Folgen für US-Wirtschaft
Börsen-Chaos nach Trump-Zöllen – „Vertrauensentzug“ lässt Anleger fliehen
Trumps neueste Zölle lösen Unruhen auf dem Börsenmarkt aus. Anleger reagieren mit Angst, doch der Präsident scheint dies zu ignorieren. Auch der Dollar spürt die Auswirkungen.
Update vom 4. April, 16.07 Uhr: Nach Verkündung von Chinas Gegenzöllen starteten die US-Börsen im Minus. Der Leitindex Dow Jones Industrial büßte zum Handelsauftakt 2,7 Prozent auf 41.098 Punkte ein. Er vermied jedoch zunächst einen Rückfall unter das jüngste Tief von Mitte März bei 40.661 Zählern. Es wäre der größte prozentuale Tagesverlust des Dow seit September 2022.
Update vom 4. April, 15.22 Uhr: Der US-Präsident Donald Trump versucht nach dem Börsen-Chaos und nach Chinas Vergeltungszöllen weiterhin Investoren anzulocken. „An die vielen Investoren, die in die Vereinigten Staaten kommen und große Mengen Geld investieren: Meine Politik wird sich nie ändern. Dies ist eine großartige Zeit, um reich zu werden, reicher als je zuvor!“ , schreibt Trump auf der Plattform Truth Social.
Update vom 4. April, 13:31 Uhr: Der Dax ist weiter abgestürzt. Auslöser dafür ist die Ankündigung aus China, US-Güter mit heftigen Gegenzöllen belegen zu wollen. An der Börse herrscht nun Angst vor einem umfassenden Handelskrieg. Der deutsche Leitindex rutschte zum Wochenschluss – angeführt von deutlichen Verlusten bei den Bankaktien – um bis zu 5,2 Prozent auf 20.590 Zähler in die Tiefe. Auf Wochensicht summierte sich das Minus auf gut 7,5 Prozent. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Erstmeldung vom 4. April, 12:10 Uhr: Washington D.C. – Die Folgen der neuen US-Zölle machen die größten Befürchtungen wahr: Der Aktienmarkt erlebte den schlimmsten Tag seit 2020. Die am Liberation Day verkündeten Zölle von Donald Trump drücken die Kurse stark nach unten, die Investoren verlieren das Vertrauen in die USA. In den USA fand am Vortag nach den globalen, reziproken Zöllen ihres Präsidenten ein Ausverkauf an den Börsen statt. Und für den Wert des Dollars heißen die Zölle nichts Gutes.
Trumps Zölle bringen den US-Börsenmarkt ins Schlingern – Präsident ignoriert Folgen
Seit Wochen schon fallen die Kurse durch Trumps Zollpolitik, die nun in einen weltweiten Handelskrieg zu münden droht. Die Sorge vor einer US-Rezession, bereits „Trumpcession“ genannt, verleitet Anleger dazu, sich von US-Anlagen abzuwenden. Unmittelbar nach Verkündung der neuen Zölle erfolgte der Einbruch prompt: Der S&P 500 Aktienindex, ein Aktienindex, der die Aktien von 500 führenden börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, verlor am Donnerstag (3. April 2025) bei Börsenschluss 4,84 Prozent.
Besonders groß waren die Verluste an der von großen Technologietiteln geprägten Nasdaq-Börse. Der Nasdaq 100 sackte um 5,4 Prozent auf 18.521,48 Punkte ab und fiel ebenfalls auf den tiefsten Stand seit September 2024. Etliche Chipaktien brachen prozentual zweistellig ein.
Der US-Präsident will von der Entwicklung an der Börse allerdings nichts wissen. „Die Märkte werden boomen, die Aktienkurse werden boomen, das Land wird boomen“, sagte Trump laut Newsweek an dem Tag vor Reportern. „Ich denke, es läuft sehr gut“, so der US-Präsident, nachdem er das gewaltige Zollpaket auf den Weg gebracht hatte.
Was Trumps Zölle bedeuten
Trumps Zollpaket umfasst zehnprozentige Zölle auf Importe aus allen Ländern. Zusätzlich sind individuelle Strafabgaben vorgesehen, die je nach Land variieren. Besonders im Fokus stehen Länder, die aus Sicht der USA hohe Handelsbarrieren für amerikanische Produkte haben. Trump kritisiert neben Zöllen auch andere Handelshemmnisse wie Importvorgaben, Subventionen und Regularien. Waren aus EU-Ländern (darunter auch Deutschland) werden bei der Einfuhr in den Vereinigten Staaten ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent belegt.
Trumps Zölle verunsichern die Anleger und machen sie panisch – auch der US-Dollar leidet
Viele Anleger sind wegen der neuen Zölle panisch. Anastasia Amaroso, Chefstrategin vom Vermögensverwalter iCapital, rechnet nun mit einer längeren Schwächephase. „Es wird keine schnelle Erholung geben“, sagte sie im US-Börsensender CNBC. Die Reaktionen am Aktienmarkt hält sie nicht für übertrieben, sondern „für absolut gerechtfertigt“, stellte sie klar. Sie geht davon aus, dass die Gewinne der börsennotierten Unternehmen in diesem Jahr nicht wachsen werden.
Auch der US-Dollar kommt nicht ungeschont davon. „Der Kollaps ist ein Vertrauensentzug in Dollar-Anlagen“, kommentierte Francesco Pesole, Analyst der ING. Der US-Dollar geriet am Devisenmarkt der US-Dollar gegen alle wichtigen Währungen unter Druck. „Offenbar sehen Anleger vor allem Risiken für die USA“, schrieben die Devisenexperten von Dekabank. Anleger flüchteten in als sicher geltende Anlagen wie Staatsanleihen. Der Rückzug aus Aktien lässt parallel den Dollar-Index fallen. Der aktuelle Wert vom US-Dollar Währungsindex ist 101,947 US-Dollar. Im Gegenzug lässt der Wertverfall des Dollar den Euro steigen.
US-Zölle beunruhigen: Was Anleger tun können – diesen Rat haben Experten
Für Anleger empfiehlt sich angesichts der Entwicklung an der US-Börse eine breitere Aufstellung. Eine Möglichkeit könnte sein, dass Anlegerinnen und Anlegern, die stark auf US-Werte oder auf einen ETF auf den MSCI World gesetzt haben, das USA-Gewicht zu reduzieren oder in Fonds zu investieren, die breiter gestreute globale Börsenindizes nachbilden. Experten rufen zugleich auf, nicht zu voreilig zu handeln. „Die Märkte werden sich wieder erholen“, sagte Philipp von Königsmarck, Leiter des Nordeuropageschäfts der Fondsgesellschaft LGIM, gegenüber dem Tagesspiegel. (bohy)
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