Landtagswahl in Thüringen
AfD-Mann Höcke wünscht deutschen Firmen „schwere wirtschaftliche Turbulenzen“
Wirtschaftliche Herausforderungen für deutsche mittelständische Unternehmen hat Björn Höcke, der Spitzenkandidat der AfD, eine Woche vor der Landtagswahl in Thüringen gewünscht.
Sömmerda – In weniger als eine Woche findet in Thüringen die Landtagswahl statt und es zeichnet sich ein starkes Ergebnis für die in Teilen rechtsextreme AfD ab. In Thüringen strebt der als sicher rechtsextrem eingestufte Spitzenkandidat Björn Höcke nach dem Posten des Ministerpräsidenten. Für die ostdeutsche Wirtschaft sind diese Entwicklungen besorgniserregend. Vor allem Aussagen Höckes auf einer Wahlkampfveranstaltung vom Samstag (24. August) lässt tief blicken – gefolgt von einem Post von Europa-Politiker Maximilian Krah.
Nach der Tat von Solingen: AfD-Mann Krah beschuldigt deutsche Unternehmen
So hat AfD-Mann Höcke auf der Bühne im thüringischen Sömmerda deutschen mittelständischen Unternehmen „schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen“ gewünscht. Hintergrund ist eine Kampagne von über 40 deutschen Familienunternehmen, die vor den Wahlen in Ostdeutschland zu Engagement gegen Populismus und für Vielfalt in Deutschland aufgerufen haben. Die Kampagne „Made in Germany – Made in Vielfalt“ nannte Höcke auf der Veranstaltung „pure Heuchelei“.
Samstag in Sömmerda. »Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen«, sagt der Thüringer AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke über 40 deutsche Familienunternehmen, die die Kampagne »Made in Germany – Made by Vielfalt« gestartet haben, mit der… pic.twitter.com/fc9f1zWkBG
— Frederik Schindler (@Freddy2805) August 24, 2024
Björn Höcke sagte in Thüringen, dass diese Unternehmen „jahrzehntelange mitangesehen haben, wie dieses Land deindustrialisiert wurde“ und sich daher nicht in die Politik einzumischen haben. Weiter sagte er, dass er in Zukunft bei diesen Familienunternehmen nichts mehr kaufen würde. „Ich habe vor kurzem noch eine Kettensäge von Stihl gekauft – würde ich heute nicht mehr tun. [...] Aber ich will hier nicht zum Boykott aufrufen“.
Als dann wenige Stunden nach der Veranstaltung von Höcke in Sömmerda der Terroranschlag von Solingen Schlagzeilen machte, hat der AfD-Europaabgeordnete Maximilian Krah auf X ein Foto eines der Todesopfer neben dem Logo von „Made in Germany – Made in Vielfalt“ gepostet.
Sorge um die AfD: Fremdenfeindlichkeit bedroht den Standort Deutschland
„Bilder der Terroropfer als Beitrag für diese Debatte zu nutzen, verbietet sich aus Respekt vor dem schrecklichen Leid der Opfer und Angehörigen“, heißt es auf der Webseite der Kampagne in Reaktion auf den Post. Die Grundlage für die Debatte um den Wirtschaftsstandort Deutschland sei „gegenseitiger Respekt und natürlich ein friedliches Miteinander.“ Krah verstoße damit eindeutig gegen dieses Prinzip.
Die Kampagne der deutschen Familienunternehmen wurde vom Unternehmer Timm Mittelsten Scheid, Geschäftsführer bei Vorwerk, bereits 2019 ins Leben gerufen. In einem Interview gegenüber der Welt sagte Scheid, dass ihm die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland Angst machte, weshalb er diese Initiative gegründet habe. Sie sei dann im Zuge von Corona etwas eingeschlafen – doch nun lasse er sie wieder aufleben.
„Familienunternehmen gehen nicht gerne in die Öffentlichkeit oder stehen im Mittelpunkt. Manchmal muss es aber sein. Und dieser Moment ist jetzt“, sagt der Geschäftsführer im Welt-Interview. Aufgrund des Fachkräftemangels sei Deutschland auf Arbeitskräfte im Ausland angewiesen, sollten diese aber nicht kommen oder kommen wollen, dann bleibt Deutschland international zurück. „Die Menschen sollten über die Folgen nachdenken, bevor sie bei den Landtagswahlen leichtfertig ein Kreuz auf dem Wahlzettel machen, das einfach nur ihrer Wut Ausdruck verleihen soll.“
AfD wird von deutschen Unternehmen als Gefahr eingestuft
Zu den Unternehmen, die bei der „Made in Germany – Made in Vielfalt“ Kampagne mitmachen, gehören zahlreiche bekannte Firmen: Braun, Fischer, Fiege, Gröning, Lapp, Miele, Rossmann, Sennheiser, Stihl, Trigema, Voelkel, um ein paar zu nennen.
Dass ein Rechtsruck vor allem ostdeutschen Unternehmen Sorgen bereitet, macht eine neue Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln ebenfalls deutlich. Demnach sehen nur „maximal 13 Prozent“ der befragten Firmen eine Chance durch die AfD. „Als eindeutige Unterstützer der rechtspopulistischen Partei lassen sich in Ost wie West nicht einmal fünf Prozent der Unternehmen einordnen“, so das arbeitgebernahe Institut.
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