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„DAS ist momentan unsere größte Baustelle“

Neue Wege, ehrliche Einblicke: Wird der TSV Siegsdorf jetzt zum Vorzeigeverein der Region?

Alex Mayer (Sportlicher Leiter) und Christoph Reiter (Technischer Berater) vom TSV Siegsdorf standen beinschuss.de exklusiv Rede und Antwort.
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Alex Mayer (Sportlicher Leiter) und Christoph Reiter (Technischer Berater) vom TSV Siegsdorf standen beinschuss.de exklusiv Rede und Antwort.

Im großen beinschuss.de-Interview geben der sportliche Leiter Alex Mayer und der neue technische Berater Christoph Reiter des TSV Siegsdorf ehrliche Einblicke in ihre Zukunftspläne und die Herausforderungen, vor denen der Verein steht.

von Rudi Mayer

Siegsdorf – Großes Interesse, klare Worte: Der TSV Siegsdorf, dessen Fußballabteilung sich derzeit neu aufstellt und verstärkt auf Bürgernähe setzt, hat sich erstmals in einem ausführlichen Exklusivgespräch mit beinschuss.de zu seiner sportlichen Zukunft geäußert. Zum Interview baten wir den 37-jährigen sportlichen Leiter Alex Mayer sowie den neuen technischen Berater Christoph Reiter (57) – in ruhiger Atmosphäre und mit offenem Blick auf die kommenden Herausforderungen des Bezirksligisten.

Alex, der TSV Siegsdorf ist nach beständiger Zugehörigkeit zur Kreisklasse 2014 aufgestiegen in die Kreisliga 2 und 2020 in die Bezirksliga! Abgesehen davon, dass du Angehöriger der Meistermannschaft von 2014 warst und nun das verantwortungsvolle Amt eines sportlichen Leiters innehast – ist der TSV Siegsdorf nach Familie und Beruf eine Herzensangelegenheit für dich geworden?
„Zu 100 Prozent! Schon mein Papa hat mich in ganz jungen Jahren mit auf den Sportplatz genommen, ich hab die ganzen Jugendstationen durchlaufen, alle positiven, aber auch negativen Erlebnisse durchleben dürfen und sowas prägt einen natürlich. Den Job, den ich als sportlicher Leiter begleite, ist so zeitaufwändig, dass man sowas ohne das notwendige Herzblut gar nicht ausführen kann. Der TSV Siegsdorf ist meine zweite Familie, ja, man muss sogar schon sagen, es ist mein zweites Zuhause.“

