„Scheiße, jetzt ist es vorbei“
Nach Schock-Diagnose: Aiblings Publikumsliebling muss mit nur 27 Jahren den Fußball aufgeben
Ein schwerer Schlag für den TuS Bad Aibling und seine Fans: Der langjährige Publikumsliebling Simon Seiderer muss sich nach einer Schock-Diagnose mit nur 27 Jahren vom aktiven Fußball verabschieden.
Bad Aibling – Es war das große Kreisliga-Derby am Donnerstagabend (31. Oktober), die Atmosphäre geladen, die knapp 200 Fans fieberten dem Anstoß entgegen, als eine plötzliche Durchsage alle innehalten ließ. Lukas Kunze, Fußball-Abteilungsleiter des TuS Bad Aibling, ergriff das Mikrofon und begann zu sprechen – nicht über den SV Ostermünchen, den Gegner des Abends, sondern über einen von ihnen, den sie heute verabschieden würden.
„Leider muss Simon nach einem Knorpelschaden vierten Grades an der Hüfte seine Fußballkarriere beenden“, mit diesen Worten kündigte Kunze das Ende einer Ära an der Mangfall an. Für Seiderer, der seit der Jugend beim TuS Bad Aibling gespielt hatte, kam das alles viel zu plötzlich. Und die Reaktion der Zuschauer ließ keinen kalt: Minutenlanger Applaus, Standing Ovations, ein Moment, den wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird.
Bad Aibling: Fußball-Aus für Simon Seiderer nach Schock-Diagnose
Im Gespräch nach dem spannenden 1:1 zwischen den beiden Lokalkonkurrenten, gibt Seiderer einen Einblick in die schweren letzten Tage. „Ich wusste zwar, dass mit meiner Hüfte etwas nicht stimmt, aber als die Diagnose kam, war ich fassungslos. Am Anfang konnte ich das gar nicht begreifen“, erinnert er sich. Die Ärzte hatten einen Knorpelschaden höchsten Grades sowie einen Riss der Gelenklippe festgestellt. „Ich bin schweigend aus der Klinik gegangen. Als ich im Auto saß, kam das alles hoch: Scheiße, jetzt ist es vorbei. Nicht nur Fußball, auch andere Sportarten darf ich mein Leben lang nicht mehr ausüben.“
Für Seiderer, der in den vergangenen Wochen noch im vollen Training war und mit Leidenschaft jedes Spiel anging, kam die Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht. „Diese Erkenntnis hat wehgetan. Ich habe dann direkt dem Trainer und einigen Mitspielern Bescheid gegeben und bin im Auto in Tränen ausgebrochen.“ Auch im Rückblick merkt man ihm den Schmerz an, die noch frische Wunde über diesen unfreiwilligen Abschied. „Die Mannschaft gibt mir aber Halt. Die Unterstützung ist riesig. Das hilft mir unglaublich und das erfüllt mich schon gewissermaßen.“
Bad Aibling: Simon Seiderer bleibt TuS trotz Fußball-Aus erhalten
Der 27-Jährige, der selbst als Physiotherapeut tätig ist, weiß, wie hart eine solche Diagnose ist, und richtet sich mit einer deutlichen Botschaft an alle Spieler: „Oft ist da dieser falsche Ehrgeiz, dass man noch ein wichtiges Spiel mitnehmen will, auch wenn der Körper längst nicht mehr mitmacht. Aber ich kann nur jedem raten: Hört auf euren Körper. Es geht um die Gesundheit – um jeden Preis.“
Auch wenn Seiderer seine Schuhe nun endgültig an den Nagel hängen muss, will er dem TuS Bad Aibling erhalten bleiben. Der Verein hat ihm angeboten, als Physiotherapeut und Athletiktrainer weiter Teil des Teams zu sein – eine Rolle, die er dankbar annimmt. Die kleine Verabschiedung im Kreis der Mannschaft zwei Wochen ging für jeden Beteiligten unter die Haut, denn schon bei seinen ersten Worten an die Kollegen schossen nicht nur ihm die Tränen in die Augen. „Die Jungs sind wie Familie für mich. Das Trainerteam, die Fans – das alles werde ich vermissen.“
Gerne erinnert sich der leidenschaftliche Kicker an den Kreisliga-Aufstieg in der vergangenen Spielzeit, an dem er unter anderem auch mit einem überragenden Hattrick im Spitzenspiel in der Rückrunde gegen ASV Kiefersfelden maßgeblich beteiligt war: „Es sind aber nicht immer die großen, sondern die kleinen Momente. Dass man jetzt nicht mehr auf dem Platz stehen kann, das tut weh. Ich glaube, das dauert noch seine Zeit.“ Für den TuS Bad Aibling endet damit ein Kapitel, das keiner so erwartet hätte. Simon Seiderer bleibt dem Verein aber erhalten, doch das Bild des Kämpfers und Mannschaftsführers auf dem Platz wird nun einem neuen weichen müssen – als Mitglied des Trainerteams am Spielfeldrand. Und wer weiß, was das Schicksal für ihn noch bereits hält. (mck)
