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10 Millionen Euro
Alle haben gewarnt: In dieser AfD-Hochburg ergreift ein Investor Maßnahmen
Die AfD repräsentiert ein Standortrisiko für Deutschland. Trotzdem bekam sie viele Stimmen bei der Bundestagswahl. Die Konsequenzen werden nun sichtbar.
Deutscher Investor zieht Pläne aus AfD-Hochburg zurück: Zu risikant für seine Pflegeschule
In der baden-württembergischen Kleinstadt Albstadt wollte der Unternehmer Kaspar Pfister eine Pflegeschule für ausländische Beschäftigte bauen lassen. Investitionsvolumen: zehn Millionen Euro. Alles war fertig, das Geld stand bereit die Baupläne waren genehmigt. Dann sah er, so berichtete er es gegenüber der Deutschen Presseagentur im April, dass in dem Ortsteil, wo die Schule stehen sollte, 37 Prozent der Menschen die AfD gewählt haben. Er stoppte die Pläne.
Ein Grund war die Sorge vor Rassismus. Gegenüber dem Tagesspiegel erzählt Pfister nun: „Wenn in einem Ort mit 6000 Einwohnern 37 Prozent AfD-Wähler sind, kann ich doch keine Pflegeschule für ausländische Fachkräfte dort hinsetzen.“ Für den Unternehmer, der 1900 Menschen an 40 Standorten in Deutschland beschäftigt, war das einfach zu riskant.
Der Oberbürgermeister des Ortes, Roland Tralmer (CDU), äußerte Bedauern über die Entscheidung Pfisters. Und er wiederholte das, was Ökonomen schon mantraartig vor jeder Wahl betonen: „Die AfD ist ein negativer Standardfaktor in der Wirtschaft.“ Es gebe aber nun viele, die ins Nachdenken kämen, glaubt Tralmer.
AfD ist schlecht für die Wirtschaft: Das haben alle Populisten gemein
Dass Unternehmen in AfD-Hochburgen Probleme haben, hat schon im August 2023 eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben. Darin hat fast jeder zweite (48 Prozent) befragte Unternehmer in einer AfD-Hochburg gesagt, er habe schon jetzt Probleme, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. 27 Prozent, also fast jeder Dritte Befragte, sagte damals, dass es sogar auch Probleme bei der Sicherung von Fachkräften aus dem Inland gebe.
Die konkreten Folgen von Populisten (von rechts wie von links) haben die Ökonomen des Institus für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel im vergangenen Jahr untersucht. Dabei haben sie die wirtschaftlichen Folgen von Populisten auf den von ihnen regierten Länder über einen Zeitraum von über 100 Jahren verglichen. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Schon wenige Jahre nachdem sie in die Regierung eingetreten sind, sind die negativen Folgen messbar. Nach 15 Jahren liegt das reale Bruttoinlandsprodukt eines Landes sogar ganze 10 Prozent niedriger. Diese starken Auswirkungen sind ähnlich, ob nun Rechts- oder Linkspopulisten an der Macht sind“, so das IfW.
Das zentrale Versprechen der Populisten, ihren Bürgerinnen und Bürgern ein besseres Leben zu ermöglichen, werde nie eingelöst. „Im Gegenteil, die Daten zeigen, dass nicht nur Wachstum und Konsum sinken, sondern auch, dass die Ungleichheit eher ansteigt. Besonders bei rechtspopulistischen Regierungen geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander, da untere und mittlere Einkommensschichten besonders stark verlieren.“
Rechte schwächen die Wirtschaft: Trump-Regierung merkt das jetzt schon
Diese Entwicklung können wir in Europa jetzt auch in den USA beobachten. Durch die Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf China, Kanada und Mexiko verhängt hat, ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal schon um 0,3 Prozent geschrumpft. Noch nicht mit eingerechnet sind hier die Zölle auf alle Welt, die er im April an seinem „Liberation Day“ verkündete.
Hinzu kommt noch seine Einwanderungspolitik: Etwa elf Millionen Menschen leben ohne gültige Papiere in den USA – und sind dadurch ein echter Wirtschaftsfaktor. Trump will diese Menschen aus dem Land schaffen, hat sogar schon damit begonnen. Das wirkt sich auf US-Unternehmen aus, wie das Wall Street Journal berichtet. Aus Sorge vor Abschiebung gehen viele Latinos seltener einkaufen oder im Restaurant essen.
Brennende Autos, Tränengas, Nationalgarde: Proteste in L.A. gegen Trump eskalieren
„Aus Angst vor Deportation, Repressalien und steigenden Preisen beschränken diese Bevölkerungsgruppen ihre Ausgaben“, sagt Handelsexperte Jörg Funder gegenüber NTV. Betroffene Firmen berichten von Umsatzverlusten bis 50 Prozent.
AfD zweifelt Fachkräftemangel an: Die Pflege lebt mittlerweile von Ausländern
Auch die AfD fordert einen deutlich restriktiveren Kurs in der Migration in Deutschland. In ihrem Wahprogramm von 2025 stellt die Partei den Fachkräftemangel in Frage. Es sei „antideutsch“ Fachkräfte aus dem Ausland holen zu wollen. Durch Automatisierung und Digitalisierung gebe es bald keinen Mangel an Fach- und Arbeitskräften mehr, postuliert die AfD.
Dass das nicht stimmt, dafür reicht der Blick in einer der am schwersten vom Fachkräftemangel betroffenen Branchen im Land: der Pflege. Die Zahl derer, die gepflegt werden müssen, wird in den kommenden Jahren enorm steigen, schließlich werden nun die Babyboomer immer älter. Seit 2014 hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen auf 5,6 Millionen verdoppelt, verrät der aktuelle Pflegebedürftigkeitsreport.
Pflegeschule wird nicht mehr in Albstadt gebaut – andere Stadt bekommt sie
Um diese Bedarfe abzudecken, braucht es mehr Personal. Seit 2021 bleibt die Zahl der Pflegenden mit deutscher Staatsangehörigkeit allerdings konstant, in der Altenpflege sinkt sie sogar. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB). Ausgeglichen wird dieses Defizit mit immer mehr ausländischen Beschäftigten. In der Altenpflege kommen mittlerweile 20 Prozent der beschäftigten aus dem Ausland.
Daher wollte auch Kaspar Pfister seine Pflegeschule für ausländische Fachkräfte bauen. In Albstadt wird sie – wegen der AfD – jetzt nicht mehr stehen. Dem Tagesspiegel verrät er jedoch, dass er einen neuen Standort hat. „Manchmal denkt man ja, eine negative Entscheidung zieht einen runter. Aber manchmal kommt ja auch der berühmte Phönix aus der Asche“. (wal mit Material von dpa)