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Löwen-Erfolgstrainer stirbt mit 76

Waginger mit Leib und Seele: So verbrachte Werner Lorant (†76) seine letzten Jahre

Trauer um den Löwen-Erfolgstrainer: Werner Lorant verbrachte seine letzten Jahre in Waging am See.
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Trauer um den Löwen-Erfolgstrainer: Werner Lorant verbrachte seine letzten Jahre in Waging am See.

Mit Werner Lorant (†76) gelang dem TSV 1860 München in den Neunzigerjahren der Durchmarsch von der dritten Liga in die Bundesliga. So verbrachte der verstorbene Kult-Trainer seine letzten Jahre in Waging am See.

Waging am See – Als er im November 2023 unserer Zeitung anlässlich seines 75. Geburtstages in Waging ein letztes, ausführliches Interview gab, war er noch zuversichtlich. „Ich habe die Gene meiner Mutter, sie wurde 102 Jahre, ich werde 100 Jahre alt“, hatte Werner Lorant damals noch gehofft. Am Ostersonntag starb er nach langwieriger Krankheit im Wasserburger Krankenhaus. Der einstige Erfolgstrainer des TSV 1860 München wurde nur 76 Jahre.

Die letzten 14 Jahre verbrachte er am See mit der offiziellen Anschrift „Am See 1, 83329 Waging“. Zusammen mit Lebensgefährtin Gitti und deren beiden Kinder war er in die 120 Quadratmeter große Betriebsleiter-Wohnung von Strand Camping im ersten Stock eingezogen. Von hier aus hatte er eine großartige Sicht über den Waginger See. Die Menschen am Campingplatz, aber auch die vielen Bade- und Urlaubsgäste und die vielen Ausflügler, die das Strandkurhaus aufsuchten, und mit ihm Kontakt hatten, liebten Werner Lorant. Gerne plauderten sie mit ihm über alte Erfolgszeiten der Münchner Löwen, über die Bundesliga, die internationale Einsätze, die knapp verpasste Champions-League, über die Löwen heute und über den Fußball im Allgemeinen. Und er stand immer Rede und Antwort, meist im Biergarten des Strandkurhauses. Ja, man hatte das Gefühl, Werner Lorant fühlte sich hier zu Hause.

So kannten ihn die Waginger: Werner Lorant beim Spaziergang mit seinem Jackson, einem spanischen Mischling aus dem Tierheim, im November 2023.

„Werner war Liebling der Kinder“

Gewonnen für Waging hatte ihn Andi Barmbichler. Der Anlass war allerdings ein trauriger. Der Geschäftsführer von Strandcamping Waging am See bietet mit seiner Tochter Lisa Gruber im Camping-Gelände im Sommer regelmäßig Fußballtraining für Kinder an. Das ist auch heute noch so. Bis zu 100 sind da oft dabei, und mit Ex-Nationalspieler Dieter Eckstein (61), der in den 1980er-Jahren Kultstürmer beim 1. FC Nürnberg war, konnte er auch einen sehr prominenten Trainer dafür verpflichten. Aber Eckstein erlitt 2011 bei einem Spiel des FC Sternstunden einen Herzinfarkt.

Barmbichler stand plötzlich ohne Trainer da. „Da habe ich mich an Werner Lorant erinnert, den ich kannte. Er ist aus Estepona in Spanien nach Waging gekommen, hat sich alles angeschaut und sagte spontan zu, weil er gerade keine anderen Verpflichtungen hatte“, erinnert sich Barmbichler. Etwas Bedenken habe er schon gehabt, denn Lorant habe ja den Beinamen „Werner Beinhart“ gehabt. Der Trainer habe aber alle überrascht. „Werner war Liebling der Kinder, sie gingen so gerne zu ihm ins Training und es wurden immer mehr“, weiß der Waginger Camping-Chef. Lorant trainierte, bis Eckstein wieder genesen war, hatte sich an Waging aber so gewöhnt, dass er für immer blieb.

