TSV Kastl hat nun einen neuen Trainer
Haaland-Humor, Spielball-Streit, Last-Minute-Drama: SV Bruckmühl erlöst sich vom Fluch
Der neue Haaland kommt aus der Region, hitzige Diskussionen um den Spielball und ein dramatisches Finish – das Duell zwischen dem SV Bruckmühl und dem TSV Kastl in der Fußball-Landesliga hatte alles, was Fußballherzen höher schlagen lässt. Zudem haben die Kastler einen neuen Trainer gefunden.
Bruckmühl – „Den Fluch besiegen“, lautete die Devise am frühen Samstagnachmittag (10. August) in Bruckmühl. Nein, es ging ganz sicherlich nicht um einen Horrorfilm an der Mangfall. Aber unglaublich dramatisch wurde es am Sportplatz des SV Bruckmühl abermals, als der TSV Kastl am fünften Spieltag der Fußball-Landesliga Südost zum Inn/Salzach-Derby angereist war – und das bis zur allerletzten Sekunde.
Die Hausherren hatten sich was vorgenommen und legten in den ersten zehn Minuten wie die Feuerwehr los. Wenige Sekunden zuvor ließen die Schützlinge von Trainer Marco Schmidt noch eine klare Doppelchance liegen – auch dank zwei Glanzparaden von Gästekeeper Andreas Peller – ehe es in der neunten Spielminute aber auch schon klingelte. Nach schöner Vorlage von Vinzenz Egger beförderte Lukas Steidl, der nach seinem Wechsel im Sommer vom ASV Großholzhausen zum ersten Mal von Beginn an ran durfte, das Spielgerät unhaltbar in die Maschen.
SV Bruckmühl erlöst sich vom TSV Kastl-Fluch
„Ich fühle mich sehr gut“, antwortete der 20-jährige Angreifer ganz abgebrüht, wie vor dem gegnerischen Tor, im anschließenden Interview mit beinschuss.de auf die Frage, wie er sich nach seinem ersten Landesliga-Treffer fühle. Fast schon in Manier des Fußball-Profis Erling Haaland, der einst den englischen „Sky“-Reporter ein Stück weit düpierte. Damit war es aber noch nicht getan. Steidl setzte – angesprochen auf den eingangs erwähnten Kastl-Fluch – mit einem charmanten Lächeln noch einen drauf:
„Ich muss auch sagen: Ich bin hergefahren und habe damit gerechnet, dass ich treffe, weil ich heute einfach ein gutes Gefühl hatte. Ich denke, man sieht, dass es nicht ohne mich geht gegen Kastl.“ In der vergangenen Spielzeit ging der Rechtsfuß noch in der Kreisliga 1 auf Torejagd ging, wo er mit 15 Treffern auf sich aufmerksam zu machen wusste. Dass man in der Landesliga zwei Schippen drauflegen muss, hat aber auch der Haaland der Region schnell feststellen müssen: „Ich habe in den ersten zehn Minuten auf jeden Fall gemerkt, dass vor allem das Spielerische viel schneller und viel anstrengender ist.“
Spielball sorgt für Diskussionen in Bruckmühl
Aber nicht nur auf dem Platz, sondern auch an der Seitenlinie ging es von Beginn an heiß her. Zwischenzeitlich sorgte vor allem der Spielball für Diskussionen. Mitten im Geschehen und etwas lautstark war Bruckmühls Torwarttrainer Johannes Rottmüller, der auf Nachfrage von beinschuss.de aber keinen Grund zur Panik sah. „Das sind so Sachen: Der Trainerkollege, Martin (Anm.d.Red. Göppinger), wir kennen uns ja schon länger. Natürlich probieren die den Ball schnell zu machen. Nur war das nicht der Spielball den sie hergenommen haben, sondern es war einer von ihnen, aber das ist eigentlich ein bisschen Geplänkel. Also nichts Dramatisches und überhaupt nichts Schlimmes“, so der 40-jährige frühere Nachwuchskeeper des FC Bayern.
