ASV Flintsbach dreht den Spieß um
„Überrumpelt“: Erst rückt der Rettungswagen in Nußdorf an – dann stoppt ein Fan das Inntal-Derby
Ein perfektes Fußballwetter begleitete am Samstag (7. September) das Inntal-Derby zwischen dem SV Nußdorf/Inn und dem ASV Flintsbach in der Kreisklasse 1. Doch die Vorfreude wurde früh unterbunden, als das Spiel zunächst von einem Sanka-Einsatz unterbrochen wurde. Und das war noch lange nicht alles.
von Benedict Schweiger
Nußdorf am Inn – Der Klassiker der Kreisklasse 1 stand an, bei dem sich der SV Nußdorf/Inn und der ASV Flintsbach gegenüber standen. Nur knapp über drei Kilometer liegen zwischen den Sportplätzen dieser beiden Mannschaften. Schon letzte Saison spielten beide Mannschaften oben mit und ihre Aufeinandertreffen waren knapp: Das erste Spiel konnte Flintsbach zu Hause mit 1:0 für sich entscheiden, wurde dann auswärts aber mit 4:5 geschlagen. Die letzte Saison versprach also viel Action für dieses Spiel.
Nußdorf: Rettungswagen-Einsatz im Inntal-Derby gegen ASV Flintsbach
Schon nach wenigen Minuten wurde den 150 Zuschauern einiges an Action geboten. Nach einem harten Luftduell fiel der Nußdorfer Lukas Höchner ungünstig auf seinen Arm und renkte sich die Schulter aus. Dadurch kam es zum nächsten Sanka-Einsatz in der Kreisklasse 1. Schon am vergangenen Wochenende kam es in der Kreisklasse 1 beim Spiel zwischen Türk Spor Rosenheim und dem ASV Kiefersfelden zu einem ähnlichen Ereignis (beinschuss.de berichtete).
Nach diesem ungünstigen Start jetzt wieder zurück zum Sportlichen. Die Heimelf von Trainer Ingo Bauer ließ sich aber davon nicht unterkriegen. Nach einigen ungefährlichen Angriffen von beiden Kontrahenten durfte dann eine Fan-Gruppe jubeln. Der Offensivmann des Gastgebers, Rudolf Schlosser, dribbelte elegant am Torwart der Flintsbacher vorbei und netzte cool ein.
SV Nußdorf/Inn gegen ASV Flintsbach




Schon von Beginn an war die Partie sehr körperbetont und gepflastert von kleineren Vergehen sowie kurzen Verletzungspausen. Von den Gästen kam in der ersten Hälfte offensiv wenig, defensiv standen sie aber stabil. In der siebenminütigen Nachspielzeit bekam der ASV Flintsbach einen Freistoß auf halblinker Position ca. zwei Meter vom Strafraum zugesprochen. Der erste Versuch wurde zunächst geklärt, aber der Nachschuss, der noch entscheidend von Johannes Könze abgefälscht wurde, zappelte im Netz. Infolgedessen lautete der Halbzeitstand nach eher chancenlosen 45 Minuten 1:1.
Nußdorf: Fan sorgt für Stopp im Inntal-Derby gegen Flinstbach
Mit viel Power kamen beide Teams aus der Halbzeitpause wieder zurück auf den Rasen. Trotz fünf gelber Karten war das Spiel überwiegend fair, aber hart. Aber auch die ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte waren nicht viel anders als die zuvor gespielten 45. Fouls und wenig Torchancen waren den Anhängern auf beiden Seiten geboten, die sich vom letzten Drittel mehr erhofften. Nach einem langen Ball hinter die Abwehr der Nußdorfer kam es dann zum überraschenden Führungstreffer der Gäste. Samuel Köhler musste den Ball nach einer flachen Hereingabe nur noch über die Linie schieben.
Während man den Nußdorfer-Anhängern den Frust ansah, hatte man auf gegnerischer Seite ein Lächeln im Gesicht. Doch eine Sache hatte man gemeinsam: Konstantes hereinrufen und Beschimpfungen an den Schiedsrichter. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld, welchen der Schiedsrichter als Foul sah, sprang die ganze Flintsbacher Bank auf und protestierte. Doch ein Flintsbacher Zuschauer trieb das schon hitzige Derby auf die Spitze.
Unverständliche Worte waren zuhören, woraufhin der Schiedsrichter Ronny Schmidt tatsächlich die neue Stopp-Regel einsetzte. Hierbei begeben sich beide Mannschaften in ihren Strafraum und die Partie wird kurzzeitig unterbrochen. Er selbst beschreibt dieses Prinzip so: „Für uns Schiedsrichter ist das Stopp-Prinzip gut, um Ruhe in das Spiel zu bekommen.“ Diese Regel wurde nun zum zweiten Mal schon in der Region eingesetzt (zum ausführlichen Artikel auf beinschuss.de geht hier entlang).
Taktikgenie Köstler? Flintsbacher Coach macht es den Nußdorfern nach
Der weitere Verlauf zeigte das, was man nun erwarten würde. Nußdorf ging „All in“ und die Flintsbacher schlugen weiter lange Bälle und versuchten zu kontern. Doch dann machen die Gäste den Deckel zu: Nach einem Foul ließ der Offizielle mit Vorteil weiterlaufen, aber Sekunden danach gab es das nächste Vergehen. Elfmeter für Flintsbach, den Sebastian Schmidt eiskalt verwandelt. Damit der Endstand 1:3 gegen den SV Nußdorf, welche die erste Saisonniederlage einfahren müssen.
Die noch ungeschlagene Elf des gebürtigen Nußdorfer Heinz Köstler sah bis zur 51. Minute nicht sehr spielstark aus, wie er auch gegenüber beinschuss.de verrät: „Wir waren zu passiv, hatten zu große Löcher im Mittelfeld und haben uns von den Nußdorfern überrumpeln lassen.“ Er ergänzt zudem noch die „enorme Wichtigkeit“ des Treffers kurz vor dem Pausentee, der es ermöglichte, mit einem positiven Ergebnis in die Pause zu gehen. Und dann änderte der 61-jährige das System seiner Mannschaft: „Wir haben das gemacht, was die Nußdorfer auch machten, lange Bälle und hinter die Abwehr kommen. Das hat zum Glück zweimal gut geklappt.“ Köstler drehte sozusagen den Spieß um und wurde dadurch zum eigentlichen „Matchwinner“. (sb)