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Notgedrungene Fusion

Sportvereine in Not: Warum sich Rotts und Ramerbergs Fußballer in Zukunft zusammentun

Schließen sich zu einer neuen Spielergemeinschaft zusammen (von links): Spieler beim ASV Rott Fabian Simmer, Jugendleiter des SV Ramerberg Dominik Lerch, Spieler beim SV Ramerberg Florian Weiderer, Sportlicher Leiter beim ASV Rott Rene Töpfer, Jugendleiter beim ASV Rott Simon Hifinger, Jugendtrainer beim SV Ramerberg Tobias Berger, Fußball-Abteilungsleiter beim SV Ramerberg Jürgen Reich und zweiter Vorsitzender beim ASV Rott Peter Metzke.
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Schließen sich zu einer neuen Spielergemeinschaft zusammen (von links): Spieler beim ASV Rott Fabian Simmer, Jugendleiter des SV Ramerberg Dominik Lerch, Spieler beim SV Ramerberg Florian Weiderer, Sportlicher Leiter beim ASV Rott Rene Töpfer, Jugendleiter beim ASV Rott Simon Hifinger, Jugendtrainer beim SV Ramerberg Tobias Berger, Fußball-Abteilungsleiter beim SV Ramerberg Jürgen Reich und Zweiter Vorsitzender beim ASV Rott Peter Metzke.

Die Sportvereine Rott und Ramerberg gehen ab Juli notgedrungen gemeinsame Wege. Was hinter diesem Schritt steckt und was sich die Vereine davon erhoffen.

Rott/Ramerberg – Manchmal liegen Freude und Frustration nah beieinander, so auch bei den Sportvereinen Rott (ASV Rott) und Ramerberg (SV Ramerberg). Denn grundsätzlich verstehen sich die Sportvereine gut, arbeiten schon lange zusammen. Doch eine so enge Zusammenarbeit, hätten sich wohl beide nicht gewünscht. Ab Juli spielen die Herren der Sportvereine in einer Spielergemeinschaft zusammen. Eine Idee, die eher aus der Not heraus geboren ist, denn beide Vereine haben für sich genommen inzwischen zu wenig Spieler in den Herrenmannschaften.

„Dass das über kurz oder lang so kommen wird, war uns schon länger klar“, gibt Peter Metzke, Zweiter Vorsitzender des ASV Rott, zu. Schließlich sind der ASV und der SV seit Jahren eng miteinander verwoben. Seit geschätzt 20 Jahren spielen die Jungen-Mannschaften, bis auf die E- und F-Jugend, gemeinsam. Dass irgendwann auch die Herren zusammenfinden werden, ist nicht unbedingt überraschend. Trotzdem ist ein wenig Frust zu spüren, denn der Grund ist unschön.

Damen mussten bereits aushelfen

„Wir schöpfen aktuell nur noch aus einem Pool von 20 Spielern“, erzählt Florian Weiderer, einer der Spieler beim SV. Der ASV Rott kann etwa 30 Spieler aufweisen. Zu wenig, um stabile Mannschaften zu stellen. Aufgrund der Situation musste Ramerberg schon in der Saison 2023/2024 die zweite Herrenmannschaft abmelden, der ASV Rott hatte sich bis zur jetzigen Saison noch durchgekämpft und gerade so beide Mannschaften halten können. „Zu einem Spiel sind wir mit zwei Damen und zwei Älteren, die eigentlich nicht mehr spielen, hingefahren“, erzählt Peter Metze. Alles nur um nicht noch ein Spiel absagen zu müssen. „Bei drei abgesagten Spielen werden wir aus der Wertung herausgenommen, das wollten wir nicht“, so Metzke. Am Ende habe es mit den „Aushilfen“ gut geklappt. „Die Frauen haben sich gut durchgekämpft, aber auf Dauer ist das keine Lösung.“

Seit November feilen die beiden Vereine deshalb an der „SG RR“. Ein Name, der extra vage gehalten wird. „Da kann sich jeder aussuchen, wer vorn steht“, erklärt Rene Töpfer, Sportlicher Leiter des ASV, mit einem Augenzwinkern. Denn nicht alle Mitglieder sind von den Plänen begeistert. „Es gab hier auch emotionale Diskussionen und Debatten, nach dem Motto: Das könnt ihr nicht machen. Wir haben das vor dreißig Jahren auch geschafft, eine eigene Mannschaft zu stellen“, erzählen sowohl Metzke als auch Töpfer. Aber das sei eben vor dreißig Jahren gewesen. Inzwischen sei es immer schwieriger, genügend Spieler zu finden, betonen die beiden.

