„Wir setzen nicht auf Zuwanderung“
Ostdeutsche Unternehmen alarmiert: AfD-Wirtschaftspolitik bedroht Fachkräftesicherung
Ostdeutsche Firmen bangen um ihre Zukunft: Die AfD lehnt ausländische Fachkräfte ab und setzt auf Geburtenrate, was den Fachkräftemangel verschärfen könnte.
Berlin – Ostdeutsche Unternehmen sehen sich durch die Wirtschaftspolitik der AfD zunehmend bedroht. Der geplante Rückgang der Erwerbstätigen bis 2035 stellt eine erhebliche Herausforderung dar, die durch die ablehnende Haltung der AfD gegenüber ausländischen Fachkräften noch verschärft werden könnte. Während die Ampel Maßnahmen zur Förderung der Zuwanderung plant, setzt die AfD auf ein organisches Wachstum aus der eigenen Bevölkerung und lehnt Migration als Lösung des Fachkräftemangels ab.
Ostdeutschland fürchtet wirtschaftliche Risiken durch AfD-Politik
Ohne ausländische Fachkräfte können die offenen Stellen schon heute nicht mehr besetzt werden – und in zehn Jahren soll sich die Situation noch weiter verschärfen. Denn bis 2035 sollen allein in Thüringen um die 385.000 Beschäftigten in den Ruhestand gehen und aufgrund des demografischen Wandels soll es nicht genug Erwerbstätige geben, um diese Lücken zu füllen, berichtet ZDF heute.
Demnach setze die Partei nicht auf Zuwanderung, sondern auf ein organisches Wachstum aus der eigenen Gesellschaft, so Stefan Möller, der Co-Vorsitzende AfD Thüringen.
Niedrige Löhne und AfD-Politik: Hindernisse für Fachkräfte in Ostdeutschland
Es ist nicht nur die fehlende Willkommenskultur der AfD, die ein Problem darstellt. Auch die niedrigen Löhne in Ostdeutschland schrecken ausländische Fachkräfte eher davon ab, sich dort niederzulassen. Im Jahr 2023 lag das monatliche Durchschnittseinkommen von Vollzeitbeschäftigten in Ostdeutschland um 824 Euro unter dem ihrer Kollegen im Westen. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt nach einer Abfrage der Bundestagsgruppe Die Linke.
Demnach betrug der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst ohne Sonderzahlungen deutschlandweit 4.468 Euro. Im Westen lag er bei 4.578 Euro, während er im Osten nur 3.754 Euro erreichte. Hamburg verzeichnete mit 4.970 Euro den höchsten Durchschnittswert, während Sachsen-Anhalt mit 3.688 Euro das Schlusslicht bildete, wie die Tagesschau berichtete.
Gefahren für den Wirtschaftsstandort: Unternehmen warnen vor AfD-Wirtschaftspolitik
Die wirtschaftliche Lage ist angespannt: Viele Unternehmen kämpfen mit Schwierigkeiten, die Löhne in Ostdeutschland liegen unter dem Bundesdurchschnitt und der Fachkräftemangel verhindert die Besetzung offener Stellen. Das Erstarken der AfD stellt zudem ein potenzielles Risiko für die zukünftige Wirtschaftslage in Ostdeutschland dar. Einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge betrachten über die Hälfte der ostdeutschen Unternehmen die AfD als Bedrohung.
Demnach bewerten 59 Prozent der ostdeutschen Unternehmen das Wachstum der teils rechtsextremen Partei als Risiko für die Sicherung von Fachkräften sowie für den Fortbestand der EU und des Euro, berichtet der Spiegel. Mehr als die Hälfte der Befragten in Ostdeutschland sieht zudem Gefahren für den Wirtschaftsstandort und zukünftige Investitionsentscheidungen.
Landtagswahlen 2024: Wirtschaftliche Einschätzungen der AfD in Thüringen, Sachsen und Brandenburg
Die Frage, ob und wie die Wirtschaft in Ost- und Westdeutschland die AfD unterschiedlich bewertet, gewinnt vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September an Bedeutung. In allen drei Bundesländern könnte die Partei, wie bereits bei den Europawahlen im Juni, zur stärksten Kraft aufsteigen.
Wie geht es dann mit der Wirtschaft weiter?
Die AfD fordert einen Austritt aus dem Euro, droht mit einem „Dexit“ und setzt auf eine höhere Geburtenrate als Lösung für den Fachkräftemangel. Migration als Mittel gegen dieses Problem lehnt sie ab. Knut Bergmann, Leiter des Berliner Büros des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), hält die AfD und ihre Politik für gefährlich: „Sie ist ein Risiko für den Standort Deutschland“, erklärt er gegenüber der Tagesschau.
Der Ökonom sieht die Strategie der AfD darin, Menschen mit Existenzängsten zu vermitteln, sie seien als fleißige Bürger gleich von zwei Seiten in Gefahr: Einerseits durch Migranten, andererseits durch eine politische Elite, wie der Ampelregierung, die ihre Anliegen verrate.
Expertin über AfD: Zuwanderung als einzige Lösung für den Arbeitskräftemangel
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer ist von den wirtschaftlichen Konzepten der AfD ebenfalls wenig überzeugt. Im Gespräch mit ZDF heute erklärt sie: „Wenn wir mehr Arbeit bei uns haben wollen, mehr Arbeitskräfte haben wollen, dann wird das am Ende nur über Zuwanderung gehen.“
Die niedrigen Löhne in Ostdeutschland, der Aufstieg der AfD und die generelle Ablehnung gegenüber der Zuwanderung von ausländischen Fachkräften könnten sich zu einer erheblichen Herausforderung entwickeln.
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