„Da bin ich nicht derselben Meinung“
An der Sensation geschnuppert: Ampfing zerstört Rosenheimer Pokaltraum der Yüksel-Brüder
Der Traum vom großen Finale ist geplatzt: Im Halbfinale des Toto-Pokals setzte sich Bezirksligist TSV Ampfing gegen den Kreisklassisten Türk Spor Rosenheim knapp durch – und beendete damit jegliche Hoffnungen der drei Yüksel-Brüder, die zum ersten Mal gemeinsam auf dem Platz standen.
Rosenheim – Man hätte meinen können, dass sich Ex-Profi Björn Hertl – inzwischen Trainer des TSV Ampfing aus der Bezirksliga Ost – das Halbfinale im Toto-Pokal auf Kreisebene im berühmt-berüchtigten „Käfig“ gegen Türk Spor Rosenheim einfacher vorgestellt hätte. „Nein, eben nicht“, erwiderte der 48-jährige Übungsleiter aber nach Spielende auf Nachfrage und fügte hinzu: „Wir wussten, dass es ein kleiner Platz ist und sie alles reinwerfen würden – und das haben sie auch gemacht. Die haben uns echt super gut verteidigt, muss man wirklich sagen.“
Die Analyse von Hertl im Vorfeld sollte sich als genau richtig erweisen, wie auch die über 250 Zuschauer am Donnerstagnachmittag (3. Oktober) auf Nachfrage hätten bestätigen können. Der Rosenheimer Kreisklassist, dessen letzter Sieg Anfang September war, erwies sich als mindestens ebenbürtiger Gegner und erschwerte das Leben der favorisierten „Schweppermännern“ über lange Zeit. „Wir haben es zu langsam gespielt und zu fehlerhaft“, gibt der Ex-Bundesligist im weiteren Verlauf ehrlich zu, aber unterstreicht: „Grundsätzlich geht es da aber nur ums Gewinnen.“
Rosenheim: Ampfing zerstört Finaltraum der Yüksel-Brüder im Toto-Pokal
Seine Schwarz-Weiß-Blauen fanden zunächst nicht die Lücke in der dicht stehenden Rosenheimer Abwehrkette. Nach einer halben Stunde musste entsprechend ein Standard herhalten, der die Gäste aus Ampfing in Person von Georg Niehoff in Führung brachte. Ahmet Yüksel im Tor der Hausherren hatte in dieser Szene wenig Glück, wie er im Gespräch mit beinschuss.de beschreibt: „Beim 1:0 war ein ziemliches Durcheinander. Ich habe den Ball selber nicht genau gesehen. Er ist unglücklich an meinem Gegner abgeprallt und dann irgendwie im Tor gelandet.“
Sein drei Jahre älterer Bruder Mustafa Yüksel eilte dem 21-Jährigen allerdings nur drei Minuten nach dem Gegentreffer zur Rettung und hatte auf der Gegenseite etwas mehr Glück – auch wenn der Offensivspieler es nicht ganz so eingestehen wollte: „Glück würde ich jetzt nicht sagen. Es war aus dem Freistoß raus. Fatih ‚Pato‘ Eminoglu hat gut verlängert und ich habe den Ball mit dem rechten Fuß gut mitgenommen, kurz abgewartet, was der Torwart macht, und dann ins lange Eck geschoben. Darauf haben wir spekuliert, dass wir über lange Bälle kommen, und am Ende hat es geklappt, was mich gefreut hat.“
Packendes Halbfinale im Toto-Pokal zwischen Türk Spor Rosenheim und TSV Ampfing




Der viel umjubelte Ausgleich sorgte für große Ekstase im „Käfig“ und die Fans wurden Zeuge davon, dass die Rot-Weißen jetzt Blut geleckt hatten. Sie erkannten die kurze Unsicherheit der Ampfinger und wollten vor dem Seitenwechsel noch einen drauflegen. Die beste Gelegenheit hierfür hatte dann der älteste Yüksel-Bruder, Ertugrul, auf dem rechten Fuß – und er ließ den Underdog zwischenzeitlich mit einem Pfostenknaller an der ganz großen Pokal-Sensation schnuppern.
