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Solarbranche im Umbruch

So viel Strom wie ein Riesen-Kraftwerk auf den Dächern: „Ein phänomenaler Energiewandel“ in Europa

Vor wenigen Wochen musste das Solarunternehmen Otovo einen Stellenabbau verkünden. Trotzdem ist der CEO und Gründer der Firma positiv gestimmt.

Oslo – Die Solarbranche befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Während auf der einen Seite die Solarkraft in Deutschland mittlerweile 11,9 Prozent der Stromerzeugung ausmacht und die Branche einen Boom erlebt, gibt es auf der anderen Seite eine Pleitewelle und Stellenabbau. Allen voran sind dabei die Hersteller von Solaranlagen, die durch die Konkurrenz aus China ins Straucheln gekommen sind. Darüber hinaus wächst der Markt nicht mehr so stark, wie in Zeiten der Energiekrise, als die Angst vor hohen Gas- und Öl-Preisen Verbraucher in die Arme der Erneuerbaren Energien laufen ließ.

Solaranbieter müssen Stellen abbauen – einige Firmen gehen insolvent

Einer der Unternehmen, die diese Schwankungen besonders zu spüren bekommen, ist die Solarplattform Otovo. Anfang September gab Firmengründer und CEO Andreas Thorsheim auf LinkedIn bekannt, dass das Unternehmen fast 50 Prozent ihrer Mitarbeitenden entlassen muss. 170 Menschen verlieren ihre Jobs.

Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA gibt Andreas Thorsheim Auskunft über die Lage im Unternehmen und in der Solarbranche in ganz Europa. Er erklärt, wo Solar gerade besonders stark wächst und welche Weichen seiner Ansicht nach für die Zukunft gestellt werden müssen.

Südeuropa und Polen haben bei Solarenergie die Nase in Europa vorn

Herr Thorsheim, vor einigen Wochen mussten Sie einen Stellenabbau bei Otovo bekanntgeben, fast 50 Prozent ihrer Mitarbeiter müssen gehen. Wie läuft dieser Prozess im Unternehmen gerade?
Es ist natürlich unangenehm. Wenn man Menschen entlassen muss, gibt es keinen Weg, das schönzureden. Das passiert, weil die Dinge nicht wie geplant laufen und man seine Versprechen gegenüber den Mitarbeitern und Investoren nicht einhält. Das tut weh – für mich als Gründer, für die Betroffenen und auch für diejenigen, die bleiben und die Arbeit fortsetzen müssen. Es ist also ein schmerzhafter Moment für uns - aber auch für die Solarindustrie in Deutschland und Europa insgesamt. Es gibt gerade eine Welle an Entlassungen und sogar Insolvenzen in der Branche. Mehrere Unternehmen im Bereich grüner Energie sind 2023 und 2024 von einer Verlangsamung der Transformation betroffen.
Sie sprechen von einer „Verlangsamung“ - meinen Sie damit die Kurskorrektur, nachdem der Ukraine-Krieg der Solarbranche einen Boom beschert hat?
Ja genau, es ist ein „Solarcoaster“, also eine Achterbahn in der Solarbranche. Ich denke, es ist ein zyklisches Geschäft, das auf einem massiv wachsenden Trend aufbaut. Wir haben mehrere Jahre erlebt, in denen wir um mehr als 100 Prozent gewachsen sind. Das war 2019 und 2020 der Fall. Dann hatten wir 2021 ein flaches Jahr, und dann wieder ein Jahr mit 100 Prozent Wachstum. Und dann ging es 2024 um 30 Prozent nach unten, in einigen Märkten sogar um 80 Prozent, wie in Norwegen. Aber auf mittlere Sicht wächst Solar weiter. Ich glaube, die erfolgreichsten Unternehmen sind diejenigen, die in der Lage sind, Erschütterungen und Schwankungen zu absorbieren. Diese Art von Erfahrungen wird sehr robuste Unternehmen formen, die durch die Corona-Krise, die Lieferkrise, die Energiekrise und deren Nachwirkungen in der Lage waren, ihre Geschäftsmodelle, ihre Lagerplanung und ihre Preisgestaltung anzupassen. Diese Unternehmen werden in den kommenden Jahrzehnten unglaublich erfolgreich sein.

Machen Sie auch einen der zehn häufigsten Fehler beim Heizen?

