Jokic und das „Gefühl der Identifikation“
Von Trainerwechseln, Disziplinfragen und verschmitzten Zwinkern: SBC Traunstein blickt zurück
Trainerwechsel, sportliche Höhen und Tiefen, und ein Ex-Coach, der Spuren hinterließ: Bei der Jahreshauptversammlung der Fußballer des SBC Traunstein gab es nicht nur Einblicke in die Gefühlswelt der turbulenten letzten Wochen und Monate, sondern auch klare Worte mit einem verschmitzten Zwinken.
Traunstein – Im Lichte des Trainerwechsels anfangs der vergangenen Woche hat die Fußballabteilung des SBC Traunstein seine Jahreshauptversammlung in der vereinseigenen Sportgaststätte abgehalten und trotz der momentanen sportlichen Misere der Herrenmannschaft auf ein erfolgreiches Jahr zurückgeblickt.
Abteilungsleiter Uli Habl konnte mit seinem Team insgesamt 40 registrierte Mitglieder der größten Sparte des SBC begrüßen. Nach dem Totengedenken zu Ehren von fünf verstorbenen Abteilungsangehörigen resümierte Habl über den sportlichen Verlauf im Herrenbereich. „Letzte Saison waren wir in ruhigeren Fahrwassern unterwegs und haben mit Tabellenplatz fünf ordentlich abgeschlossen“, resümierte er die Vorsaison, in der man unter Danijel Majdancevic bis zum Schluss in Schlagdistanz zur Spitze unterwegs war.
Traunstein: SB Chiemgau blickt auf turbulentes Jahr 2024 zurück
Der Start der neuen Saison sei dann unter Neo-Coach Robert Gierzinger schwieriger als gewünscht verlaufen, weshalb, „wir Handlungsbedarf gesehen und Slaven Jokic geholt haben“. Jokic habe mit anderen Ansätzen versucht, der Mannschaft sein Erfolgskonzept zu vermitteln, was jedoch leider gescheitert sei. „Nachdem wir aus den letzten acht Partien nur vier Punkte holen konnten und einen Punkt über den Relegationsplätzen stehen, mussten wir erneut handeln und eine schnelle Lösung präsentieren“, rechtfertigte Habl die mittlerweile zweite Trainerablösung im laufenden Spielbetrieb.
Bei Rückkehrer Danijel Majdancevic sei man sich sicher, in der derzeitigen Situation den Mann mit dem schnellsten und besten Zugriff auf die Mannschaft verpflichtet zu haben. „Ich bin froh, dass Danijel wieder da ist und hoffe, dass er schnell die Weichen hin zu mehr sportlichem Erfolg stellen kann“, gewährte der Spartenchef Einblicke in die Gefühlswelt der vergangenen Woche. Gleichzeitig erhoffe er sich ein verbessertes Disziplinverhalten einzelner Spieler abseits des Platzes. Ein erfolgreiches Majdancevic-Comeback in Traunstein ist allerdings am Sonntagnachmittag (26. November) im letzten Moment misslungen. Erst mit einem Gegentreffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit mussten sich die Rot-Weißen mit 1:2 gegen den Landesliga Südost-Tabellenzweiten aus Geretsried geschlagen geben. Zwischenzeitlich hatte Sascha Marinkovic vor über 350 Zuschauern in der 52. Minute noch für das 1:1 gesorgt.
SB Chiemgau Traunstein: Alte Herren mit verschmitztem Zwinkern
Für den Bereich der „Alten Herren“ berichtete Peter Angerer von einem schwierigen Jahr und zwinkerte dem Abteilungsleiter verschmitzt zu, dass man in der AH trotzdem keinen derartigen Trainerverschleiß wie bei den Herren habe. Zehn aktive Seniorenkicker hätten in nur einem Jahr die Schuhe an den Nagel gehängt, weshalb man mittlerweile eine Trainingsgemeinschaft mit der benachbarten DJK verfolge.
Mit einem kritischen Blick in die eigenen Reihen merkte Angerer die Gründung des SV Phönix Traunstein im Oktober 2020 an, bei der sich Spieler des SBC aus den damaligen drei Herrenmannschaften zu einem neuen Club zusammengeschlossen hatten. „Diese Spieler gehen uns heute im AH-Bereich definitiv ab“, stellte er fest und gab bei allen Erfolgen im Herrenbereich zu bedenken, „dass es für die AH angesichts vieler auswärtiger Spieler nicht leichter wird“. Uli Habl gab ihm hierbei grundsätzlich recht, jedoch legte er Wert auf die Tatsache, dass nahezu zwei Drittel der Herrenmannschaft „aus dem eigenen Jugendstall kommen“, wenngleich sie natürlich nicht in Traunstein ansässig seien.
