Elektromobilität
Verbrennerverbot auf der Kippe: Die Zukunft der Autoindustrie bleibt ungewiss
Jahrelang galt der Abschied vom Verbrennungsmotor als beschlossene Sache. Doch der geplante Umbruch zur Elektromobilität bis 2035 steht vor großen Herausforderungen. Verkaufszahlen stagnieren, Experten warnen vor einer Krise.
Frankfurt – Das Jahr 2035 soll den entscheidenden Wendepunkt für die Elektromobilität markieren. Der Plan sieht vor, dass die letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor vom Markt verschwinden und nur noch Elektroautos zum Verkauf stehen. Doch während dieses Ziel angesichts der aktuellen Verkaufszahlen von E-Autos noch in weiter Ferne liegt, wirft es zugleich große Herausforderungen für die Branche auf.
Experten warnen, dass Autobauer bei Umsetzung in eine noch größere Krise stürzen könnten. Dabei befindet sich die Automobilindustrie bereits heute – zehn Jahre vor dem geplanten Umbruch – in der Krise. Der Wandel schreitet langsamer voran als erhofft und das in der EU beschlossene Verbot für Verbrenner ab 2035 gerät zunehmend ins Wanken.
Elektroautos: Schwache Absätze erschüttern den Markt
Große Automobilkonzerne wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Porsche hatten ehrgeizige Ziele verkündet, bis 2030 einen Großteil ihrer Fahrzeuge elektrisch zu verkaufen. Bisher geht dieser Plan nicht ganz auf. Die Absätze der E-Autos sind in den letzten Jahren gesunken. Laut Statistisches Bundesamt hatten 2023 hierzulande 18,4 Prozent bzw. 524.219 von insgesamt 2.844.609 neu zugelassenen Pkw einen Elektroantrieb.
Ursprünglich ging man davon aus, dass Elektroautos bis 2027 bereits ein Drittel des Marktes ausmachen würden. Doch laut Analysen von S&P Global Mobility wird dieser Anteil realistischerweise nur ein Viertel erreichen. Die neuen Berechnungen gehen zudem davon aus, dass das Verbrennerverbot erst 2040 kommen könnte, was eine längere Übergangsphase für Hersteller und Verbraucher bedeuten würde.
Verbrenner-Aus vor dem Aus? Neuer Plan kommt im März
Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen verhandelt derzeit mit Lobbygruppen und anderen Akteuren über einen Aktionsplan, der bereits im März präsentiert werden soll. Dabei vertreten die politischen Lager unterschiedliche Positionen: Die CDU fordert eine vollständige Rücknahme des Verbots, die SPD plädiert für eine pragmatischere Umsetzung, und lediglich die Grünen halten weiterhin an den strengen CO₂-Grenzwerten fest.
Union fordert Rücknahme von Verbrenner-Aus
Die Kritiker des Verbots argumentieren, dass Klimaziele nicht durch politische Vorgaben, sondern durch marktwirtschaftliche Anreize erreicht werden sollten. „Wir wollen unsere Klimaziele mit marktwirtschaftlichen Anreizen und Technologieoffenheit erreichen“, betont Daniel Caspary, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament gegenüber der WELT AM SONNTAG. Zudem fordert er eine Rücknahme des Verbrennerverbots und Überprüfung der Flottengrenzwerte.
Ein abruptes Verbot ab 2035 könnte einen massiven Einbruch der Verkaufszahlen der Autobauer bedeuten. Hält die EU am Ausstiegsdatum fest, droht ein Ansturm auf die letzten Verbrennermodelle im Jahr 2034, warnt ein Industrievertreter in der WELT. In der Folge könnten die Absätze ab 2035 drastisch einbrechen und die Autobauer würden in ein tiefes Loch fallen, sagen wohl auch Lobbyisten in Brüssel.
Trump tritt mit voller Wucht gegen Elektroautos
Nicht nur in Europa gibt es Unsicherheiten. In den USA plant Präsident Donald Trump offenbar eine radikale Wende in der Elektromobilität. Es wird erwartet, dass die 7500-Dollar-Gutschrift beim Kauf eines Elektroautos abgeschafft wird, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Förderung der Ladeinfrastruktur soll wohl gestoppt werden. Stattdessen werde Geld in die Produktion von Batteriematerialien fließen, um der Dominanz chinesischer Anbieter zu begegnen.
Gleichzeitig ist unklar, ob europäische Hersteller in China langfristig im E-Auto-Segment konkurrenzfähig bleiben. Chinesische Autohersteller wie BYD, SAIC und Nio drängen verstärkt auf den europäischen Markt, während europäische Marken in China Marktanteile verlieren.
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