Bestens in Erinnerung ist er den Menschen von seinen Spaziergängen mit seinem Hund. Es handelte sich hier um einen spanischen Mischling, den er aus einem Tierheim in Estepona geholt hatte. Bei Lorants 75. Geburtstag war Jackson, so der Name, 13 Jahre. Bis zu fünf Mal drehten sie täglich ihre Runden, viele Jahre ging es rund um den See, später nur noch wenige Meter bis zum Hotel Eichenhof oder bis zum Strandkurhaus. „Er weckt mich immer früh immer mit einem Knurren auf, dann geht’s schon das erste Mal raus“, verriet Lorant.

Lorant: „Ich bin mit mir im Reinen“

„Es hat ihm hier wirklich gefallen, er lernte seine Gitti kennen, verbrachte eine wunderbare Zeit am See und sagte einmal zu mir, dass er hier auch sterben wolle“, berichtet Andi Barmbichler. Er war Lorants großer Förderer und Gönner und bis zuletzt ein wahrer Freund. Das Jahr 2024 aber musste der beliebte Sechziger-Trainer schon im Alten- und Seniorenheim in der Nähe von Waging verbringen, hin und wieder ging es nach Wasserburg ins Krankenhaus dort, wo er am Ostersonntag auch starb.

Dabei hatte er seinen 75. Geburtstag noch mit Lebensgefährtin Gitti, deren Kinder, zwei Schwestern und einigen Freunden verbracht. Schauplatz war die Fraueninsel im Chiemsee. Tags zuvor hatte er verschiedenen Medienvertretern noch Rede und Antwort gestanden, so auch dem OVB. „Ich bin mit mir im Reinen“, erzählte Lorant im November 2023 und, „ich habe hier am Waginger See hohe Lebensqualität, was mit der Gegend zusammenhängt“. Er sei nie ein Stadtmensch gewesen, er liebe das Land und München brauche er nicht.

Über seine Sechziger sprach er wenig freundlich. „Was willst du denn mit denen, die kriegen nichts mehr gebacken, da stimmt es hinten und vorne nicht“, waren seine Worte über jenen Verein, den er von der Bayernliga bis in die Champions-League-Qualifikation geführt hatte. Wörtlich sagte er über 1860: „Die trainieren heute alle viel zu lasch, die Spieler jammern schon, wenn sie mal 400 Meter laufen müssen. Die sind nach einer Stunde müde, wo gibt es denn so was?“ Die Sechziger seien in einer Spirale drin, dort kämen sie nicht so schnell heraus. „Du brauchst einen guten Präsidenten und einen guten Trainer. Die sehe ich aber nicht“, so Lorant 2023.

Und warum habe es mit Präsident Karl-Heinz Wildmoser und ihm bei 1860 so gut geklappt. Auch darauf hatte Lorant eine klare Antwort. „Weil mein Präsident auf mich gehört hat. Ich habe ihm Spieler empfohlen und er hat sie geholt“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Lorant nannte mit Jens Jeremies und Peter Pacult zwei Beispiele. Apropos Spieler: Bis zuletzt besuchten ihn ehemalige Löwen wie Bernd Winkler, Roland Kneißl, Bernhard Trares, Thomas Miller, Thomas Ziemer oder Michael Hofmann.

Dass ihn Wildmoser, sein langjähriger Förderer, entlassen hat, hat er ihm nie verziehen. Auch das verriet Lorant beim Treffen zum 75. Geburtstag. Man habe sich auch nie ausgesprochen. „Ich hatte keine Veranlassung, der Präsident hätte auf mich zukommen sollen. Ist er aber nicht. Er war auch ein wenig größenwahnsinnig, wollte die Bayern überholen. Ich habe ihn immer gebremst und gesagt, das gehe nicht von heute auf morgen“, waren Lorants Worte.

Keine guten Worte gab es auch über die Führung von 1860. „Die denken, sie sind etwas Besonderes. Ich habe nicht einmal eine Jahreskarte bekommen, egal, welche Führung gerade dran war. Das sagt doch alles aus“, kommentierte Lorant das aktuelle Geschehen 2023 im November. Es war sein letztes großes Interview. Die Fußballszene kannte ihn als „Werner beinhart“ – den Wagingern wird er immer als herzensguter Mensch und absolut sozial eingestellt in Erinnerung bleiben.

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