Staatliche Förderung
Chinas finanzielle Unterstützung für BYD, SAIC und Co. - im Vergleich zu Deutschland
Hohe Subventionen stärken Chinas Autohersteller, doch nicht nur diese. Die EU setzt auf Strafzölle, über die VW und andere Marken geteilter Ansicht sind.
Peking/München - China-Hersteller gewinnen durch smarte Cockpits, überzeugende Elektrotechnologie und ein passables Preis-Leistungs-Verhältnis weltweit Marktanteile. Neben Innovationskraft stecken hinter dem Erfolg der Marken BYD, Geely, SAIC und Co. jedoch auch staatliche Subventionen in Milliardenhöhe.
Laut Handelsblatt erhielten über ein Dutzend chinesische Autobauer zwischen 2021 und 2023 rund 5,7 Milliarden Euro an direkten Fördergeldern. Des Weiteren seien die Anbieter in der Volksrepublik mit zehn Milliarden Euro an Steuervergünstigungen unterstützt worden.
BYD und Co: China-Hersteller profitieren von vielfältigen Subventionen
Diese Subventionen Chinas umfassen dem Bericht zufolge mehr als nur offensichtliche Gelder: Staatlich subventionierte Kredite, günstige Stromtarife und Baugrund zu Vorzugspreisen würden die Expansion der China-Hersteller vorantreiben. Unternehmen wie BYD erhalten demnach Kredite unter dem Leitzins und profitieren auch auf diesem Weg von einer Förderungspolitik, welche die Marktstellung stärkt. Laut einer Analyse durch Bilanzexperten seien zudem in diversen Geschäftsberichten kritische Posten wie Zinsaufwendungen zunehmend intransparent gestaltet.
Die EU reagierte auf die vermeintlich irregulären Subventionen und verhängte jüngst Strafzölle von bis zu 35,3 Prozent auf chinesische Elektroautos.
Mit Subventionen will China die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen
Diese Entscheidung stieß auf Gegenwehr bei deutschen Autoherstellern, die eine faire Konkurrenz fordern, jedoch wirtschaftlich stark vom chinesischen Markt abhängen.
Anders als in Europa, unterstützt die chinesische Regierung zudem offenbar gezielt Autobauer, um Arbeitsplätze zu sichern: BYD etwa beschäftigt mittlerweile mehr als 900.000 Mitarbeiter, weit mehr als Volkswagen mit seinen Konzernmarken (rund 670.000). Dabei hat VW selbst deutlich mehr Angestellte als der globale Marktführer Toyota.
Laut Automobilwoche will die Regierung in Peking so auch der hohen Jugendarbeitslosigkeit von fast 20 Prozent begegnen, wodurch China-Hersteller motiviert werden, möglichst viele Menschen einzustellen. Verdeutlicht wird das laut Handelsblatt durch eine vergleichsweise hohe Personalaufwandsquote (über 15 Prozent) im Vergleich zu deutschen Herstellern wie BMW und Mercedes-Benz (unter zehn Prozent).
Chinesische Wirtschaftspolitik: CATL erhielt 2023 die meisten Zuwendungen
Dass die chinesische Regierung heimische Autobauer so unterstützt, verdeutlicht auch, dass BYD und Co. ohne Transferleistungen im derzeitigen Verdrängungswettbewerb speziell auf dem chinesischen Automarkt kaum überlebensfähig zu sein scheinen.
Experten erwarten daher schon länger, dass es angesichts der Vielzahl an Herstellern in den kommenden Jahren zu einem Selbstreinigungsprozess kommen wird, bei dem sich so manche Marke aus wirtschaftlichen Gründen verabschieden muss.
Allerdings erhalten den Angaben zufolge auch globale Marktführer wie Batteriespezialist CATL Subventionen aus der Volksrepublik: Das Technologieunternehmen kassierte laut Nikkei Asia im vergangenen Jahr mit umgerechnet 725 Millionen Euro die höchste Unterstützung aller börsennotierten Firmen im Reich der Mitte.
China subventioniert Elektrotechnologie statt fossile Energien
Dahingehend hat sich der Fokus der China-Subventionen grundlegend gewandelt: Wurden früher staatliche Ölkonzerne finanziell gefördert, fokussiert sich die Volksrepublik nun massiv auf Elektrotechnik mit den dazugehörigen Branchen wie dem Verkehrssektor.
Laut Handelsblatt seien die Subventionen in Wahrheit viel höher anzusiedeln und die Praxis erinnere an den Aufbau der chinesischen Solarindustrie, die den deutschen Markt durch Dumpingpreise ins Wanken brachte.
Strafzölle der EU erzeugen Stirnrunzeln bei VW, BMW und Mercedes
Auf EU-Ebene soll durch Strafzölle ein derartiges Szenario in der Autoindustrie verhindert werden. Der Unterschied ist allerdings, dass speziell die deutschen Autokonzerne im Reich der Mitte nach wie vor lukrativ wirtschaften, wenngleich die Gewinne schrumpfen.
China hingegen prüft nach Inkrafttreten der Sanktionen Gegenmaßnahmen und könnte künftig EU-Staaten bevorzugen, die gegen die Zölle gestimmt haben, wie eben Deutschland. Zudem ist das Land offenbar daran interessiert, Autobauer der Bundesrepublik im eigenen Markt zu behalten, da dies auch die internationale Präsenz chinesischer Unternehmen stärkt und zudem eine Menge von Personal beschäftigt.
China subventioniert heimische Hersteller, Deutschland ebenfalls
Doch inwieweit sind die Strafzölle angesichts der China-Subventionen gerechtfertigt? Die Chefetagen von Volkswagen und Co. sind Berichten zufolge zwiegespalten. Denn auch die Bundesrepublik unterstützt nachvollziehbarerweise aus wirtschaftspolitischen Gründen die heimische Autoindustrie: Die drei hiesigen Autobauer erhielten zwischen 2016 und 2023 ebenfalls reichlich Zuwendungen der Politik.
Laut Philipp Immenkötter vom Forschungsinstitut Flossbach von Storch steht Volkswagen im Deutschland-Vergleich mit empfangenen 6,4 Milliarden Euro weit vorne auf der Liste. BMW folgt auf Platz zwei mit 2,3 Mrd. Euro, 1,5 Mrd. Euro erhielt Mercedes-Benz an staatlichen Subventionen.
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Deutsches Autosystem wird mit 17. Mrd. Euro pro Jahr subventioniert
Das seien jedoch nur die Milliarden, die direkt auf den Konzernkonten landeten: Abwrackprämien, E-Autoförderung und Steuervorteile sind hier noch nicht inkludiert. Dazu liefert das Umweltbundesamt weitere Daten: Demnach subventionieren deutsche Steuerzahler das automobile System mit rund 17 Milliarden Euro pro Jahr – alleine für Dieselsubventionierung, Entfernungspauschale, das Dienstwagenprivileg und die Förderung von Biokraftstoffen. Freilich betrifft dies nicht zwangsläufig deutsche Hersteller, jedoch zum größten Teil.
Bis Ende 2023 war Deutschland zudem das einzige Land weltweit, das Plug-in-Hybriden förderte, bei denen der Elektroantrieb oftmals nicht genutzt wird. So tut die deutsche Autoindustrie womöglich gut daran, sich bei den Strafzöllen der EU bedeckt zu halten. (PF)
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