SV Bruckmühl gegen TSV Kastl




Last-Minute-Drama: Bruckmühl-Torwart Stiglmeier wird zum Elfer-Killer
Wer jetzt denkt, das war es schon vom jenem Samstagnachmittag in Bruckmühl, der irrt sich gewaltig. DIE Szene des Spiels sollte erst in der Nachspielzeit kommen – und die hatte es wirklich in sich. Zuvor verpassten die in rot gekleideten Männer in den eigenen vier Wänden den Befreiungsschlag vor 130 Zuschauern, unter anderem durch einen Lattenknaller durch den eingewechselten Michele Cosentino (80.) Im selben Moment meinte auf der Gegenseite des Spielfeldes Torwart Markus Stiglmeir (1) noch zu seinen aufwärmenden Teamkollegen: „Wenn wir nicht ein Tor schießen, wird es wieder gefährlich, weil die brauchen nur eine Aktion.“
Albin Krasnic (5), der bis zu dem Zeitpunkt eine Mega-Leistung zeigte, traf Timo Oberreiter (11) im Strafraum an der Hacke. Schiedsrichter Maximilian Wirkner (FC Mertingen) zeigte folgerichtig auf den Punkt – und Dominik Grothe trat an. „Ich dachte mir nur: Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, dass wir wieder 1:1 spielen. Jetzt bleib’ ich einfach mal so lange stehen, bis ich nicht mehr weiß, was ich machen soll. Und hol’ den Nachschuss auch noch. Dann kommen die ganzen Jungen daher gestürmt, feiern dich halt. Das ist schon ein schönes Gefühl.“
Kastl-Torwart Peller schießt gegen Ex-Coach Jokic
Seinen Torwartkollegen Peller gegenüber, der bis auf den Gegentreffer seine Vorderleute bis dahin mit Bravour im Spiel hielt, ließ das Inn/Salzach-Derby „sprachlos“ zurück: „Auch wenn man sich mit unserer Elfmeter-Historie befasst, ist es schon fast typisch, dass wir gefühlt jeden dritten Elfmeter verschießen. Sinnbildlich dafür, weil das TSV 1860 Rosenheim-Spiel letztes Jahr in Kastl, wo wir zwei Elfmeter von drei verschossen haben. Bruckmühl hatte bis jetzt noch kein Spiel gewonnen. Wir sind zu einfach in das Spiel rangegangen.“
Zu guter Letzt hatte der 21-jährige Rechtsfuß noch ein paar Worte für seinen Ex-Coach Slaven Jokic übrig, der überraschend nach dem zweiten Spieltag das Handtuch warf (beinschuss.de berichtete): „Es war für alle überraschend. Keiner hat es gewusst. Das war vom Gefühl heraus eine spontane Entscheidung vom Schlafen. Hat uns schon im Stich gelassen. Seit zwei Jahren erzählt er uns, dass der Charakter so wichtig ist. Und dass Kastl eine charakterliche Mannschaft ist. Und dann so eine Aktion, das ist ein bisschen schwierig.“
Mayer wird neuer Coach des TSV Kastl
Auch wenn der TSV Kastl an diesem Tag kein Erfolgserlebnis feierte, konnte man am Sonntag (11. August) zumindest was die Trainerposition angeht, Vollzug melden. Harry Mayer aus Prien am Chiemsee, der die UEFA-Elitelizenz besitzt, wird der neue Coach der Kastler. Der Vertrag des 40-Jährigen gehe vorerst nur bis zum Saisonende. Mayer, der seit Januar 2023 vereinslos war, ist aber kein Unbekannter in der Region. Neben Stationen bei SV Bruckmühl und TSV 1880 Wasserburg, fungierte er einst auch als Co-Trainer von Leo Haas bei SV Wacker Burghausen. (mck)