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„Die besten Kasspatz‘n der Welt“

Werner Lorant und das Berchtesgadener Land: Ein Kulttrainer, der mehr war als nur Gast

Bei seinem Motzenwirt Hans Leitner (vorne links), daneben dessen Frau Hildegard: Werner Lorant mit Familie.
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Bei seinem Motzenwirt Hans Leitner (vorne links), daneben dessen Frau Hildegard: Werner Lorant mit Familie.

Ob Rafting auf der Saalach, Skitage mit dem Motzenwirt oder Nachwuchseinheiten voller Disziplin und Herz – Werner Lorant war im Berchtesgadener Land nicht nur bekannt, sondern zu Hause. Eine Reise durch Erinnerungen an einen, der mehr hinterließ als nur Fußball.

Berchtesgadener Land – Werner Lorant kannte sich nicht nur in München oder seiner Wahlheimat Waging am See gut aus – auch im Berchtesgadener Land war er gern und häufig zu Gast: Beim Motzenwirt in Melleck am Steinpass verbrachte der am Ostersonntag (20. April) Verstorbene durchaus mal ein paar Tage und ließ sich von Hans und Hildegard Leitner mit „den besten Kasspatz’n der Welt“ verwöhnen. Dabei bewies der Fußball-Experte, dass er für andere Sachen offen war: Nicht nur 2007 begab er sich auf ein Raftingboot. Die Saalach führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser und besaß durchaus ihre Tücken und Herausforderungen.

Am 11. Juli 1999 gastierte Werner Lorant mit seinen „Löwen“ im Nonner Stadion: Mit Weltmeister Thomas „Icke“ Häßler, Bernhard Winkler, Harald Cerny, Paul Agostino & Co. Eine BGL-Auswahl gab ihr Bestes und verlor gegen den späteren Champions League-Qualifikanten mit 0:11. Martin Max erzielte vor über 5000 Zuschauern sechs Tore und stellte einen neuen Weltrekord auf: Denn der gebürtige Pole hatte schon im Spiel zuvor, beim Test-4:1 in Kapfenberg, einen Hattrick erzielt. Dazu kam der doppelte Dreierpack in Bad Reichenhall: Neun Tore am Stück in zwei offiziellen Profi-Spielen, ohne dass ein anderer Akteur „dazwischen funkte“, hatte davor niemand erzielt. Aus diesem Grund schaffte es die Partie in der Kurstadt sogar auf die BILD-Titelseite.

Werner Lorant im Berchtesgadener Land: Motzenwirt, Rafting und Co.

Bei einer Weihnachtsfeier des Reichenhaller Löwen-Fanclubs in den Neunzigern schaute der nun mit 76 Jahren in Wasserburg verstorbene Fußball-Experte ebenfalls vorbei: „Spontan, ohne vorherige Anmeldung“, erinnert sich Werner Huber vom TSV Bad Reichenhall. „Das war freilich eine große Überraschung, wir waren überhaupt nicht darauf vorbereitet. Das war auch typisch für den Werner.“ Er war zuvor beim Motzenwirt-Frühschoppen bei Hans (Anm.d.Red. seit 50 Jahren Löwen-Mitglied) und Hildegard Leitner, die tagelang Geschichten über Lorant erzählen könn(t)en. Sie lernten ihn Anfang der 1990er-Jahre kennen, als er zu Beginn seiner Trainerzeit beim TSV 1860 mit der Mannschaft zum Raften kam. Die Familie reiste danach oft nach Melleck, meist an Lorants Geburtstag im November, blieb häufig über Nacht. Mit dem Motzenwirt ging’s zum Skifahren auf die Steinplatte oder ins Salzbergwerk nach Berchtesgaden.

Hans Leitner bekochte die Mannschaft bei ihren Europapokal-Einsätzen, beispielsweise im Jahr 2000 auswärts in Leeds. Nach einer verlorenen Wette bezüglich eines ersten Bundesliga-Saisonspiels der Löwen in Dortmund musste Lorant Leitner ein Essen im Kirchberg-Schlössl in Bad Reichenhall zahlen – und bezeichnete ihn bei dieser Gelegenheit als Freund, was er laut seiner damaligen Frau Doris nur ganz selten tat. Vor etwa einem Jahr sahen die Leitners ihren Werner bei einem Besuch in Waging das letzte Mal. Da konnte er erkrankt schon nicht mehr zu ihnen nach Melleck kommen. Lorants Freundin Gitti informierte die Leitners am Ostersonntag als Erstes über Werners Ableben.

