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Rentenpolitik auf dem Prüfstand

Frühere Rente ist der Wunsch: Hat die Union vor, die „Rente mit 63“ zu streichen?

Eins ist sicher: Die Rentenpolitik wird für die nächste Bundesregierung eine dringende Aufgabe sein. Im Mittelpunkt steht: Motivation für längeres Arbeiten. Wird die „Rente mit 63“ gekippt?

Berlin – Jedes Jahr gehen Hunderttausende in Deutschland in den vorgezogenen Ruhestand. Die umgangssprachlich als „Rente mit 63“ bekannte Rente nach 45 Beitragsjahren erfreut sich großer Beliebtheit: 2023 haben 279.134 Personen laut Rentenstatistik erstmals eine Rente für besonders langjährig Versicherte bezogen. Weitere 212.611 Personen haben eine Frührente mit Abschlägen nach 35 Jahren in Anspruch genommen.

Rente mit 63: Die meisten Erwerbstätigen möchten vor 67 in den Ruhestand gehen

Das sorgt allerdings für die Volkswirtschaft durchaus für Probleme. Denn der demografische Wandel stellt das Land ohnehin vor großen Herausforderungen. Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln fehlen bis 2027 mindestens 728.000 Fachkräfte im Land.

Und das Problem droht sich zu verschärfen: Wie das Demographie Netzwerk ddn in einer neuen Studie feststellt, wollen 62,9 Prozent der Erwerbstätigen mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen. „Das Alter spielt dabei kaum eine Rolle - der Wunsch nach einem frühen Rentenalter ist in allen Altersgruppen zwischen 18 und 64 Jahren konstant hoch. Mehr als ein Drittel (37,5 Prozent) wollen sogar schon mit 61 oder früher in Rente. Bei Erwerbstätigen ohne Schulabschluss, Arbeitern und Personen mit Berufsausbildung überspringt der Wunsch nach einem frühen Renteneintritt bis 63 Jahre sogar die 70-Prozent-Marke“, schreiben die Autoren der Studie.

Gefragt wurden die Teilnehmenden der Studie aber auch, was sie denn zum längeren Arbeiten bewegen würde. Dabei haben 40,7 Prozent flexible Arbeitszeiten genannt. Ein Fünftel der Beschäftigten gaben jedoch an, unter keinen Umständen länger arbeiten zu wollen.

Abschaffung der Rente mit 63: Jens Spahn spricht sich für das Ende der Frührente aus

Aus diesem Grund werden Forderungen laut, die Anreize so zu verschieben, dass mehr Menschen länger arbeiten. Besonders der Wirtschaft ist die „Rente mit 63“ ein Dorn im Auge. Und auch innerhalb der CDU hat es Rufe nach einem Abschaffen des Modells, das 2014 unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeführt wurde. Besonders prominent trat der Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn in Erscheinung, der im Mai 2024 das Ende der Rente für besonders langjährige Versicherte forderte.

63 Prozent der Erwerbstätigen wollen früher in Rente gehen.

Wie sich eine Abschaffung der „Rente mit 63“ auswirken könnte, war daher auch Gegenstand einer Prognos-Studie vom Mai 2023. Diese hat als realistisches Szenario angenommen, dass die Rente für besonders langjährig Versicherte frühestens ab 2031 nicht mehr möglich sein würde – eine sofortige Abschaffung wurde zwar ebenfalls untersucht, allerdings ist das Szenario sehr unwahrscheinlich.

Studie berechnet Folgen: Abschaffung der Rente mit 63 entlastet Staat und Beitragszahler

So müssten die Beiträge in die Rentenversicherung nicht so stark steigen, wie bisher prognostiziert, wenn die Rente mit 63 ab 2031 abgeschafft würde. Prognos geht davon aus, dass die Rentenbeiträge bis 2040 unter 22 Prozent bleiben könnten und erst 2045 auf 22,3 Prozent steigen. Ohne Abschaffung der Rente mit 63 steigt der Beitragssatz 2040 auf 22,0 Prozent und klettert bis 2045 gar auf 22,8 Prozent. Auch der Bundeshaushalt würde dadurch entlastet werden, da die Zuschüsse aus Steuermitteln nicht mehr so hoch ausfallen müssten.

„Über den Betrachtungszeitraum kumuliert sich die Entlastung der Beitragszahlenden bis zum Jahr 2035 auf 91 bis 124 Mrd. Euro und bis zum Jahr 2045 auf 183 bis 227 Mrd. Euro. Die Entlastung des Bundeshaushalts liegt in der mittleren Frist bei rund 2 Mrd. Euro und steigt bis zum Jahr 2045 auf jährlich 3 bis 4 Mrd. Euro an“, schreiben die Studienautoren.

Deutsche Rentenversicherung braucht Reform der Rente: Zahlungsunfähigkeit droht

Ob es zur Abschaffung der Rente für besonders langjährig Versicherte kommt, ist alles andere als sicher. Denn dann würde sich die Politik mit Hunderttausenden im Land anlegen, die eine Rente vor dem 67. Lebensjahr hinfiebern. Und das dürften nicht wenige sein, wenn man sich die Zahlen des Demographie Netzwerks anschaut.

Sicher ist allerdings die nächste Rentenreform, die kommen muss. Darauf macht auch die Deutsche Rentenversicherung aufmerksam. „Die unterjährige Liquidität der Rentenversicherung ist zwar derzeit hinreichend gesichert. Aber schon 2027 könnte die Rentenversicherung im Herbst vorübergehend nicht in der Lage sein, aus eigenen Mitteln die Renten zu zahlen. Dazu darf es nicht kommen“, warnt Alexander Gunkel, alternierender Bundesvorsitzender des Bundesvorstands der DRV jüngst. Die nächste Bundesregierung solle hier rechtzeitig handeln, bevor es überhaupt zu einer Diskussion um eine Pleite der DRV kommt.

Die DRV fordert eine neue Bundesregierung zur Verabschiedung neuer Reformen so früh wie möglich. „Die derzeit noch vorhandene Rücklage der Rentenversicherung wird auf ihre Untergrenze abschmelzen und der Beitragssatz deutlich ansteigen. Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Regierungskoalition die für die gesetzliche Rentenversicherung, aber auch für die zusätzliche Altersvorsorge notwendigen Reformen möglichst frühzeitig auf den Weg bringt und falsche Weichenstellungen unterlässt“, so Alexander Gunkel.

Die Studie von Prognos hat auch den Effekt der Abschaffung der Frührente auf die Finanzsituation der DRV angeschaut und kam zu dem Schluss: Bis 2035 würde die DRV 101 Milliarden Euro sparen, bis 2045 sogar 204 Mrd. Euro. Auch das würde also die Rentenkasse zunächst entlasten.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Peter Widmann

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