Einseitige Sperrung seit Mittwoch (30. April)
„Unverschämt“ – „bereit zu demonstrieren“: So reagieren Motorradfahrer auf die Sperre am Sudelfeld
Die einseitige Sperre für Motorradfahrer am Sudelfeld löst bei einigen Betroffenen Entsetzen aus. Ein Großteil der Biker kann die neue Regelung nicht nachvollziehen. Einige von ihnen kündigen bereits Konsequenzen an. Was nun drohen könnte.
Oberaudorf/Brannenburg/Bayrischzell – Pünktlich zum Kaiserwetter am Feiertag, den 1. Mai, ist es so weit. Wer mit dem Motorrad den Sudelfeldpass von Rosenheim aus nach Bayrischzell überqueren möchte, wird spätestens auf Höhe Tatzelwurm gestoppt. Nach einem Beschluss der beiden Landratsämter aus Miesbach und Rosenheim dürfen die Biker zwischen 11 und 21 Uhr nur noch von Bayrischzell in das Inntal über die beliebte Passstraße fahren. Andersherum ist die Strecke gesperrt.
Rechte gegeneinander abgewogen
Der Grund: Zahlreiche Versuche, die Unfälle auf der Straße zu reduzieren, sind in den vergangenen Jahren gescheitert. „Tempolimits, Überholverbote, Rüttelstreifen, Markierungsnägel oder polizeiliche Kontrollen”, waren Teil der Aufzählung des Rosenheimer Landratsamtes. Das Grundrecht auf Schutz von Leib, Leben und Gesundheit aller Verkehrsteilnehmer wurde daher gegenüber dem Freiheitsrecht der Motorradfahrer „vorrangig bewertet“, wie Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Rosenheimer Landratsamtes, auf OVB-Nachfrage erläuterte.
Einige Motorradliebhaber sehen das allerdings anders. So wurde bereits kurz nach der Bekanntgabe der Sperre eine Petition dagegen gegründet. Mittlerweile sind es über 3000 Unterschriften von Bikern, die gegen den Beschluss vorgehen möchten. „Sippenhaft, unverschämt und Kollektivstrafe“ sind nur ein paar Begriffe, die unter der Petition zu lesen sind.
„Gibt nur ein Thema“
Roman Gold, Leiter der Motorrad-Kontrollgruppe der Autobahnpolizei Holzkirchen, kennt den Unmut einiger Fahrer. „Bei allen, die Motorrad interessiert sind, gibt es aktuell nur ein Thema – das Sudelfeld”, berichtet er. Auch wenn es sich nicht um eine komplette Einschränkung handelt, habe Gold schon mitbekommen, dass einige Vereine ankündigt haben, dagegen zu klagen. „Dementsprechend muss sich die entsprechende Behörde jetzt darauf einstellen“, sagt er.
Die meisten Kläger grenzen sich dabei klar von den „wenigen Möchtegern-Raudis“ ab, die das Sudelfeld zur Rennstrecke umgestalten. So auch der leidenschaftliche Motorradfahrer Kurt Sigl, der das Sudelfeld mehrmals im Jahr für eine Tour nach Österreich nutzt und daher auch von der Sperre erfahren hat. „Ich bin ganz klar gegen die rasenden Idioten. Aber man darf uns deswegen nicht über einen Kamm scheren”, betont Sigl, der noch einen Schritt weiter gehen will.
Demonstration angekündigt
„Ich kenne dieses Vorgehen und bin bereit, dagegen zu demonstrieren”, sagte er. Schon vor 35 Jahren habe er sich mit rund 400 Bikern am Brenner versammelt, um gegen ein damals geplantes Fahrverbot auf der Landstraße aufmerksam zu machen. „Mit Erfolg“, wie Sigl betont. Einen ähnlichen Protestzug könnte er sich auch am Sudelfeld vorstellen. „Gegen die Diskriminierung der Motorradfahrer.“
Inwieweit die Aktionen etwas bewirken können, bleibt abzuwarten. Die Testphase für die Saison 2025 und 2026 wurde laut Landratsamt rechtlich geprüft. Damit soll wohl verhindert werden, dass der Fall so endet wie im Jahr 1985. Auch damals wurde eine Sperre für das Sudelfeld ausgesprochen, nach lauten Protesten drei Monate später aber wieder zurückgenommen.
