Nach etlichen Spielabsagen in Deutschland
„Warten, dass jemand tot in der Ecke liegt“: Versinkt der Amateurfußball im Gewaltsumpf?
Brutale Auseinandersetzungen, üble Beleidigungen und sogar ein gezücktes Messer – der Amateurfußball in Deutschland steht wieder im Rampenlicht, doch diesmal nicht wegen seiner sportlichen Höchstleistungen. Nein, es ist die Gewalt, die die Schlagzeilen dominiert und die Verantwortlichen ratlos zurücklässt.
Deutschland – Ein drastischer Schritt musste her, um die Wogen zu glätten: In Bremen wurden kurzerhand alle Spiele am vergangenen Wochenende abgesagt, ein letzter Strohhalm, um die heikle Lage irgendwie zu beruhigen. „Das war ein Zeichen, innezuhalten und zu sagen: Komm, wir denken darüber nach“, erklärt BFV-Präsident Patrick von Haacke gegenüber dem „SID“. Doch werden solche radikalen Schritte wirklich die Lösung für das grassierende Gewaltproblem sein?
Gewalt im Fußball: Spiele abgesagt
Ihn hatte man letztendlich die Fragen gestellt: „Worauf willst du warten? Dass jemand tot in der Ecke liegt?“, und von der Idee überzeugt. Dort, wo dieses Mittel ergriffen wurde, gab es aber auch danach Vorfälle. „Das Allheilmittel ist es also nicht. Es wäre falsch, zu erwarten, dass danach heile Welt herrscht“, weiß DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann und gibt hingegen zu bedenken, dass der Fußball ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, in der Gewalt leider allgegenwärtig ist. Doch dürfen wir deshalb resignieren und zusehen, wie der Fußballplatz zum Schauplatz für Gewaltexzesse wird?
Die Realität ist düster: Eskalierende Konflikte und tragische Zwischenfälle sind keine Seltenheit, sondern bewegen sich auf einem konstant hohen Niveau. „Wir haben an einem normalen Wochenende zwischen 50.000 und 65.000 Spiele im deutschen Amateurfußball, also mehrere Millionen Menschen auf den Sportplätzen. Das sind nicht alles Engel.“ Ein besonders schockierendes Ereignis war der Tod eines 15-jährigen Spielers, der nach einem Faustschlag auf dem Platz sein Leben verlor (rosenheim24.de berichtete).
Versinkt der Amateurfußball im Gewaltsumpf?
Im vergangenen Jahr war es gar zu noch einem unfassbaren Eklat gekommen, als ein Vater bei einem C-Juniorenspiel komplett neben der Spur war (mehr dazu erfährst Du hier). Dennoch sei der Fußball weitaus sicherer als jedes Konzert oder Fest, versucht Zimmermann die Gemüter zu beruhigen. Auch wenn er sich durchaus im Klaren ist: „Ja, Gewalt ist ein Problem im Fußball. Aber der Eindruck, dass es beim Fußball ständig knallt, ist in Relation der Zahlen schlicht falsch.“
Um Gewaltprävention im Amateurfußball zu verbessern, werden inzwischen verschiedene Maßnahmen ergriffen. Doch bleibt die Frage: Sind Cool-Down-Pausen, die der Schiedsrichter bei Eskalationen auf oder neben dem Platz anordnen kann, oder die enge Zusammenarbeit mit den Justizbehörden wirklich ausreichend, um das Problem zu lösen?
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) beispielsweise kooperiert mit der Generalstaatsanwaltschaft München. Der BFV leitet dadurch ungeachtet der sportgerichtlichen Aufarbeitung Fälle von Tragweite auch an die Justiz weiter. BFV-Präsident von Haacke macht nicht zuletzt klar: „Wenn das alles nicht hilft, haben wir keine Angst vor harten Urteilen.“
mck