„Vergessen Fußball zu spielen“
Ball-Horror und ein verhexter Platzverweis im Halloween-Derby zwischen Samerberg und Neubeuern
Tabellenführer WSV Samerberg traf am Donnerstag (31. Oktober) im Top-Spiel der A-Klasse 2 auf Lokal-Konkurrent TSV Neubeuern (3.). Ein unglückliches Eigentor und ein verhexter Platzverweis passten perfekt zum Halloween-Abend, an dem sogar einige Fledermäuse durch das Flutlicht flogen.
von Benedict Schweiger
Samerberg – Nur knapp fünf Kilometer mit dem Auto sind es von einem Sportplatz zum anderen. Damit ist das Derby zwischen dem WSV Samerberg und dem TSV Neubeuern etwas ganz Besonderes. WSV Trainer Franz Kaindl beschreibt im Interview mit beinschuss.de die Gefühlslage bei einem solchen Kracher: „Emotionen gehören dazu. Das ist Fußball. Bei einem Derby sind die Emotionen natürlich nochmal stärker. Ist ja klar, bei Nachbarvereinen.“
„Und die erste Halbzeit hat klar uns gehört…“, ergänzt der Heim-Coach. Wenn man den ersten Durchgang in einem Satz zusammenfassen müsste, würde wohl ungefähr das dabei herauskommen. Die Hausherren wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und pressten den Gegner in ihre Hälfte. Die Neubeurer sichtlich überrascht, leisteten nicht viel Gegenwehr. So auch beim 1:0, als eine Hereingabe unglücklich von TSV-Kapitän Tobias Lexa ins eigene Tor gelenkt wurde. Das nur knappe Pausenergebnis spiegelte aber nicht die Chancen der Heimmannschaft wider. Zwei bis drei hundertprozentige Chancen konnten nicht im Netz untergebracht werden.
Samerberg gegen Neubeuern: Ball-Horror im Halloween-Derby
„…in der zweiten Halbzeit haben wir dann vergessen, Fußball zu spielen“, auch diese Aussage vom 54-jährigen Teamleiter beschreibt die zweite Spielzeit seiner Truppe perfekt. Die Gäste tranken wohl den besseren Pausentee und kamen hoch motiviert aus den Katakomben. Der beste Mann der Gäste war auch schon in Halbzeit eins, die Tormaschine Stefan Antretter, welcher schon bei sieben Treffern stand und hungrig für mehr war. Auch der bescheidene 24-Jährige stellte sich nach dem Spiel für ein Interview mit beinschuss.de zur Verfügung:
„Wir haben uns am Anfang schwergetan. War ein bisschen brenzlig. Doch über unseren Kampfgeist, der uns auszeichnet, haben wir das wieder auf unsere Seite gezogen. Meine Tore zähle ich nicht direkt mit. Fußball ist ein Mannschaftssport und wer die Tore macht ist am Ende egal.“ Knapp 20 Minuten in Halbzeit zwei dann der erste Lichtblick für die Gäste: Flügelstürmer Antretter setzt sich knapp vor der Linie gegen zwei Mann durch und legt auf den goldrichtig stehenden Lukas Paul ab, der zum 1:1 einschiebt.
Nun war es die Heimmannschaft, die keinen Spielfluss mehr hatte und mit dem Druck der Gegner zurechtkommen musste. Doch auch das Gelände hatte seinen großen Anteil daran: Beinahe im Minutentakt flogen die Bälle über den Zaun ins benachbarte Schwimmbad, von wo man sie nur mit viel Geduld zurückbekam. Aber das schreckte die Angereisten nicht ab, auf das 2:1 zu drücken. Zehn Minuten nach dem 1:1 folgte auch schon der zweite Streich – erneut beteiligt Antretter:
Samerberg und Neubeuern: Wie steht es um das Thema Aufstieg?
„Geplant war das nicht. Aber das ist dann so im Eifer des Gefechts, man hat eine gute Idee und hofft, dass der andere mitspielt. Das geht mal schief, aber heute ging es gut.“ Freistoß aus gut 40 Metern – Christoph Stocker merkte die Idee seines Teamkameraden und spielte ihm den Ball flach in den Lauf. Eiskalt und abgezockt nimmt der Goalgetter den Ball mit und versenkte ihn im langen Eck zum 1:2 und zum Schock aller Fans. Doch das war noch nicht das letzte „Highlight“ der Partie.
Ecke für Neubeuern und der Schiedsrichter Engelbert Schamböck klärte auf, dass die Nachspielzeit angelaufen war. Doch dann hörte man nur noch einen großen Aufschrei von den knapp 150 Zuschauern: Georg Riedl, der Kapitän der Samerberger, beschwerte sich lautstark, offenbar bei seinem Gegenspieler. Schiedsrichter Schamböck griff jedenfalls in seine Tasche und holte die gelbe Karte raus, zeigte sie aber dem bereits vorbelasteten Samerberger Josef Bogenhauser, der den Platz verlassen musste. Hitzige Diskussionen brachen aus, aber der Unparteiische blieb bei seiner Entscheidung.
Die restliche Zeit reichte dann nicht mehr für ein Halloween-Wunder und es blieb beim knappen Sieg für den TSV Neubeuern, die sich nun auch in der Tabelle dicht hinter dem Nachbarn positionieren. Die überraschende Heimniederlage ändert aber nichts an den Zielen am Samerberg, wie Trainer Kaindl verrät: „Ein Unentschieden wäre eigentlich gerecht gewesen. Ich versuche, jeden Spieler besser zu machen. Die Mannschaft ist das Erfolgskonzept. Wir wollen ganz klar vorne mitspielen und wir wollen auch um den Aufstieg spielen.“ Spielentscheider Antretter auf der anderen Seite wollte wiederum den wichtigen Auswärtsdreier nicht zu überbewerten: „Aufstieg ist ein großes Wort. Unser allgemeines Ziel ist einfach guten Fußball zu spielen. Und zu schauen, wo uns der hinbringt.“ (sb)