Siegsdorf: So will der TSV zum Fußball-Vorzeigeverein der Region werden

Neben dem verantwortlichen Cheftrainer ist der sportliche Leiter in der Regel „Prügelknabe Nr.2“, wenn es mal nicht so läuft. Siehst du das auch so und wenn, hast du eine solche negative Erscheinung schon bewältigen müssen?
„Einerseits Ja, andererseits Nein! Habe ich, Gott sei Dank bisher so in Siegsdorf noch nie erleben müssen. Man muss das auch etwas differenzierter betrachten, denn schließlich sitzen wir, wenn es mal nicht so läuft, alle in einem Boot. Natürlich hast du bei meinem Job auch mal die Kritiker nicht auf deiner Seite, aber solange das in ziviler Aussprache miteinander diskutiert werden kann, ist das in Ordnung.“
Die derzeitige Saison ist ganz bestimmt nicht so verlaufen, wie ihr euch alle das gewünscht habt. Welche Hauptursachen siehst du darin und wo sind deiner Meinung nach die schlimmsten Fehler begangen worden, wenn man u.a. sogenannte Nachanalysen mit einbezieht?
„Ja, das haben wir uns definitiv anders vorgestellt! Mit der Verpflichtung von Stefan Mauerkirchner als neuen Trainer wollten wir unser Spielsystem auf eine 3er-Kette mit 3-4-3 umstellen. Das hat am Anfang auch, relativ gesehen, gar nicht so schlecht funktioniert. Dann kam die Verletzung von Max Reiter, der Sohn vom neuen technischen Berater Christoph Reiter, dem Tobi Huber und dem Josef Wittmann hinzu und wir waren gezwungen, unser System wieder auf die klassische Viererkette umzustellen, was dann doch zu einer Art Verunsicherung geführt hat. Den Umschwung haben wir dann ganz einfach nicht mehr geschafft. Die Folge daraus waren Niederlage an Niederlage mit dem entsprechenden Absturz des Selbstvertrauens. Letztendlich war es dann auch noch im negativen Sinn ‚die Kirsche auf die Torte‘, als Stefan Mauerkirchner aus persönlichen Gründen das Amt des Cheftrainers niederlegen musste und im direkten Anschluss unser Willi Aigner als Ersatz einsprang. Das alles Summa Summarum ist, auch wenn Willi es innerhalb kurzer Zeit wieder geschafft hat über unsere drei Säulen Kampf, Leidenschaft und Kameradschaft positiv in unser Spiel einzugreifen, für eine angeschlagene Mannschaft nicht förderlich.“
Ist die Verpflichtung von Christoph Reiter eine logische Ergänzung, was den künftigen sportlichen Erfolg betrifft und welche schwerpunktmäßige Aufgaben übernimmt Christoph?
„Ja, absolut, die Verpflichtung von Christoph ist eine logische Ergänzung für unsere künftigen sportlichen Ziele. Ich war heile froh, dass es mir gelungen war, ihn wieder in seine alte Heimat Siegsdorf lotsen zu können. Wir haben eine Persönlichkeit gesucht, die mit Erfahrung unser neues Trainerteam Maaßen/Wittmann in kritischen Situation wirksam unterstützen kann, deshalb sind wir sehr stolz darauf, Christophs Dienste für unsere Zwecke gewonnen zu haben. Wir alle sind von dieser neuen Teamgestaltung fest überzeugt!“
Habt ihr, was mögliche neue Spieler betrifft, schon diesbezüglich Aktivitäten am Laufen und wo siehst du hinsichtlich der neuen Spielerverpflichtungen den TSV Siegsdorf in der kommenden Bezirksliga-Saison?
„Wir sind aktuell in Gesprächen mit weiteren Verstärkungen, die jedoch im jetzigen Stand der Dinge noch nicht verbindlich sind. Es handelt sich u.a. um einen Spieler aus der Landesliga. Die Verhandlungen gestalten sich auch deshalb als schwierig, weil doch viele zuerst einmal wissen wollen, spiele ich dann auch weiterhin Bezirksliga oder abgestiegen in der Kreisliga. Für die kommende Saison geben wir keine Ziele aus, zum einen, weil wir keinen Druck aufbauen wollen und zum anderen, weil wir nur zu gut aus eigener Erfahrung wissen, wie schnell ein Verein in die Abstiegszone abfallen kann, wenn wichtige Spieler durch Verletzung ausscheiden müssen.“
Nach dem Ausscheiden von Stefan Mauerkirchner und der anschließenden Verpflichtung von Willi Aigner, habt ihr nun die Weichen gestellt, mit dem Trio Maaßen/Wittmann/Reiter. Wie viel Prozent von einem möglichen, bzw. geplanten und damit verbundenen positiven Aufschwung ordnet ihr diesem Trio zu, wenn Mannschaft und Trainerstab zusammen 100 Prozent darstellen?
„Schwere Frage! Aber ich denke, wir sollten von einem Verhältnis von 50 Prozent zu 50 Prozent ausgehen. Denn was nützt dir das beste Trainerteam, wenn dir dazu die Spieler fehlen, die das umsetzen können und ebenso umgedreht, was nützt dir das beste Spielermaterial, wenn du nicht die richtigen Trainer dazu hast. Also hier bei uns in Siegsdorf wird sich das wohl eher die Waage halten.“