Wenn Möbel vor dem Heizkörper stehen und ihn verdecken, kann sich die Wärme nicht gleichmäßig verteilen.
1. Heizung zustellen: Wenn Möbel vor dem Heizkörper stehen und ihn verdecken, kann sich die Wärme nicht gleichmäßig verteilen. Das treibt die Heizkosten unnötig in die Höhe. Laut „verbraucherzentrale.de“ sollte ein Sofa mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Heizung haben. Auch an Vorhängen staut sich Wärme. © IMAGO
Küche und Schlafzimmer müssen nicht über 20 Grad warm sein, 18 Grad reichen völlig aus.
2. Falsche Temperaturen: Behalten Sie das Thermometer im Auge: Küche und Schlafzimmer müssen nicht über 20 Grad warm sein, 18 Grad reichen völlig aus. Kinder-, Arbeits- und Wohnzimmer dürfen etwas wärmer sein. Damit sich kein Schimmel im Bad ansetzt, sollte die dortige Temperatur im Rahmen von 22 bis 24 Grad bleiben. © IMAGO
Viele Menschen drehen die Heizung im Bad erst kurz vor der Nutzung – beispielsweise zum Duschen – auf.
3. Kurzes Aufheizen: Viele Menschen drehen die Heizung im Bad erst kurz vor der Nutzung – beispielsweise zum Duschen – auf. Dadurch bleiben die Wände aber weiter kalt. Beim Kontakt mit der kühlen Oberfläche kondensiert die warme, feuchte Luft und es bildet sich leicht Schimmel.  © IMAGO
Ein beliebter Fehler ist es, die nasse oder feuchte Wäsche auf den Heizkörper zu legen.
4. Wäsche auf dem Heizkörper trocknen: Ein beliebter Fehler ist es, die nasse oder feuchte Wäsche auf den Heizkörper zu legen. Dadurch geht viel Wärme verloren und die Heizleistung verringert sich. Außerdem steigt die Luftfeuchtigkeit schnell an, was ein idealer Nährboden für Schimmel ist. © IMAGO
Heizen und Lüften gehen Hand in Hand. Vermeiden Sie es, die Fenster dauerhaft zu kippen.
5. Falsches Lüften: Heizen und Lüften gehen Hand in Hand. Vermeiden Sie es, die Fenster dauerhaft zu kippen. Dadurch kühlen lediglich die Wände nahe der Fenster aus und die zuvor erwärmte Luft geht verloren. Besser ist es, regelmäßig stoß- und querzulüften.  © IMAGO
Im Winter mögen wir es schön kuschelig und warm zuhause.
6. Zu viel Wärme. Im Winter mögen wir es schön kuschelig und warm zu Hause. Übertreiben sollten wir es dabei nicht: Jedes zusätzliche Grad bedeutet etwa sechs Prozent mehr Heizkosten. Deshalb ist es besser, sich an Temperaturen um die 20 oder 21 Grad zu gewöhnen und innen wärmere Kleidung zu tragen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. © IMAGO
Auf den ersten Blick erscheint es naheliegend, die Heizung komplett auszuschalten, wenn niemand zuhause ist.
7. Heizung komplett ausschalten. Auf den ersten Blick erscheint es naheliegend, die Heizung komplett auszuschalten, wenn niemand zu Hause ist. Tatsächlich führt das nur zu einem unnötigen Energieverbrauch: Die Aufheizung der Räume fordert mehr Energie ein, als durch das Ausschalten eingespart wurde. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Wenn die Wärme innerhalb der eigenen vier Wände ständig entweicht, können poröse Fenster- und Türrahmen schuld daran sein.
8. Undichte Fenster und Türen: Wenn die Wärme aus den eigenen vier Wänden ständig entweicht, können durchlässige Fenster und Türen schuld daran sein. Undichte Stellen lassen sich mit Schaumstoff- oder Gummidichtungsbändern aus dem Baumarkt auffüllen. © IMAGO
Das Mitheizen durch eine geöffnete Tür ist keine gute Idee.
9. Mitheizen durch offene Tür: Ein kalter Raum lässt sich erwärmen, indem die Tür zu einem benachbarten Zimmer geöffnet wird, das bereits warm ist: Theoretisch klingt das nach einer guten Idee. Praktisch erhöht sich dadurch die Gefahr der Schimmelbildung, da die ausströmende warme Luft sehr feucht ist und sich an den kalten Wänden anlagert.  © IMAGO
