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Mehr als 100 Politiker

Von Kühnert bis Özdemir: Diese Abgeordneten treten nicht mehr für den Bundestag an

Über 100 Abgeordnete treten nicht mehr bei der Bundestags-Neuwahl an. Darunter Ex-Minister und Ex-Parteichefs. Wer geht?

Nach den Neuwahlen werden deutlich weniger Abgeordnete im Bundestag sitzen. Statt der bisher 733 Parlamentarier sollen es nur noch 630 sein. So sieht es die Wahlrechtsreform vor. Wenn der neue Bundestag zusammenkommt, werden auch neue Gesichter mit dabei sein. Andere, teils langjährige Parlamentarier scheiden sicher aus dem Parlament aus. Sie treten nicht mehr an. Das betrifft mehr als 100 Abgeordnete. Ein Überblick über die bekanntesten Gesichter.

Kevin Kühnert (SPD): Rückzug aus der Politik

Kevin Kühnert war bis zum Herbst Generalsekretär der SPD. Nicht wenige in der Partei sahen in dem früheren Juso-Chef einen kommenden Kandidaten für die Parteispitze. Doch: Mit 35 Jahren zog Kühnert aufgrund gesundheitlicher Gründe einen vorläufigen Schlussstrich und verabschiedete sich aus der Politik. „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden“, teilte Kühnert damals mit.

Cem Özdemir (Grüne): Ministerpräsident statt Minister?

Cem Özdemir, Landwirtschafts- und seit dem Ampel-Aus auch Bildungsminister, zieht es von Berlin nach Stuttgart. Der Grünen-Politiker will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden und tritt deshalb nicht mehr für den Bundestag an. Gewählt wird im Ländle im Frühjahr 2026.

Helge Braun (CDU): Merkel-Vertrauter verabschiedet sich

Helge Braun zieht sich recht überraschend aus der Politik zurück. „Das ist eine persönliche Lebensentscheidung, die ich nicht ohne Wehmut getroffen habe“, schrieb der CDU-Politiker Anfang November auf seiner Website. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass er ab 2025 neuer Präsident der Uni Lübeck wird. Braun galt jahrelang als enger Vertrauter von Angela Merkel, war unter anderem ihr Kanzleramtschef.

Peter Ramsauer (CSU): Dienstältester Abgeordneter tritt ab

Peter Ramsauer sitzt seit 1990 ununterbrochen im Deutschen Bundestag. Dort war der gebürtige Münchner Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und unter Merkel Bundesverkehrsminister. Nach 34 Jahren Bundestag und mit 70 Jahren ist nun Schluss. Ramsauer ist der dienstälteste Abgeordnete im Parlament.

Hermann Gröhe (CDU): Ex-Gesundheitsminister verlässt Bundestag

Hermann Gröhe verabschiedet sich ebenfalls. Der CDU-Politiker war unter Merkel Gesundheitsminister und zog 1994 das erste Mal in den Bundestag ein. Nun sei „die richtige Zeit, den Staffelstab weiterzugeben“, sagte der 63-jährige Politiker der Rheinischen Post. So lange dem Bundestag angehört zu haben, sei „die größte Ehre“ seines Lebens. Neben Gröhe und Ramsauer verlassen auch andere „alte Haudegen“ das Parlament. Darunter Max Straubinger (CSU) und Manfred Grund (CDU, je seit 1994 im Bundestag).

Einst Minister unter Merkel, bald Politikpensionäre: Peter Ramsauer (vorne) und Hermann Gröhe.

Hans-Peter Friedrich (CSU): Ex-Innenminister verabschiedet sich

Hans-Peter Friedrich ist der nächste frühere Bundesminister, der nicht mehr erneut antritt. Von 2011 bis 2013 war der gebürtige Oberfranke Innenminister und anschließend für mehrere Monate Landwirtschaftsminister. Mit 67 Jahren hört Friedrich nun auf. Er gab bekannt, nicht mehr für den Wahlkreis Hof zu kandidieren.