Auf der Sportanlage des SV Laufen, bei dem Werner Lorant oft zu diversen Festen oder Ehrungen zu Gast war, leitete er zusammen mit 1. FC Nürnberg-Legende Dieter Eckstein (später sogar Trainer bei den Salzachstädtern in der Kreisklasse) vor 13 Jahren ein Nachwuchstraining. Wenn er mit den Kindern und Jugendlichen arbeitete, was ihm sichtlich Freude bereitete, begleitete ihn stets ein Leitsatz, den er allen mit auf den Weg gab: „Ihr müsst Spaß an der Sache haben, das ist das Allerwichtigste. Alles andere kommt von ganz allein.“

Werner Lorant: Kids-Training im Berchtesgadener Land – trotz Verletzung

In der Salzachstadt genossen im Mai 2012 rund 30 B- und C-Jugendliche des SV Laufen und des SV Leobendorf ein zweistündiges Training mit Löwen-Legende Werner Lorant, der Fußballschulen-Inhaber und Ex-Nationalspieler Dieter Eckstein, früherer Torschützenkönig des 1. FC Nürnberg, unterstützte. Kombinierte Stafetten waren unter den kritischen Augen der beiden Profis auszuführen. Jegliche Abweichung wurde vor allem von Werner „Beinhart“ sofort moniert. Flog ein Ball über oder neben den Kasten, mussten reichlich Liegestütze abgearbeitet werden. Von der kräftezehrenden Trainingseinheit, selbst die Torhüter waren mächtig erledigt, zeigten sich im Anschluss alle hochzufrieden – hatten sie doch in kurzer Zeit viel dazugelernt.

Werner Lorant im Berchtesgadener Land: Zwischen Kasspatz‘n, Rafting und Erinnerungen fürs Leben

Autogramme-Schreiben am 11. Juli 1999 im Nonner Stadion: Mit seinen Löwen gastierte Werner Lorant in Bad Reichenhall – und gewann gegen eine BGL-Auswahl mit 11:0, Martin Max erzielte acht Tore.
Autogramme-Schreiben am 11. Juli 1999 im Nonner Stadion: Mit seinen Löwen gastierte Werner Lorant in Bad Reichenhall – und gewann gegen eine BGL-Auswahl mit 11:0, Martin Max erzielte acht Tore. © bit
Bei seinem Motzenwirt Hans Leitner (vorne links), daneben dessen Frau Hildegard: Werner Lorant mit Familie.
Bei seinem Motzenwirt Hans Leitner (vorne links), daneben dessen Frau Hildegard: Werner Lorant mit Familie.  © bit
Hier fühlte er sich wohl: Auf der Bank vor dem Motzenwirt in Melleck am Steinpass (Berchtesgadener Land).
Hier fühlte er sich wohl: Auf der Bank vor dem Motzenwirt in Melleck am Steinpass (Berchtesgadener Land). © bit
Nicht nur 2007 begab er sich auf ein Raftingboot. Die Saalach führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser und besaß durchaus ihre Tücken und Herausforderungen.
Nicht nur 2007 begab er sich auf ein Raftingboot. Die Saalach führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser und besaß durchaus ihre Tücken und Herausforderungen. © bit
Nicht nur 2007 begab er sich auf ein Raftingboot. Die Saalach führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser und besaß durchaus ihre Tücken und Herausforderungen.
Nicht nur 2007 begab er sich auf ein Raftingboot. Die Saalach führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser und besaß durchaus ihre Tücken und Herausforderungen. © bit
Dieter Eckstein, Ex-Torschützenkönig des 1. FC Nürnberg, freute sich über die Unterstützung von Werner Lorant bei einem Trainingsabend in Laufen.
Dieter Eckstein, Ex-Torschützenkönig des 1. FC Nürnberg, freute sich über die Unterstützung von Werner Lorant bei einem Trainingsabend in Laufen. © bit
Werner Lorant konnte nicht nur in Berchtesgaden mit den Kindern hervorragend umgehen.
Werner Lorant konnte nicht nur in Berchtesgaden mit den Kindern hervorragend umgehen. © bit
Ein Foto fürs Leben: Die Fußball-Kids aus Berchtesgaden gemeinsam mit Werner Lorant.
Ein Foto fürs Leben: Die Fußball-Kids aus Berchtesgaden gemeinsam mit Werner Lorant. © bit
Großer Moment für die Kleinen: Werner Lorant im Gruppenbild mit den Berchtesgadener Fußballkids.
Großer Moment für die Kleinen: Werner Lorant im Gruppenbild mit den Berchtesgadener Fußballkids. © bit
Werner Lorant bei seinem Besuch in Berchtesgaden mit Champions League-Sieger Alexander Zickler (Zweiter von links), dem früheren Bundesliga-Torschützenkönig Jörn Andersen (links) und Fußballschulen-Initiator Rafael Doran.
Werner Lorant bei seinem Besuch in Berchtesgaden mit Champions League-Sieger Alexander Zickler (Zweiter von links), dem früheren Bundesliga-Torschützenkönig Jörn Andersen (links) und Fußballschulen-Initiator Rafael Doran. © bit
Hochkarätiger Besuch im Mai 2012 bei der SG Laufen/Leobendorf in der Salzachstadt mit (von links) Ex-Waging-Trainer Beppo Penkert, Ex-Nationalspieler Dieter Eckstein, die beiden damaligen B-Jugendtrainer Klaus Fiedler und Bernhard Salomon, Andi Barmbichler vom TSV Waging und Trainerlegende Werner Lorant sowie vorn André Eckstein, C-Jugend-Coach Martin Niederstraßer, der damalige SV Laufen-Gesamtvorstand Peter Kautzschmann sowie der Initiator des Sondertrainings, Christian Schmidbauer.
Hochkarätiger Besuch im Mai 2012 bei der SG Laufen/Leobendorf in der Salzachstadt mit (von links) Ex-Waging-Trainer Beppo Penkert, Ex-Nationalspieler Dieter Eckstein, die beiden damaligen B-Jugendtrainer Klaus Fiedler und Bernhard Salomon, Andi Barmbichler vom TSV Waging und Trainerlegende Werner Lorant sowie vorn André Eckstein, C-Jugend-Coach Martin Niederstraßer, der damalige SV Laufen-Gesamtvorstand Peter Kautzschmann sowie der Initiator des Sondertrainings, Christian Schmidbauer. © bit
Völlig neue Übungen hatten die Nachwuchskicker aus Laufen und Leobendorf zu bewältigen, als Werner Lorant an der Salzach vorbeischaute.
Völlig neue Übungen hatten die Nachwuchskicker aus Laufen und Leobendorf zu bewältigen, als Werner Lorant an der Salzach vorbeischaute. © bit
Die Nachwuchskicker aus Laufen und Leobendorf konnten von Trainerlegende Werner Lorant viel lernen.
Lorant - In Laufen 3 - bit.jpg © bit
Trotz lädiertem rechten Knie ließ er es sich nicht nehmen, mit Bank-Pausen jeweils halbtägige Trainingseinheiten in Berchtesgaden für die Kinder zwischen sieben und 14 Jahren zu leiten.
Trotz lädiertem rechten Knie ließ er es sich nicht nehmen, mit Bank-Pausen jeweils halbtägige Trainingseinheiten in Berchtesgaden für die Kinder zwischen sieben und 14 Jahren zu leiten. © bit
Werner Lorant nahm sich nicht nur Zeit fürs Training in Berchtesgaden – auch für die Fans gab’s Schnappschüsse.
Werner Lorant nahm sich nicht nur Zeit fürs Training in Berchtesgaden – auch für die Fans gab’s Schnappschüsse. © bit

