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Antriebswende

China-Experte erklärt, warum bei E-Mobilität Welten zu Deutschland liegen

Worauf basiert der steile Aufstieg Chinas im Bereich E-Mobilität? Ein Experte entschlüsselt die Elektroauto-Strategie und erklärt, was in der Volksrepublik besser läuft.

Peking/Berlin – Mit einem enormen Tempo forciert China, weltweit einer der wichtigsten Absatzmärkte, die Umstellung von Verbrenner- auf Elektroantriebe. Für traditionelle Hersteller wie aus Deutschland bedeutet das, die Verkaufszahlen schrumpfen: Volkswagen und Co. verbuchten über viele Jahre einen Großteil ihrer Rendite mit Verbrennermodellen für die Volksrepublik.

Wirtschaftspolitisch sind für die rasante Entwicklung mehrere Gründe ausschlaggebend, einer davon ist der technologische Vorsprung, den sich chinesische Autobauer erarbeitet haben. Der Politikwissenschaftler Anders Hove arbeitete zwölf Jahre in Peking und verließ 2022 als Co-Leiter das deutsch-chinesische Energiewendeprojekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

China bei E-Mobilität auf der Überholspur: „Attraktive Modelle zum vernünftigen Preis“

Nun arbeitet der China-Experte am Oxford Institute for Energy Studies, mit Fokus auf das Reich der Mitte. Gegenüber Spiegel.de erklärt Hove die chinesische Strategie der Antriebswende und wie die Volksrepublik traditionelle Autoländer im Bereich E-Mobilität überholen konnte.

„Das liegt einfach daran, dass dort attraktive Modelle zu einem vernünftigen Preis verfügbar sind. In Europa und den USA kosten E-Autos immer noch einen ordentlichen Aufpreis gegenüber Verbrennern“, schildert der amerikanische Wirtschaftsexperte. Hove räumt mit der Verbreitung auf, dass der Erfolg chinesischer Autobauer mit irregulären Subventionen zu tun habe:

„Das lässt sich nicht mit Subventionen oder Elektroautoquoten erklären. Auch nicht mit geringeren Löhnen oder besserem Zugriff auf Rohstoffe. Das alles gibt es zwar, aber der Hauptgrund sind wirtschaftliche Größenvorteile: Die Batteriepreise sind dank der großen Nachfrage schnell gefallen und die chinesische Industrie hat in kürzester Zeit gelernt, die Produktionskosten enorm zu senken.“

E-Auto-Subventionen in China: Staatliche Förderung nach Vorbild des Westens

Kürzlich erklärte bereits China-Kenner Hove in einer Kolumne, dass der Aufstieg Chinas bei sauberen Energien „keineswegs nur eine Geschichte komparativer Vorteile im Rahmen des Freihandels“ ist. Die in der EU verbreitete These, dass sich irreguläre Methoden im Hinblick auf staatliche Förderung abspielen und dies dem bevölkerungsreichen Land einen Vorteil verschafft, ist für den 50-Jährigen ein Märchen: Vielmehr setze China Subventionen als eines seiner industriepolitischen Instrumente ein. „In vielen Fällen wurden diese von Modellen übernommen, die im Westen bereits angewendet wurden“,

Elektrische Sportwagenstudie von Hersteller JAC: China stellt mit hoher Geschwindigkeit auf E-Mobilität um.

Während in Deutschland und Co. der Einfluss des Staates auf die Wirtschaft eher herunterspielt werde, sei dieser für China übertrieben dargestellt. Die Wahrheit sei, dass die Volksrepublik trotz Planwirtschaft auch massiv den Wettbewerb und Innovationen fördert. Käufer von chinesischen Elektroautos profitieren nach Ansicht von Hove aber auch durch Überproduktion und den Konkurrenzdruck am Markt.

Ladeinfrastruktur für Elektromobilität: „Der Kontrast zu Europa ist gewaltig“

Die zweite große Komponente für den Vorteil Chinas in der E-Mobilität sei die zügig aufgebaute Ladeinfrastruktur: Der China-Experte betont, dass das Laden von Elektroautos in Asien deutlich unkomplizierter sei, als in Europa. Dank weit verbreiteter digitaler Zahlungssysteme wie Alipay oder WeChat dauert es laut Anders Hove oft nur Sekunden, bis der Ladevorgang beginnt.

Seit 2019 sei die Ladeinfrastruktur in China mit hohem Tempo erweitert worden: „Der Kontrast zu Europa ist gewaltig. Man muss nicht an jeder Station einzeln eine App herunterladen, um zu bezahlen, fünfmal alle persönlichen Angaben nennen und dann per Mail bestätigen. „Ich habe schon 2022 an einer chinesischen Säule keine 30 Sekunden verbracht, bevor Strom floss“, so Hove.

Der jüngste Aufschwung von Plug-in-Hybridmodellen in Europa und auch China sei ihm zufolge lediglich eine kurzfristige Erscheinung, langfristig führe kein Weg an rein elektrischen Fahrzeugen (BEV) vorbei.

Elektroauto-Absatz in China: Experte sieht andere Mentalität beim Autokauf

Zudem unterscheiden sich nach dessen Meinung auch die Konsumgepflogenheiten: „Wenn ich persönlich ein Auto kaufen würde, wäre mir die langjährige Qualität schon wichtig. Aber in dem Punkt sehen wir in China tatsächlich eine andere Mentalität.“

Chinesische Verbraucher sehen Elektroautos demnach weniger als langlebige Güter, sondern eher wie Elektronikprodukte, die alle paar Jahre durch neue Modelle ersetzt werden. Dies fördere die Nachfrage nach innovativen Fahrzeugen, die als aufregend und modern wahrgenommen werden. Was ebenfalls eine Rolle beim Kauf chinesischer E-Autos spielt, sei in China der zugenommene Nationalstolz - der aufgrund des Gegenwindes seitens USA und Westen zugenommen haben könnte. Der Umweltaspekt ist nach Meinung von Hove bei chinesischen Autokäufern untergeordnet.

Allerdings hat der Wirtschaftsforscher keine Zweifel, dass E-Mobilität die umweltfreundlichere Fortbewegungsart darstellt, selbst wenn der Strom noch nicht aus erneuerbaren Energien entsteht: „Weil Elektroautos so viel effizienter sind, haben sie selbst in der kohleabhängigsten Region Chinas über ihren Lebenszyklus 40 Prozent weniger CO₂-Emissionen als Verbrenner“, verweist er auf eine in Zusammenarbeit mit einer chinesischen Universität erstellte Studie.

Deutsche Autoindustrie und E-Mobilität: Lokale Produktion, klare politische Vorgaben

Müssen deutsche und europäische Autohersteller um ihre Zukunft fürchten? Hove sieht Hove keine exklusive Vorherrschaft Chinas in der Autotechnologie: weil E-Autos und auch Batterien aufgrund ihrer Größe und des Gewichts lokal produziert werden sollten. Westliche Konzerne hätten Potenzial, indem sie wie China auf lokale Innovations- und Produktionszentren setzen.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

Der Erfolg hängt jedoch auch von einer stabilen politischen Unterstützung ab, die im Westen oft schwankt. Das habe in China nämlich entscheidend dazu beigetragen, die Kosten der Batterietechnik zu drücken. „So ein Fortschritt kann nicht passieren, wenn die Politik hin- und herwechselt, je nachdem, was die Autohersteller gerade so von sich geben.“ (PF)

Rubriklistenbild: © IMAGO / NurPhoto

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