Um einen geplanten und positiven Umschwung zu erreichen – ist dazu deiner Meinung nach das vorhandene Spielermaterial ausreichend?
„Da würde ich ganz spontan sagen, JA, wenn alle Verletzte zurück im derzeitigen Kader sind. Um aber die Breite etwas zu ergänzen, sind wir, wie bereits erwähnt, in Verhandlungen mit Verstärkungen eingetreten. Meiner Meinung nach hat unsere Mannschaft, immer gesetzt der Vorbehalt der Vollzähligkeit, die Qualität in der Bezirksliga zu bestehen!“
Habt ihr als sogenannte „Nachrücker“ hoffnungsvolle und vielversprechende Nachwuchstalente aus der eigenen Jugend zur Verfügung, wenn JA, bitte welche?
„Oha, jetzt haben wir ein Thema! Das ist momentan unsere größte Baustelle! Wir haben sogar im Moment noch nicht einmal eine A-Jugend, d.h. keine direkten Nachrücker zur Verfügung. Woran es letztendlich liegt, ist sehr schwer zu ergründen, ich denke, dass die heutige Jugend andere Interessen als Fußball hat. Aber wir sehen der Entwicklung nicht tatenlos zu, sondern erarbeiten auf höchster Ebene gerade ein Konzept, um die Jugend wieder auf den Rasen zu bringen und für den Fußball zu begeistern. Das ist übrigens der ganz große Knackpunkt des neuen TSV Siegsdorf! Wir alle von der Führungsriege haben uns zusammengesetzt, haben versucht, die gegenwärtigen Probleme im Jugendbereich zu analysieren, mögliche Gegenmaßnahmen erörtert und uns zum Schluss dazu durchgerungen, einen völlig neuen Weg zur Jugendförderung zu gehen! Dazu gehört u.a., dass just in diesem Moment alleine acht Jugendtrainer vom TSV Siegsdorf ihren Trainerschein erwerben! Welcher Verein kann das von sich behaupten? Wir ergreifen diese Maßnahmen, um schon alleine den Eltern unmissverständlich den Willen einer guten Ausbildung im Fußballverein zu vermitteln. Wir arbeiten sehr hart daran, damit es künftig über Mund-zu-Mund-Propaganda in Siegsdorf wieder heißt: Ich gebe meinen Sohn zum TSV, da ist er in sehr guten Händen, da arbeiten ausgebildete Fachleute, die sich um eine bestmögliche Ausbildung kümmern. Da wollen wir wieder hinkommen! Denn eines ist ganz gewiss: Ohne Jugend ist ein Dorfverein zum Scheitern verurteilt – und soweit möchten wir es keinesfalls kommen lassen.“
Eure Vereinsorganisation erinnert mich zum großen Teil an die eines Profivereins. Ist dementsprechend bei euch auch eine Scout-Abteilung aktiv? Wenn JA, seit wann, wenn NEIN, warum noch nicht?
„Eine Scout-Abteilung im Sinne einer Talentschmiede haben wir nicht. Es ist aber im Allgemeinen so, wenn sich von irgendwo her ein Spieler aufdrängt, dass dann meine Person dafür zuständig ist. Wir haben damals einen Tipp bekommen als es z. B. um die Verpflichtung von Felix Schrobenhauser aus Chieming ging, das hatten wir postwendend in Angriff genommen und in die Tat umgesetzt. So arbeitet bei uns nun mal, wenn man es als eine solche benennen mag, die Scout-Abteilung, wenn es sich um Talente im unmittelbaren Nahbereich handelt. Tipps von außerhalb sind natürlich mit einem viel größeren Aufwand zu bewältigen, weshalb die größeren Vereine gezielt mit gesonderten Scouts arbeiten, zu denen wir uns als kleiner Dorfverein noch nicht zählen.“
Christoph, dein Vertrag als Cheftrainer bei der SG Chieming/Grabenstätt läuft zum Saisonende aus. Darf ich fragen, wie ihr beide euch, also du und Alex, gefunden und kennengelernt habt?
„Ich bin ja ein Siegsdorfer, wir alle kennen uns ja schon etliche Jahre, alleine aus der Tatsache heraus, dass mein Sohn Sebastian und Maximilian ja bekanntlich in der ersten Mannschaft spielen, ist es nicht verwunderlich, dass hier immer die Kontakte bestens gepflegt werden.“
Wenn man eine neue Stelle annimmt, möchte man sich ja einbringen, man möchte etwas bewegen, damit es besser wird. Was hast du dir diesbezüglich vorgenommen?
„Es ist mir ein persönliches Anliegen, meine Erfahrung zum Erfolg des Vereins mit einzubringen! Ich lege dabei Wert darauf, einen Plan zu entwerfen und in die Tat umzusetzen, auch wenn es mal nicht so läuft. Einen Plan gleich zu Beginn wegen eines Misserfolgs in Frage zu stellen, ist nicht mein Charakter. Wichtig dabei ist vor allem nicht nur zu reagieren, sondern auch mit eigenen Ideen zu agieren. Insbesondere liegt mir auch künftig der Jugendbereich am Herzen, denn ich bin schon der Auffassung, dass die Jungen wieder von sich geben sollten: Mei, ist das geil in diesem Verein zu kicken. Und dazu formiert sich momentan das ganze Führungsgremium des TSV Siegsdorf vorbildlichst, es ist in der Planung einen Kunstrasenplatz zu schaffen, des Weiteren muss es wieder möglich sein, die ganz Kleinen beim Einlauf der 1. Mannschaft mitzunehmen und damit gleichzeitig die Eltern zu begeistern – so sollte eben in absehbarer Zukunft ein neuzeitlicher Fußball der Boyz in Green in der Bürgerschaft zu vernehmen sein.“