Rosenheim: Türk Spor verliert gegen TSV Ampfing im Toto-Pokal
„Ich war selbst erst einmal überrascht, dass der Ball da durchkommt. Ob das Abseits tatsächlich war, da bin ich nicht ganz derselben Meinung, aber am Ende hat es leider nicht gereicht. Der Schiedsrichter hat es anders gesehen und wenn der Schiedsrichter auf Abseits entscheidet, dann ist es bedauerlicherweise so. Traurig, aber das muss man natürlich hinnehmen“, so der 27-jährige Stürmer. Nach dem Pausentee hatte sich die Männer von Yasin Temel in der ersten Viertelstunde viel vorgenommen. Allerdings erwischte der erfahrene Eminoglu, der beim 1:1 als Assistgeber fungierte, nicht gerade seinen besten Tag und war bei seinen aussichtsreichen Abschlüssen zu hastig unterwegs.
Im Anschluss übernahm der Landesliga-Absteiger auch nach der Einwechslung von Kapitän Birol Karatepe immer mehr die Kontrolle über die Partie. Durch Ruslan Klimov gingen die „Schweppermänner“, die mit fünf Siegen aus den letzten fünf Spielen mit breiter Brust angereist waren, erneut in Führung (62.) – und wussten diese dann auch über die Zeit zu bringen. Angesprochen auf den bisherigen Saisonverlauf, stellte Hertl nach dem Finaleinzug klar: „Wir haben vor der Saison ein Ziel ausgegeben (beinschuss.de berichtete). Auch wenn wir ein Spieltag vor Schluss oben stehen, wird das immer noch so sein, weil wir setzen uns da nicht unter Druck. Wenn wir oben mitspielen können, dann spielen wir mit. Aber wir werden jetzt nicht durchdrehen und unbedingt alles dafür tun, dass wir alles über den Haufen schmeißen. Wir ziehen die Saison so durch, wie wir sie angefangen haben.“
Türk Spor Rosenheim: Yüksel-Brüder träumen nun vom Kreisliga-Aufstieg
Trotz der knappen Niederlage am Ende des Tages war es für die Yüksel-Brüder ein unvergesslicher Nachmittag, von denen sie wahrscheinlich noch ihren Enkelkindern erzählen werden. Zum ersten Mal überhaupt standen die Brüder gemeinsam auf dem Platz und teilten dieselben Emotionen, wie sie identisch auch am beinschuss.de-Mikrofin zu Wort brachten: „Man ist stolz, einfach mit seinen zwei Brüdern zu spielen. Wir können es kaum in Worte fassen, es ist ein wirklich sehr schönes Gefühl. Man schaut nach rechts, nach links und nach hinten oder nach vorne und sieht seine beiden Brüder. Wir sind einfach sehr glücklich darüber.“
Entsprechend voller Vorfreude und Ehrgeiz blicken die Yüksel-Brüder nun auf den weiteren Verlauf der Saison, wie Mustafa durchblicken lässt: „Es war eine schöne Gelegenheit, gegen so eine Mannschaft spielen zu können – auch um seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Ich glaube, das hat dem ganzen Team geholfen, zu sehen, wie man spielen kann. Und ja, ich würde sagen, das ist der neue Maßstab für uns.“ Der jüngste im Bunde, Ahmet, schließt sich den Worten seines Bruders an und gibt zu guter Letzt die Marschroute vor: „Der bisherige Verlauf der Saison ist auch ein bisschen unglücklich, aber wir sind alle motiviert und glauben daran, dieses Jahr noch in die Kreisliga aufzusteigen.“ Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg für Türk Spor Rosenheim… (mck)