Standortprobleme
BMW-Tochter verschiebt Pläne für E-Auto-Produktion in Europa
BMW-Tochter Mini hatte vor, die Produktion neuer Elektroautos von China nach Europa zu verlagern. Nun hat der Hersteller offenbar seine Meinung geändert.
Oxford/München – Die weltweiten Handelsbeziehungen werden derzeit auf die Probe gestellt: Strafzölle und weitere protektionistische Maßnahmen sorgen für Unsicherheit in der Autoindustrie. Die EU verhängte höhere Einfuhrabgaben auf chinesische Elektroautos und zog sich Kritik aus der Volksrepublik zu. Auch die USA liebäugeln mit deutlich höheren Zöllen auf asiatische und europäische Fahrzeuge.
Gleichzeitig läuft die Elektromobilität in vielen Märkten nicht wie erhofft: Die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück, hohe Produktionskosten und Lieferkettenprobleme erschweren den Umstieg. In diesem Umfeld orientiert sich auch Mini neu: Die BMW-Tochter hatte große Elektroauto-Pläne für den Standort Europa – doch nun kommt der Rückzieher.
Mini ändert Elektroauto-Plan – Produktion bleibt bis auf weiteres in China
Mini wollte ab 2026 zwei neue E-Modelle – den dreitürigen Mini Cooper und den neuen Mini Aceman – im heimischen Werk Oxford in Großbritannien fertigen. Doch aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten wurden diese Pläne vorerst gestoppt, wie die britische Autocar schildert. Damit bleibt die Elektroauto-Produktion bis auf weiteres in China und wird nicht nach Europa geholt.
Ursprünglich hatte BMW angekündigt, rund 700 Millionen Euro in das britische Werk zu investieren, um den Standort bis 2030 vollständig auf E-Autos umzustellen. Mit dem Kurswechsel verzichtet das Unternehmen zunächst auch auf eine zugesagte Förderung der britischen Regierung in Höhe von 60 Millionen Pfund.
Handelskonflikte und E-Auto-Flaute beeinflussen Mini-Produktion
Hintergrund der Entscheidung sind laut Automobilwoche neben der E-Auto-Flaute auch wirtschaftspolitische Risiken. Demnach spiele die unklare Entwicklung bei den Handelszöllen eine Rolle, in diesem Zuge auch der Regierungswechsel in den USA: Der alte, neue Präsident Donald Trump drohte neben Asien und der EU auch Großbritannien mit zusätzlichen Abgaben auf bestehende Zölle.
Gleichzeitig sind die Handelsbeziehungen zwischen der EU und China weiterhin angespannt, was Auswirkungen auf die gesamte Automobilbranche hat. Die von der EU erhobenen Zusatzzölle für aus China importiere E-Autos liegen zwischen 17 und 35,3 Prozent. Kritik gibt es auch von der deutschen Autoindustrie, da sie Gegenreaktionen Chinas und höhere Exportkosten befürchtet.
BMW-Tochter Mini: Elektroautos kommen weiterhin aus China
Mini produziert seine Elektroautos aktuell hauptsächlich in China, in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Great Wall Motor (GWM). Eine Ausnahme ist die elektrische Variante des Mini Countryman, die in Leipzig vom Band läuft. Ansonsten werden in Europa fast ausschließlich Verbrennermodelle gefertigt.
Mini Oxford beschäftigt laut Autocar rund 4000 Mitarbeiter und produziert Autos für Märkte auf der ganzen Welt. Wirtschaftlich verlief das Jahr 2024 für Mini unzureichend: Der globale Absatz der BMW-Tochter sank um 17 Prozent auf rund 245.000 Einheiten. (PF)
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