Du bist Trainer C-Lizenzinhaber, aber mit einer geballten Erfahrung ausgestattet. Wie denkst Du, wie kannst Du einen B-Lizenzinhaber mit „Barca Innovations Hub“-Ausbildung, wie es nun mal der neue Trainer Felix Maaßen darstellt, wirksam unterstützen?
„Es ist im Trainerstab von äußerster Wichtigkeit, dass man zu dritt arbeiten kann. Der eine plant seine Spielphilosophie, der andere setzt es im Training um und der Dritte gibt im theoretischen Unterricht bei Nachanalysen den letzten Feinschliff hinzu. Das wäre eine Idealbesetzung. Ob wir das so umsetzen können, ob wir uns gemeinsam auf einen solchen Nenner einigen können, wird die Zukunft an den Tag legen. Vor allem die Jungen brauchen unsere Nähe, damit man sie auf den Kampf auf dem Rasen richtig vorbereitet und ihnen auch das Gefühl gibt, dass man als Trainer mit Leib und Seele dabei ist.“
Wenn man mit einer Spielgemeinschaft zusammen arbeitet, ist es doch im Grunde genommen nichts anderes, als eine „große Koalition“, ständig muss man für anstehende Entscheidungen doppelt so viele Leute um Genehmigung fragen. Bist du alleine schon aus diesen Gründen froh, dass du nun mit dem TSV Siegsdorf einen Verein hast, wo das Führungsgremium mit „einfacher Mehrheit“ entscheiden kann?
„Da kann ich Gott sei Dank nur Gutes von Chieming/Grabenstätt berichten, ich hatte da immer nur einen Ansprechpartner! Aber die von dir angesprochene große Koalition kann schon in bestimmten Fällen zur Erschwernis werden, deshalb ist es schon etwas angenehmer, wenn man weiß, dass eine bereits ausgesprochene Entscheidung eine Verbindliche ist und nicht eine Vorbehaltliche, die der Zustimmung des anderen Vereinspartners bedarf. Von der Warte her gesehen ist natürlich nun das kompakte Siegsdorf mit Sicherheit etwas leichter zu handhaben.“
Freust du dich auf deine neue Arbeit beim TSV Siegsdorf?
„Definitiv JA! Es ist ganz einfach das, was ich mir gewünscht habe! Es ist eine Aufgabe, die sehr vielfältig ist und bei der ich mich im gesamten Fußball-Spektrum des TSV, sei es bei der Jugend, der dritten, der zweiten oder eben aktuell vor allem bei der ersten Mannschaft, einbringen kann.“
Eine ganz persönliche Frage: Wäre es nicht besser, bzw. vorteilhafter, sich bereits jetzt in den neuen Verein einzubringen, denn so wie ich informiert bin, kann die SG Chieming/Grabenstätt nicht mehr aufsteigen, aber auch nicht mehr absteigen. Wäre ein vorzeitiges Auflösen des Arbeitsvertrages nicht eine Win-win-Situation für alle Beteiligte?
„Ich möchte mein derzeitiges Arbeitsverhältnis als Trainer der SG Chieming/Grabenstätt mit Anstand zu Ende bringen! Ich möchte die Zeit mit diesen Jungs nie missen wollen. Vor allem während meiner schlimmen Erkrankung habe ich die besondere Zuneigung der Spielgemeinschaft erfahren dürfen, die mich bis heute noch immer stark berührt. Dabei möchte ich es gerne belassen!“
Und eine noch viel persönlichere und zugleich letzte Frage an dich: Vor geraumer Zeit, du hast es eben schon angedeutet, warst du schwerstens erkrankt und hast wieder erfolgreich den Weg zurück zum Fußball und vor allem zur Gesellschaft gefunden. Möchtest du hier und heute für alle derzeitigen Leidgenossen einen Lebensratschlag hinterlassen?
„Durch die vielen Freunde aus Siegsdorf, aber auch aus Chieming/Grabenstätt, bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass es auch mal zu Ende gehen könnte. All diese Menschen haben mit dazu beigetragen, dass ich diese fürchterliche Erkrankung bis zum heutigen Tag erfolgreich besiegen konnte. Es waren auch zum Teil diese gewissen Kleinigkeiten wie z. B. so kleine Zettelchen von einzelnen Spielern, die mit Aufmunterungstexten gespickt mir zugesteckt wurden. Weißt, das sind Erinnerungen, die mich auch noch heute sehr berühren. Der Umgang miteinander, unter uns Menschen, ist das wichtigste Gut im Leben!“ (rm)           

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