Von 2014 bis 2016 gastierte die „Internationale Fußallschule“ um den Verantwortlichen Rafael Doran aus Marquartstein mehrfach im Berchtesgadener Land: Unter anderem einmal beim ESV Freilassing, dreimal beim TSV Berchtesgaden auf der Breitwiese. Zweimal war Werner Lorant mit von der Partie. Trotz lädiertem rechten Knie ließ er es sich nicht nehmen, mit Bank-Pausen jeweils halbtägige Trainingseinheiten für die Kinder zwischen sieben und 14 Jahren zu leiten. „Mit Kindern konnte er hervorragend umgehen“, erinnert sich Hans Leitner. Dabei machte es Lorant auch nichts aus, wenn es wie aus Kübeln schüttete oder, im Gegenteil, Temperaturen um die 35 Grad hatte. „Einem echten Fußballer machen Regen oder Hitze nichts aus“, sagte er bei seinem Besuch im südlichen Berchtesgadener Land.

Bei diesen Gelegenheiten fing der 1860 München-Kulttrainer gern über alte Zeiten zu plaudern an. Lustige Geschichten und kuriose Anekdoten hatte der in Nordrhein-Westfalen geborene Ex-Profi zur Genüge auf Lager. Bei einer gemütlichen Kaffeerunde in Berchtesgaden mit Alexander Zickler (FC Bayern München/Red Bull Salzburg) und Jörn Andersen (1. FC Nürnberg/Eintracht Frankfurt) wagte es kaum jemand, ihn zu unterbrechen. Er konnte exzentrisch sein, aber unter vier Augen war er – diese Erfahrung machte zumindest der heimische Berichterstatter – handzahm, sympathisch, lustig und absolut auskunftsfreudig(bit)

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