Fußball als zeitintensives Hobby

Warum, darüber können auch die Verantwortlichen vom SV und ASV nur Vermutungen anstellen. „Bei den Damen und bei den Mädchen haben wir seit der Corona-Pandemie einen wahnsinnigen Zulauf, bei den Herren war es genau das Gegenteil. Erklären konnte mir das bislang niemand“, sagt Metzke. Aber klar sei: Fußball ist zeitintensiv.

Zweimal pro Woche Training, dazu Spiele am Wochenende. Wer berufstätig ist, könne das oft nicht leisten. „In Ramerberg haben wir auch viele Handwerker in der Mannschaft, da wird es oft schwierig abends zum Training zu kommen. Sie bekommen noch einen Auftrag oder müssen noch was fertig machen, bevor es beispielsweise am nächsten Tag regnet“, erzählt Dominik Lerch, Erster Jugendleiter beim SV.

Einige Mitglieder würden sich auch wegen der hohen Verletzungsgefahr aus dem Sport zurückziehen. „Ein Riss des Meniskus kommt öfter vor, auch im Amateur-Fußball und dann geht man gleich mal sechs Wochen an Krücken. Vielen ist da das Risiko zu hoch“, erklärt Lerch.

Alternativ-Angebote macht Sportvereinen zu schaffen

Hinzu komme, dass das Alternativ-Angebot in den Gemeinden wachse. Vom Schützenverein bis zum Skate-Platz sei inzwischen alles geboten. „Die Zeiten, wo alle Jungs im Jahrgang Fußball gespielt haben, sind vorbei“, sagt Florian Weiderer. Dominik Lerch nennt es schlicht einen „Wandel der Zeit.“ Mit der neuen Spielergemeinschaft hoffen der SV Ramerberg und der ASV Rott aber, dass sie auch für die Zukunft zwei Herrenmannschaften stellen können.

Bei den Spielern kommt die Idee anscheinend gut an. ASV-Mitglied Fabian Simmer und SV-Spieler Tobias Berger jedenfalls freuen sich auf die neue Konstellation. Die meisten Spieler würde man ja ohnehin schon von der Jugend kennen, umso schöner also jetzt wieder gemeinsam auf dem Feld zu stehen. Florian Weiderer vom SV Ramerberg spricht auch von einer „Erleichterung“ für einige SV-Spieler.

Jeder Verein bleibt eigenständig

In der laufenden Saison ist der SV Ramerberg erneut auf dem Relegations-Platz, immer wieder drohte in den vergangenen Jahren der Abstieg von der Kreisklasse in die A-Klasse. „Das macht irgendwann auch keinen Spaß mehr“, sagt Weiderer. Zumal es durch den Wegfall der zweiten Herrenmannschaft viele Spieler gebe, die eigentlich nicht in der ersten Mannschaft spielen wollen. „Jetzt kann wieder jeder dahin, wo er hin will“, so Weiderer.

Große Ziele für die kommende Saison hat sich die neue SG RR aber noch nicht gesetzt. Auch in welche Liga die Spielergemeinschaft sich einordne – der SV Ramerberg spielte, wie erwähnt, zuletzt in der Kreisklasse, der ASV Rott A- und C-Klasse – werde sich zeigen. Beim Toto-Pokal wolle die neue Spielergemeinschaft mitmachen, ansonsten gebe es vorerst keine großen Ziele. „Erst einmal muss sich das alles einspielen“, meint Rene Töpfer.

Fest steht allerdings: Beide Sportvereine bleiben eigenständig. Ein schleichender Tod des Sportvereins Ramerberg, wie ihn viele seit dem abgelehnten Bürgerentscheid rund um den neuen Sportplatz befürchten, sei dies nicht. „Die neue Spielgemeinschaft hat nichts damit zu tun“, erklärt Jürgen Reich, Fußball-Abteilungsleiter beim SV Ramerberg. Jeder Verein behalte seine Identität und bleibe eigenständig. Auch würden beide Sportplätze bespielt, trotz der schwierigen Situation in Ramerberg, wo der Pachtvertrag für den Platz 2024 ausgelaufen ist. „Wir werden bis 2026 dort toleriert“, betont Reich. Derzeit sei der SV zudem in Gesprächen mit den Grundstücksbesitzern, um auch die zukünftige Nutzung abzuklären.

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