SBC-NLZ mit etwa 200 Jugendspielern in Traunstein
Kilian Lehrberger, Leiter des SBC-Nachwuchsleistungszentrums, berichtete von etwa 200 Jugendspielern, die sich derzeit in elf Teams zwischen U6 und U19 im Spielbetrieb befinden. „Es freut mich, dass wir pro Mannschaft drei Trainer wirklich mit Qualität aufbieten können“ erklärte Lehrberger, wenngleich auch die Trainerakquise immer schwieriger werde. „Nur der SBC kann im Chiemgau eine derartige Nachwuchsförderung bieten und stellt deshalb auch die besten Mannschaften in der Region“, berichtete er ohne Umschweife mit Blick auf die sportliche Situation im Jugendbereich.
Großes Ziel bleibe, talentierte Spieler in Traunstein zu fördern, in der Hoffnung, dass für den ein oder anderen die Tür eines Bundesligaleistungszentrums aufgehe. „Kein Spieler gehört einem Verein“, kritisierte Lehrberger umliegende Vereine, die versuchen, talentierten Spielern den Weg zum SBC zu verwehren. „Wir kontaktieren ausdrücklich immer zuerst den Verein eines interessanten Spielers, bevor wir auf diesen und seine Eltern zugehen“, lobte der NLZ-Chef die Arbeit von Jugendleiter Michael Brandner, der ungemein viel Freizeit in die gesamte Jugendarbeit stecke. Auch für Abteilungsleiter Uli Habl, der nicht nur beim Aufstreudienst vorangehe, hatte er lobende Worte übrig.
Traunstein: Slaven Jokic als Ex-Coach, der Eindruck hinterließ
Und noch ein überraschendes Lob hatte Lehrberger dabei: „Slaven Jokic hat den älteren Jugendspielern aus der U19 ein Gefühl der Identifikation gegeben, indem er sich für ihre sportliche Entwicklung interessiert hat“. Damit verband er abschließend die Hoffnung, dass Danijel Majdancevic diesen Weg fortführe.
Habls bisheriger Stellvertreter Martin Dietzinger ließ die Versammlung wissen, dass man zum vergangenen Jahreswechsel 561 Mitglieder in der Fußballabteilung hatte und dies einen Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 bedeute. Letztmalig nach 30 Jahren Kassierstätigkeit beim ESV und dann beim SBC Traunstein konnte Georg Hofstetter von ausgeglichenen Finanzen und einem leichten Überschuss berichten. Die Kassenprüfer Christoph Bachmann und Tobias Berz bescheinigten eine einwandfreie Kassenführung, weshalb die Versammlung einstimmig die Entlastung beschloss.
Traunstein: SBC-Neuwahlen brachten keine Überraschungen
Die anschließenden Neuwahlen brachten keine Überraschungen. Auch hier folgte die Versammlung einstimmig den Vorschlägen, die von Wahlleiter und Traunsteins Ex-Oberbürgermeister Christian Kegel vorgestellt wurden. Weiterhin Abteilungsleiter bleibt Uli Habl, dem nun mit Dr. Michael Schüller ein neuer Stellvertreter zur Verfügung steht, nachdem sich der bisherige „2.“ Martin Dietzinger auf das Amt des Schriftführers konzentriert.
Zur Entlastung und besseren Aufgabenverteilung wurde Erich Mühlbacher als dritter Abteilungsleiter gewählt. Jugendleiter Michael Brandner wurde in seinem Amt bestätigt und bekommt mit Robert Schüller ebenfalls offiziell Unterstützung zur Seite. Auch die Aufgaben des Kassiers werden künftig auf zwei Schultern verteilt – Andreas Schuhbeck und Markus Strohmayer zeigen sich hier nun verantwortlich. Keine Veränderungen gab es auf den Posten der Kassenprüfer, die weiterhin von Christoph Bachmann und Tobias Berz bekleidet werden.
Für 25-jährige Mitgliedschaft wurde Robert Pernath geehrt, während Michael Brandner und Manfred Wudy für 40-jährige Vereinstreue ausgezeichnet wurden. Im abschließenden Punkt „Anträge & Wünsche“ trug Günther Burgstaller vertretend für mehrere Mitglieder den Wunsch vor, in der Nähe des Zutritts zur Zuschauertribüne des Jakob-Schaumaier-Sportparks zwei Behindertenparkplätze einzurichten. Den Antrag werde man zeitnah umsetzen, gab Habl zu verstehen und beschloss die Versammlung, nachdem keine weiteren Wortmeldungen zu verzeichnen waren. (mem)