Michael Roth (SPD): „Ich will nicht als Berufspolitiker in Rente gehen“

Michael Roth zog sich 2022 wegen eines Burnouts für einige Zeit aus der Politik zurück und machte eine Therapie. Mittlerweile geht es ihm besser, doch: „Man kann nicht sagen, ich bin jetzt gesund“, erklärte er zuletzt im Interview mit IPPEN.MEDIA. Er wird nicht mehr für den Bundestag antreten. „Ich spüre inzwischen eine gewisse Entfremdung vom Politikbetrieb“, sagte Roth. „Die harten Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre – wir haben ja schließlich um Krieg und Frieden gestritten – sind nicht einfach nur in den Kleidern hängen geblieben. Und ich habe immer gesagt: Ich will nicht als Berufspolitiker in Rente gehen.“

Michelle Müntefering (SPD): Entscheidung aus Liebe

Michelle Müntefering will mehr Zeit mit ihrem Ehemann Franz Müntefering verbringen. „Das letzte Jahr, in dem mein Mann schwer krank war und zudem auch mein Vater sehr plötzlich verstorben ist, war ein einschneidendes für mich und meine ganze Familie“, sagte die Frau des früheren SPD-Chefs und Vizekanzlers dem Tagesspiegel. Franz Müntefering unterzog sich im vergangenen Jahr einer Herz-OP. „Gemeinsame Zeit kann man nicht nachholen, ich hoffe, dass noch einige gemeinsame Jahre bleiben.“

Michelle Müntefering (44) mit ihrem Ehemann Franz Müntefering (84). Das Paar ist seit 2009 verheiratet.

Renate Künast (Grüne): „Platz für Jüngere machen“

Renate Künast saß seit 2002 im Bundestag. Nun will die frühere Landwirtschaftsministerin und einstige Chefin der Grünen-Fraktion „Platz für Jüngere machen“. Das schrieb die 68-Jährige in einem Brief an ihren Berliner Kreisverband Tempelhof-Schöneberg.

Michael Theurer (FDP): Bundesbank statt Bundestag

Michael Theurer wird im kommenden Bundestag nicht mehr dabei sein. Selbst, wenn seine FDP den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Der langjährige Vorsitzende der FDP Baden-Württemberg war unter Volker Wissing Staatssekretär im Verkehrsministerium und auch Beauftragter der Bundesregierung für die Schiene. Nun wechselt er quasi die Seiten. Theurer ist seit September 2024 Vorstand der Deutschen Bundesbank.

Marco Wanderwitz und Yvonne Magwas (CDU): Rückzug wegen Hass und Hetze

Marco Wanderwitz will nicht mehr. „Ich muss meine Familie und mich körperlich und seelisch schützen“, sagte der sächsische CDU-Politiker der Chemnitzer Freien Presse. „Die Angriffe der brutalen Schreihälse sind immer heftiger geworden. Wir haben es als Zivilgesellschaft nicht geschafft, den Abgeordneten den Rücken zu stärken“, beklagte der frühere Ost-Beauftragte der Bundesregierung. Hass und Bedrohungen hätten zugenommen, seit die AfD ins Parlament eingezogen ist, so Wanderwitz. Er ist einer der Initiatoren eines überparteilichen AfD-Verbotsantrags.

Yvonne Magwas argumentiert ähnlich wie ihr sächsischer Parteifreund. „Zur Wahrheit gehört, dass das gesellschaftliche Klima in den letzten Jahren erheblich rauer geworden ist, insbesondere in Sachsen“, erklärte die Bundestagsvizepräsidentin. „Es wird gelogen, diskreditiert, gehetzt.“ Sie will daher nicht mehr für den Bundestag kandidieren.

Petra Pau und Gesine Lötzsch (Linke): Partei verliert bekannte Abgeordnete

Petra Pau und Gesine Lötzsch haben geschafft, was nur wenige Linke erreicht haben: ein Direktmandat für den Deutschen Bundestag, und das auch noch in schöner Regelmäßigkeit. Unter anderem dem Berlin-Sieg der früheren Parteichefin Lötzsch hat es die Linke zu verdanken, überhaupt im Bundestag vertreten zu sein. Mit ihr und Bundestagsvizepräsidentin Pau verliert die Linke nun zwei langjährige Gesichter der Partei, und das in Zeiten schlechter Umfragewerte. Nun müssen es andere richten.

Albrecht Glaser (AfD): Rückzug „aus Gründen des Alters“

Albrecht Glaser ist der zweitälteste Politiker im Bundestag. Der 82-jährige AfD-Politiker wird nach der Neuwahl nicht mehr dabei sein. „Aus Gründen des Alters“, wie Glaser erklärte. Älter ist nur der frühere AfD-Chef Alexander Gauland (83). Der wollte eigentlich aufhören, tritt aber nun doch noch einmal an. 

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa | Marijan Murat/Christophe Gateau/Imago/photothek (Montage)

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