kamen zuletzt nach intensiven Verhandlungen in die engere Wahl. Mit der Wiggentech GmbH aus Lippstadt und deren Inhaber Dr. Michael Wiggen, der auch die Umeta-Geschäftsführung übernehmen wird, konnte nach Zustimmung durch den Insolvenzverwalter und der Gläubiger „ein vorzüglicher Branchenkenner mit langjähriger Erfahrung“ gewonnen werden.
Insolventer Weltmarktführer: „Top-Lösung“ für das Unternehmen gefunden
Laut Insolvenzverwalter Streitbörger sei eine „Top-Lösung“ gefunden worden. Der Enkel des Unternehmensgründers und bisherige Umeta-Geschäftführer, Frank Maser werde als externer Vertragspartner den Vertrieb von Umeta-Produkten in Nordamerika übernehmen. Die US-Zweigstelle war von der Insolvenz der deutschen Muttergesellschaft nicht betroffen.
Das Sortiment von Wiggentech, dem Hersteller für Drehteile und Verbindungsteile, wird nun um jenes des Schmiernippel-Herstellers erweitert. Die Angebote würden sich „in Technologie und Herstellung sehr gut ergänzen“, meint Wiggen in einer Unternehmensaussendung zur Übernahme. „Darüber hinaus versprechen wir uns vom internationalen Vertriebsnetz der Umeta Umsatzzuwächse für beide Unternehmen“. Der neue Geschäftsführer betont außerdem die tolle Zusammenarbeit: „Das gesamte Team hat uns mit offenen Armen empfangen. Wir freuen uns schon darauf, in zwei Jahren gemeinsam das 100-jährige Umeta-Jubiläum zu feiern.“
Happy End auch für andere insolvente Unternehmen?
Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die ums Überleben kämpfen, steigt stetig an – ein Ende ist nicht in Sicht. In diesem Jahr wurden bereits ein Drittel mehr Insolvenzen verzeichnet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. KaDeWe, der Reiseveranstalter FTI oder einer der größten Matratzenhersteller Europas mit Sitz in Deutschland sind nur einige Beispiele.
Doch hin und wieder gibt es auch positive Nachrichten nach einer Insolvenz: Neben Umeta könnte es auch Hoffnung für das insolvente Modeunternehmen Scotch & Soda geben. Nachdem kürzlich die Insolvenz und zahlreiche Filialschließungen bekannt gegeben wurden, sollen nun in Deutschland neue Filialen eröffnet werden – das Unternehmen überrascht diese Woche mit einer unerwarteten Kehrtwende.
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