„Völliger Blödsinn“
„Er versteht Zölle nicht“ – Trump präsentiert stolz Tafel mit peinlichem Detail
In seinen Berechnungen für die Zölle kommen zwei Parameter zu kurz. Nur ein Grund, warum Trumps Zölle laut Experten „ökonomischer Unsinn“ sind.
Seit Samstag (5. April) greifen die neuen Zölle bei Einfuhren in die USA. 10 Prozent beträgt der Mindestsatz bei den meisten Produkten. In Erwartung der neuen Regelung brachen die US-Aktienindizes bereits am Freitag ein. Mit seinen Zöllen verunsicherte der US-Präsident Donald Trump am „Liberation Day“ die ganze Welt: China holt zum Zoll-Gegenschlag aus, der Aktienmarkt bricht nach den Trump-Zöllen ein und die Europäische Union (EU) trifft sich zu Krisensitzungen. All das, weil der US-Präsident neue pauschale Zölle von mindestens zehn Prozent auf alle Importe in die USA aus nahezu allen Ländern erheben will.
Schon lange stört es Trump, dass die USA mehr aus anderen Ländern importieren als andersherum. Aus der EU importiert die USA Waren, im Wert von 600 Milliarden, exportiert aber nur Waren im Wert von 370 Milliarden. Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzdefizit von knapp 230 Milliarden Dollar. Weil das angeblich 39 Prozent Zöllen gegenüber den USA gleichkäme, will Trump mit Zöllen von 20 Prozent auf EU-Waren reagieren, zeigt er am 2. April 2025 auf einer Tafel. Dabei unterläuft ihm ein absurder Rechenfehler. „Trump versteht Zölle einfach nicht“, sagt der Daily Show Moderator Michael Kosta.
@thedailyshow Trump's tariff "operation" has left the stock market bleeding out on the table #DailyShow #Trump #tariffs
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Trumps Zölle sind „ökonomischer Unsinn“, sagt ein Experte
Angeblich, so heißt es auf der Tafel mit Trumps Zöllen, würde die EU insgesamt 39 Prozent auf Produkte aus den USA erheben. Deswegen müsste er eigentlich ebenso viel verlangen, sagt Trump. Die 20 Prozent seien also noch großzügig. „Ökonomischer Unsinn“, sagt der Experte für internationale Wirtschaftspolitik, Jürgen Matthes, BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
Die Importzölle lägen bei der EU im Durchschnitt bei fünf Prozent und bei den USA bei 3,3 Prozent. „Wollte Trump das ausgleichen, ergäbe sich eine durchschnittliche Zollerhöhung von gerade einmal 1,7 Prozentpunkten“, sagt Matthes. Der Ökonom vom Institut für Wirtschaft Köln (IW) hat sich schon oft mit Trumps Zollplänen beschäftigt.
Natürlich könnten Zölle den Import aus einem anderen Land und damit das Handelsbilanzdefizit senken. Sie seien wie ein Hebel, den man bedienen könne. Doch dieser Hebel habe zwei Scharniere: 1. Wie stark die Preise in den USA auf die Zölle reagierten (φ) und 2. wie stark der Preis auf die Nachfrage wirke (ε). Diese beiden Parameter kämen in Trumps Rechnung zu kurz.
„Äußerst fragwürdig“: Ökonomen reagieren auf Rechnung zu Trumps Zöllen
Das United States Trade Representative (USTR) hat die 39 Prozent berechnet, indem es das Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU (= xi -mi, also Gesamtwert der Exporte in die EU minus Gesamtwert der Importe aus der EU) durch die Importe der USA aus der EU (mi), die vorher mit den Parametern φ und ε multipliziert wurden, geteilt hat.
„Die Formel selbst ist zwar nicht komplett an den Haaren herbeigezogen, aber weil sich die Parameter gegenseitig ausradieren, ist das Rechenergebnis äußerst fragwürdig“, sagt Matthes BuzzFeed News Deutschland. Denn: Mit Werten von 0,25 bzw. 4 heben sich φ und ε „zufällig perfekt auf“, wie ein Ökonom der Nonprofit-Organisation Tax Foundation schreibt. Dabei würden andere Studien nahelegen, dass φ eher bei 1 als 0,25 liegen müsste, sagt Matthes. „Dann würden sich für die EU nicht 39, sondern 10 Prozent ergeben. Ein gewaltiger Unterschied.“
Es sei aus mehreren Gründen „fragwürdig“ eine direkte Relation zwischen dem Handelsbilanzdefizit und den Zöllen herzustellen. „Es wirken ganz andere und viel wichtigere Faktoren als Zölle. Wenn die USA nicht deutlich mehr sparen oder weniger investieren, dann wird das Defizit nicht zurückgehen, dann bringen Zölle nichts“, sagt er. Mit Trumps Zöllen würden sich die Handelsbilanzdefizite lediglich zwischen den Ländern mit hohen Zusatzzöllen und Ländern mit niedrigen Zusatzzöllen verschieben.
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