Kommentar
Kollektivstrafe am Sudelfeld – Müssen jetzt alle wegen ein paar Rasern leiden?
Eine Strafe für alle, nur weil ein paar Raser sich nicht zügeln wollen? Viele Motorradfahrer fühlen sich durch die Sperrung am Sudelfeld ungerecht behandelt. Zurecht, findet OVB-Reporterin Patricia Huber.
Sudelfeld – Überraschend kam die Sperrung für Motorradfahrer am Sudelfeld nicht. Schließlich wurde schon lange diskutiert, wie man die „Rennstrecken-Fahrer“ vor Ort einbremsen könnte. Angesichts der regelmäßigen Unfälle auf der Strecke durchaus sinnvoll. Doch Rüttelstreifen und Geschwindigkeitsbegrenzungen haben nicht den erwünschten Effekt gezeigt. Also haben das Landratsamt Rosenheim und Miesbach nun zum „Non-Plus-Ultra“-Mittel gegriffen: die Sperrung des beliebten Bergpasses in Richtung Bayrischzell.
Sudelfeld: Jeder Motorradfahrer kennt die Gefahren
Wer selbst Motorrad fährt und im vergangenen Sommer am Sudelfeld unterwegs war, hat gemerkt, gegen welche Fahrer-Fraktion hier nun vorgegangen wird. Es sind die Raser, die Knieschleifer, die die normale Straße zur Rennstrecke machen. Dabei gefährden sie mit ihren Manövern vor allem sich selbst. Denn jeder, der dieses Hobby betreibt, ist sich der Gefahren, die es mit sich bringt, bewusst.
Die Kontrollen der Polizei bleiben mit der neuen Regel bestehen. Denn auch das Fahrverbot muss schließlich überwacht werden – sonst würde sich wohl schnell niemand mehr daran halten. Aus Motorradfahrersicht wäre es allerdings sinnvoller gewesen, die Raser konsequenter zu verfolgen und dann auch kräftig zur Kasse zu bitten. Dadurch wäre eine Kollektivstrafe ausgeblieben und es wäre vermieden worden, dass manch einer die 50-Euro-Strafe – ohne Punkte oder Fahrverbot – mit einer neuen „Mautgebühr“ verwechselt. Schließlich wird womöglich nicht jeden Tag kontrolliert.
Sudelfeld: Kollektivstrafe ist eine zweifelhafte Lösung
Bleibt also die Frage: Warum müssen wegen ein paar weniger Raser – die meist sogar aus größerer Entfernung anreisen – alle Motorradfahrer in der Region nun die Strafe mittragen? Es ist zweifelhaft, ob der gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr einer kleinen Gruppe die Einschränkung der Freiheiten einer viel größeren Gruppe rechtfertigt. Denn erwartbar ist auch, dass das Problem damit nur verlagert wird. Wer rasen und Knie schleifen will, sucht und findet seine Strecken. Und dort beginnt die Diskussion dann von Neuem.
