Kampf ums Überleben
Mercedes erlebt Elektroauto-Fiasko in China: 0 verkaufte EQE-Modelle
Auf dem bedeutenden Verkaufsmarkt China stößt Mercedes auf erhebliche Schwierigkeiten beim Verkauf von Elektroautos. Die Zahlen der letzten Monate verdeutlichen das Dilemma.
Stuttgart/München - Die Erfolgsgeschichte deutscher Autobauer in China wackelt. Wenn es um das Elektroauto-Dilemma geht, dient die Absatzstatistik von Mercedes-Benz in China als Paradebeispiel:
Der Stuttgarter Autobauer verzeichnete in der Volksrepublik über viele Jahre satte Gewinne mit Verbrennerfahrzeugen, die dem Konzern und der hiesigen Wirtschaft zugutekamen. Mit dem Übergang zur Elektromobilität gerät der Motor jedoch ins Stottern.
Elektrische E-Klasse Mercedes EQE: Vom Vorzeigeprojekt zum Ladenhüter
Die Verkaufszahlen für hiesige Elektroautos der Premiumklasse sind nämlich ernüchternd. Besonders hart trifft es im laufenden Jahr Mercedes: Die elektrische E-Klasse, das Modell EQE, findet in China kaum Käufer.
Die jüngsten Neuzulassungen für die Modellreihe sind ein weiterer Schock für den Hersteller. Seit Anfang 2024 dümpeln die monatlichen Zahlen im niedrigen zweistelligen Bereich. Die zweite Jahreshälfte bringt das Desaster richtig zum Vorschein: Im Juli wurden neun Mercedes EQE zugelassen, im August zwei, im September sieben – und im Oktober kein einziges Exemplar.
Mercedes und das Elektroauto-Dilemma auf dem chinesischen Markt
Damit blieb die elektrische E-Klasse auf dem weltweit größten Automarkt komplett ohne Abnehmer. Insgesamt konnte Mercedes 2024 bislang weniger als 300 Ausführungen des Mercedes-Benz EQE verkaufen.
Auch das SUV-Pendant des EQE ist ein Ladenhüter und erzielte in China lediglich 291 Verkäufe, obwohl es laut dem Portal Mercedes-Fans mit teils über 40 Prozent Rabatt angeboten wurde. Während zum Beispiel ein EQE SUV hierzulande mindestens 83.000 Euro kostet, ist der Crossover im Reich der Mitte schon für umgerechnet 47.000 Euro zu haben.
Bei den Kompaktmodellen der Premiummarke sehen die E-Auto-Verkaufszahlen kaum besser aus: Im Oktober wurden nur 94 EQA sowie 191 EQB abgesetzt.
Hohe Rabatte für E-Autos helfen Mercedes und Audi bis dato kaum
Mercedes versucht zwar, mit Preisnachlässen gegenzusteuern, doch der Erfolg scheint auszubleiben. Auch Audi hat mit diesen Herausforderungen zu kämpfen: 2023 verkaufte der Hersteller 31.171 vollelektrische Fahrzeuge in China – bei einem Gesamtabsatz von 729.000 Fahrzeugen entspricht das einem Anteil von weniger als fünf Prozent.
Während die deutschen Hersteller in China straucheln, boomt der Markt für Elektroautos: Im Oktober stiegen die Verkäufe um mehr als 60 Prozent auf 1,3 Millionen Einheiten... Lokale Marken wie BYD, Geely oder BAIC dominieren mit innovativer Technik, stilvollem Design und günstigen Preisen.
Mercedes sold 0 EQE in October in China despite almost 50% discounts. pic.twitter.com/aB0NLB3Rc7
— AJ (@alojoh) November 29, 2024
Deutsche Elektroautos hingegen gelten in den Augen vieler chinesischer Käufer als unattraktiv. Probleme bei Reichweite und Software sowie hohe Preise lassen laut T-Online die Modelle im Wettbewerb alt aussehen.
Automarkt China: Der Wandel zu E-Mobilität gefährdet Mercedes und Co.
Die schwachen Zahlen der deutschen Elektroautos zeigen eine unangenehme Wahrheit: In China sind Mercedes, Audi oder BMW nur dann gefragt, wenn sie mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sind. Aus Sicht des Münchner Herstellers macht jedoch Hoffnung, dass der vergleichbare BMW i5 besser performt als die elektrische E-Klasse: Das Mittelklasse-Elektroauto verkaufte sich in China zuletzt je nach Monat zwischen 700 und 1000-mal.
Doch während die Nachfrage nach Elektroautos im Gegensatz zu Deutschland rasant wächst und bereits fast die Hälfte des Marktes ausmacht, scheinen die deutschen Autobauer weiterhin den Anschluss zu verlieren. Und damit auch eine Menge Geld, das der hiesigen Industrie flöten geht.
Mercedes und Audi kämpfen im Elektro-Zeitalter in China ums Überleben
Trotz der Krise bleibt China ein zentraler Markt für Mercedes und andere deutsche Autobauer. Konzernchef Ola Källenius betonte jüngst, wie entscheidend der Erfolg in China für den globalen Markt ist: „Wir müssen in China erfolgreich sein, um weltweit erfolgreich zu sein.“ Vermehrt soll dies auch durch lokale Produktion vor Ort gelingen.
Audi ruft zu diesem Zweck für China eine eigene Marke ins Leben. (PF)
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