Durch das Lüften soll die Luftfeuchtigkeit aus dem Raum entweichen und gegen Frischluft ausgetauscht werden.
10. Türen beim Lüften nicht schließen: Durch das Lüften soll die Luftfeuchtigkeit aus dem Raum entweichen und gegen Frischluft ausgetauscht werden. Wenn die Türen beim Lüften geöffnet sind, zieht die Luftfeuchtigkeit aber einfach in einen anderen Raum. Deshalb ist es besser, die Zimmertüren zu schließen. Laut „stromvergleich.de“ lassen sich damit bis zu 20 Euro pro Jahr sparen.  © IMAGO/Valerii Honcharuk
Otovo wurde 2016 gegründet und hat innerhalb von kurzer Zeit sein Geschäft auf 13 Länder expandiert. War das in der Rückschau betrachtet zu schnell?
Ich bereue es nicht, in vielen Märkten präsent zu sein, denn das ist eine gute Möglichkeit, die unterschiedlichen Schwankungen auf Länderebene abzufangen. Energiepreise, Kaufkraft der Verbraucher, Zinssätze und politische Rahmenbedingungen ändern sich drastisch zwischen den Ländern. 2021 ist der polnische Markt von einem Monat auf den anderen um mehr als 90 Prozent eingebrochen – aufgrund politischer Änderungen. 2022 war dasselbe in Italien der Fall, ausgelöst durch Subventionsänderungen. Für uns bedeutet die Präsenz in mehreren Märkten, dass wir darauf reagieren können und Ressourcen in Märkte einsetzen können, die gerade wachsen, während wir uns in langsameren Märkten zurückhalten. Das ist ein gutes Überlebenskonzept auf lange Sicht. 
Was wir aber unterschätzt haben, sind Phänomene, die alle Länder gleichzeitig treffen. Corona hat alle getroffen, die Energiekrise auch. Das haben wir nicht kommen sehen.
Durch Ihre Präsenz in mehreren Ländern in Europa haben Sie einen guten Einblick in die Gesamtlage in der Solarbranche auf europäischer Ebene. Welche Länder sind denn gerade Vorreiter?
Südeuropa ist gerade besonders stark. Der offensichtliche Grund dafür ist der natürliche Vorteil als sonnenreiche Gegenden. Unser Geschäftsmodell ist dort auf eine andere Art robust, weil es in Spanien doppelt so viel Sonne gibt wie in Nordeuropa. Aber in den letzten Jahren haben die südeuropäischen Länder besonders von einem Rückgang der Inflation profitiert, während ihre Kaufkraft und Lohnzuwächse gut waren. Sie haben Industrien, die mehr auf Tourismus und weniger auf Produktion angewiesen sind. Und das hat dazu geführt, dass die Italiener, Portugiesen und Franzosen in diesem Jahr mehr Geld in der Tasche hatten als im Jahr zuvor. Diese Märkte haben sich also stärker erholt als Volkswirtschaften, die wir traditionell als stärker ansehen.
Und Polen ist ein extrem robuster Markt für Solar, der weiterhin stark wächst. Die polnischen Politiker sind traditionell sehr verlässlich, wenn es um die Solarenergie geht, und dadurch hat das Land in den letzten fünf Jahren ebenso viele Solaranlagen im Jahr installiert wie Deutschland, obwohl sie nur die Hälfte der Bevölkerung haben.
Woran liegt das?
Die Polen wollen sich von der Kohleverstromung lösen und vor allem von russischem Gas. Polen hatte die schmutzigste Stromversorgung in Europa mit viel lokal erzeugter Braunkohle und der Pipeline aus Russland, und beide Optionen sind aus heutiger Sicht unattraktiv. Das sind also sehr, sehr starke Anreize, in Solar zu investieren. Ich komme aus Norwegen, einem energie- und wasserreichen Land. Das größte Wasserkraftwerk in Norwegen produziert drei Terawattstunden Strom pro Jahr. Die Polen erzeugen allein auf normalen Hausdächern genauso viel neue Energie wie dieses Kraftwerk jedes Jahr. Sie installieren also im Grunde jedes Jahr eines der größten Stromkraftwerke Europas auf ihren Dächern. Und das, was sie letztes Jahr installiert haben, verschwindet ja nicht. Es wird einfach jedes Jahr mehr. Es ist also ein phänomenaler Energiewandel, der in Polen stattfindet. 
