Neue Trump-Ära
Neue Weltordnung hat Folgen: „Die USA könnten in etwa drei Jahren pleite sein“
Der vermögende Investor Ray Dalio äußert Bedenken, dass Europa zum Marionettenspieler der Supermächte werden könnte und auch Deutschland riskiert, seinen globalen Status zu verlieren. Parallel dazu droht in den USA eine Schuldenkrise.
Düsseldorf - Mit weiteren Zöllen will US-Präsident Donald Trump zusätzlichen Druck auf China ausüben, während China vor Gegenmaßnahmen warnt. Der Zollstreit der beiden Wirtschaftsmächte wird auch Europa und damit Deutschland nicht unberührt lassen. Ray Dalio, der milliardenschwere Investor und Gründer des weltweit größten Hedgefonds Bridgewater, sieht derzeit keinen Ausweg für Europa. In einem Interview mit dem Handelsblatt erklärt er, wie Europa in der Auseinandersetzung zwischen den Großmächten zunehmend wirtschaftlich an Boden verliert und wie sich eine drohende Schuldenkrise in den USA abzeichnet.
Laut Investor: Trotz „soliden Finanzen“ droht Deutschland seinen Weltstatus zu verlieren
Auf die Frage, ob sich bald ein Krieg anbahnt, erklärt Dalio, dass sich die Welt bereits „in einem großen, neuen Krieg“ befinde. Er verweist auf die Konflikte zwischen den USA und China, die seiner Meinung nach zu Handels-, Wirtschafts- und geopolitischen Kriegen eskaliert sind. Und mittendrin stehe das „schwache und gespaltene“ Europa, das Gefahr laufe, zum Spielball der Großmächte China, USA und Russland zu werden.
„Eine Verschiebung der geopolitischen Macht zugunsten der Supermächte wird die Verwundbarkeit Europas nur noch verstärken“, betont Dalio. Zudem geht er davon aus, dass sich die Konflikte weiter verschärfen und Europa „wirtschaftlich weiter an Boden verlieren“ werde. Dalio erklärt, dass Europa, genauso wie Deutschland, wenig Erfindungsreichtum zeige und an Wettbewerbsfähigkeit verliere, was die Wirtschaft schwäche.
Im Kontext von Deutschland erklärt Dalio, dass das Land derzeit die solidesten Finanzen weltweit habe. Doch „solide Finanzen allein reichen nicht aus.“ Er warnt davor, dass Deutschland seinen Status in der Welt verlieren wird, falls die notwendigen Reformen ausbleiben. Ebenso würden die hierarchischen Strukturen, die strenger sind als in den USA, die Innovation einschränken.
„Beginn einer neuen Weltordnung“: Europa bleibt gegen China und den USA außen vor
Der Streit setzt Europa jedoch nicht außen vor. Trump warnte bereits vor Zöllen gegen Europa und erklärte, dass er insbesondere die Autobranche ins Visier nehmen wolle. Der Republikaner kritisiert, dass so wenig Agrar- und Autoimporte aus den USA nach Europa kommen und dass die EU aufgrund dieses Handelsdefizits die USA über den Tisch zieht. Außerdem setzen die bereits verhängten Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl der europäischen Wirtschaft zu. In einem Bericht stellt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fest, dass die Zölle die heimische Metallproduktion schwächen werden, Europa zunehmend von Drittländern abhängig sein wird und die grüne Transformation erschwert bleibt.
„Was wir gerade erleben, ist der Beginn einer neuen Weltordnung. Im Laufe der Geschichte haben starke Länder die schwächeren immer wieder ausgebeutet. Wenn ich Europäer wäre, würde ich mir Sorgen machen und mein Bestes geben, um mich auf das vorzubereiten, was wahrscheinlich auf mich zukommt“, erklärt Dalio. Damit bezieht er sich unter anderem auf die Friedensverhandlungen zwischen den USA und Russland im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, bei denen Europa außen vor gelassen wird, was bedeutet, dass die Verhandlungen nicht im besten Interesse Europas geführt werden.
Droht der Schuldenkollaps in den USA unter Trump?
Aber nicht nur für Europa sieht er ein Problem. Die Staatsverschuldung in den USA bereitet Dalio zunehmend Sorgen. „Ich denke, die USA könnten in etwa drei Jahren pleite sein – plus/minus zwei Jahre“, sagt er im Interview. Aktuell liegt die Staatsverschuldung bei 127 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), im Vergleich dazu beträgt sie in Deutschland 60 Prozent des BIP. Wann der US-Wirtschaft der Ruin drohe, kann Dalio jedoch nicht mit Sicherheit sagen. „Ich kann nur sagen, dass die Risiken schnell zunehmen und ernst zu nehmen sind“, fügt er hinzu.
Der Weltbankenverband (IIF) geht davon aus, dass sich die Staatsverschuldung in den USA auf 130 Billionen US-Dollar bis 2028 summieren wird und damit in den Jahren bis dahin um mehr als 35 Prozent zunehmend wird. Die Staatsverschuldung erklärt der Verband mit der steigenden Zinsaufwendung des Staats und dem hohen Anteil des Haushaltsgelds, das zu 60 Prozent fest eingeplant ist und schwer zu streichen. Verstärkt werde diese Entwicklung, sollte Trump seinen Wahlversprechen nachkommen und die Einkommenssteuer senken.
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