Spitzenreiter Kassel kommt
„Ekliges Team“ gegen „dreckigen Spieler“: Das Starbulls-Spiel und seine besondere Brisanz
Das Eishockey-Duell zwischen den Starbulls Rosenheim und den Kassel Huskies bietet eigentlich schon besondere Geschichten. Das liegt schon alleine daran, dass der Aufsteiger den Top-Favoriten bereits zweimal bezwingen konnte. Eine Personalie toppt aber vor dem dritten Aufeinandertreffen noch einmal alles.
Rosenheim – Das Duell zwischen den Starbulls Rosenheim und den Kassel Huskies zum Rückrundenstart in der DEL2 birgt eh schon viele tolle Geschichten: Da kreuzt der Spitzenreiter beim Aufsteiger auf, erneut wird in Rosenheim vor einer atemberaubenden Kulisse gespielt, zudem stellt sich jeder die Frage, ob es den Gastgebern auch ein drittes Mal gelingen kann, dem Top-Favoriten ein Bein zu stellen.
Und doch könnte ein Spieler mehr Brisanz als all diese bemerkenswerten Vorgeschichten in die Begegnung am Freitag ab 19.30 Uhr im Rofa-Stadion mit reinbringen: Ryan Olsen gibt sein Comeback bei den Schlittenhunden.
„Skandal-Stürmer“ und „Eishockey-Rüpel“
„Der dreckigste Spieler der DEL“, „Skandal-Stürmer“ und „Eishockey-Rüpel“ bekommt man zu lesen, wenn man die Google-Suchmaschine nach dem Eishockeyspieler Ryan Olsen anwirft. Diesen Ruf hat sich der 29-jährige Deutsch-Kanadier in der letzten Saison im Trikot der Löwen Frankfurt erarbeitet. Ein kleiner Auszug aus der „Speisekarte“ von damals: September 2022: Zwei Spiele Sperre nach einem Faustkampf mit Nürnbergs Blake Parlett; November 2022: Fünf Spiele Sperre nach rücksichtslosem Verhalten gegen Ingolstadts Frederik Storm; Dezember 2022: Sieben Spiele Sperre nach einem Check gegen Augsburgs Niklas Länger, der vom Disziplinarausschuss so bewertet wurde, dass Olsen „eine schwere Verletzung in Kauf genommen“ habe; März 2023: Zehn Spiele Sperre nach einem Stockstich gegen Düsseldorfs Victor Svensson. Als Folge lösten die Frankfurter den Vertrag mit dem Stürmer auf und betitelten den Schritt aufgrund des „rücksichtslosen Stockstichs abseits des Spielgeschehens sowie im Anschluss nicht akzeptablen Verhaltens abseits des Eises“.
Der wohl schon durchverhandelte Wechsel des Angreifers zu den Eisbären Berlin platzte daraufhin und Olsen spielte in dieser Saison die ersten Partien in den USA, ehe er in Kassel unterschrieb, wo er in der Saison 2020/21 mit 63 Scorerpunkten in 54 Spielen zeigte, dass er es eigentlich auch anders könnte. Bei den Nordhessen brummte er seine restliche Spielsperre ab und darf nun am Freitagabend bei den Starbulls erstmals wieder ran. Und muss nun den Beweis antreten, geläutert zu sein. „Ryan hat seine Fehler aus der Vergangenheit gelernt und er ist bereit, das Blatt zu wenden“, meinte Kassels Geschäftsführer Joe Gibbs. Starbulls-Coach Jari Pasanen misst dem neuen Gäste-Akteur nicht so viel Bedeutung bei: „Er ist wie alle anderen Spieler auch und ich gehe davon aus, dass er sich spielerisch zeigen will.“ Rosenheims Verteidiger Stephan Tramm, der mit Olsen einst in Kassel zusammengespielt hatte, hofft, dass „er noch mit sich selbst beschäftigt ist“.
Kassel kommt „mit Schaum vorm Mund“
Die Augen sind natürlich auf Olsen gerichtet, die beiden Mannschaften haben aber ganz andere Präferenzen. Die Kassel Huskies wollen Wiedergutmachung betreiben, nachdem sie bislang zweimal gegen die Starbulls den Kürzeren gezogen hatten. Speziell am vergangenen Sonntag zermürbten die Rosenheimer den Spitzenreiter mit einer höchst disziplinierten und konsequenten Leistung. Das will man sich natürlich kein drittes Mal gefallen lassen. „Da ist garantiert Tacheles geredet worden“, vermutet Pasanen. Tramm ist sich sogar sicher: „Die werden mit Schaum vorm Mund kommen.“
Die Starbulls hingegen haben Blut geleckt. Neun Heimtreffer gegen Freiburg und der Sieg beim Tabellenführer geben Selbstvertrauen. Zudem setzen die Rosenheimer Spieler auch auf den „siebten Mann“ auf den Rängen. „Diese Stimmung ist einmalig in der Liga“, meint Angreifer Stefan Reiter im OVB-Starbulls-Podcast „Hart gecheckt“. Reiter erklärt den Sieg in Kassel damit, dass die Starbulls ihr Ding durchgezogen hätten, und erzählt von einem kurzen Plausch mit Huskies-Angreifer Tristan Keck, der dem Rosenheimer Akteur verwundert anvertraute: „Schon widerlich, was ihr für ein ekliges Defensiv-Eishockey spielt.“ Für Pasanen der Schlüssel zum Erfolg: „Wir haben diszipliniert und strukturiert gespielt, die Spieler haben viel Energie eingebracht und wir sind von der Strafbank weggeblieben. Zudem braucht man eine gute Torhüter-Leistung, die wir gegen Kassel zweimal von Tomas Pöpperle hatten.“ Damit ist auch klar, dass der Routinier auch im dritten Spiel gegen den Top-Favoriten im Rosenheimer Tor ist. Am Sonntag in Dresden (Spielbeginn 17 Uhr) wird dann Christopher Kolarz zwischen den Holmen stehen – auch er war in dieser Spielzeit sehr überzeugend.
Marvin Feigl ist erstmals wieder dabei
Im Angriff der Starbulls wird es bereits am Freitag eine Änderung geben: Kevin Handschuh wird per Förderlizenz für Augsburg in der DEL auflaufen, dafür ist Marvin Feigl erstmals nach seiner Verletzung wieder im Rosenheimer Aufgebot. „Er hat die Zweikämpfe angenommen, das hat recht gut ausgeschaut“, meinte Coach Pasanen nach der Donnerstags-Einheit. Hingegen muss Bastian Eckl noch pausieren, obgleich er auch schon wieder auf dem Eis war – allerdings noch ohne Körperkontakt.