Andreas Thorsheim ist der CEO und Gründer der Plattform Otovo.
In Deutschland haben wir auch einen großen Solarboom erlebt. Das hat aber auch eine Kehrseite, denn das Angebot übersteigt mittlerweile teilweise die Nachfrage - und treibt die Preise in den Keller. Das ist für Verbraucher eine gute Sache, aber für Netzbetreiber (und den deutschen Steuerzahler) nicht. Wie gehen andere Länder mit negativen Strompreisen um?
Diese Situation hat einen Nachfrage-Boom nach Batterien ausgelöst. Vor anderthalb Jahren hatten 20 Prozent der in Europa verkauften Systeme eine Batterie. Das heißt, 80 Prozent der Solaranlagen waren nicht an eine Batterie angeschlossen. Im September dieses Jahres sind es mehr als 60 Prozent. Wer führt das Feld an? Deutschland, weil dieses Problem dort am akutesten ist. In Deutschland wurde fast jedes einzelne Solarpanel, das 2024 installiert wurde, mit einer Batterie verbunden. Die Batterien können den Überschuss an Solarenergie in der Mittagszeit speichern und diese günstige Energie auf die Abendstunden übertragen. Für die Verbraucher sind das fantastische Nachrichten. Deutschland ist da an der Spitze, aber jedes einzelne Land wächst. Es gibt kein Land, das in den letzten Jahren nicht um 10 Prozentpunkte bei der Anbindungsrate von Batterien zugelegt hat. In den Niederlanden wurden in den letzten Jahren so viele Solaranlagen installiert, dass jetzt viele Batterien ohne Solaranlagen verkauft werden. Die Menschen kaufen also nur die Batterie, um tagsüber den günstigen Strom zu speichern für den Abend. Die Niederlande könnten das erste Land in Europa sein, in dem mehr Batterien als Solarsysteme verkauft werden.
Kommen wir zurück zu den Problemen in der Branche - schließlich müssen Sie gerade Stellen abbauen. Aktuell macht der Preisdruck aus China europäische Solarfirmen zu schaffen. Macht es Ihnen Sorgen, dass China auf dem Weg ist der wichtigste Solarproduzent für Europa zu sein?
Ich denke, es ist generell eine gute Nachricht, dass die Chinesen eine Überkapazität in ihrer Industrie geschaffen haben, wodurch eine Ware, die wir in Europa brauchen, sehr günstig geworden ist. Strategisch denke ich, ist das auch in Ordnung. Die importierten Solarmodule funktionieren unabhängig von der geopolitischen Lage. Selbst wenn China in zwei Jahren zum Feind würde, würden die Module noch 25 Jahre lang weiter funktionieren. Der globale Handel hat eine Hardware, die wir brauchen, erschwinglich gemacht und das sollte uneingeschränkt als gute Nachricht betrachtet werden. In anderen Bereichen sollten wir sorgsamer sein, und sollten besonders auf die smarteren Komponenten in den Systemen achten, denn diese sind für Europa strategisch am wichtigsten. Das bedeutet Batteriefabriken, Wechselrichterfabriken – das ist eine andere Geschichte, und wir sollten unbedingt Systeme schaffen, die die europäische Produktion ermöglichen. Und wir sollten Verbraucher dazu ermutigen, bei strategisch wichtigen Komponenten europäisch zu kaufen.
Erlauben Sie zum Abschluss einen Ausblick auf die Zukunft bei Otovo. Was erwarten Sie nach diesem schwierigen Jahr?
Wir sind sehr optimistisch, insbesondere was die Aussichten für Batterien angeht. Sie erweitern die Nutzungszeit der Solaranlage. Und wir glauben, dass nach der Neuausrichtung der Branche in den Jahren 2023 und 2024 das Jahr 2025 ein Wachstumsjahr wird, in dem Südeuropa die Führung übernimmt. Ich denke, Verbraucher können sich auf ein Jahr freuen, in dem sie wahrscheinlich die günstigste Kombination aus Solar- und Batteriesystemen erleben werden, die es je in Europa gab.

Rubriklistenbild: © Robert Poorten / IMAGO

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