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Finanzpaket von Union und SPD
Reform der Schuldenbremse: Warum Merz von Wahlversprechen abkehrt
Union und SPD planen eine Reform der Schuldenbremse. Im Wahlkampf wollte Merz an der Schuldenbremse festhalten. Nun steht der CDU-Chef in der Kritik.
Berlin – Noch vor einer Woche hatte CDU-Chef Friedrich Merz „in der naheliegenden Zukunft ausgeschlossen, dass wir die Schuldenbremse reformieren“. Auch im Wahlprogramm der Union hieß es: „Wir halten an der Schuldenbremse des Grundgesetzes fest. Die Schulden von heute sind die Steuererhöhungen von morgen.“ Eine Reform wurde nicht erwähnt.
Merz hatte im Wahlkampf zwar auch erklärt, man könne „über alles reden“ – „aber das kommt sicher nicht am Anfang“. Stets hatte der CDU-Chef auf Einsparpotenzial und Wachstum zur Lösung aller Probleme gepocht. Doch nun scheint alles anders zu kommen. Am Dienstag (5. März) verkündeten Union und SPD eine Einigung in den Sondierungsgesprächen: Für mehr Verteidigungsausgaben soll die Schuldenbremse im Grundgesetz reformiert werden.
Reform der Schuldenbremse: Kritik an CDU-Chef – „Herr Merz hat sich an die Macht gelogen“
Während die einen den Plan von Union und SPD angesichts der Weltlage als wichtigen Schritt loben, werfen andere Merz Unehrlichkeit vor. Besonders deutlich wurde Grünen-Politiker Anton Hofreiter am Mittwoch in der ZDF-Talkrunde „Markus Lanz“. „Herr Merz hat sich an die Macht gelogen“, warf Hofreiter dem wahrscheinlich nächsten Kanzler vor. Der Grünen-Politiker kritisierte, es sei „von Anfang an klar“ gewesen, dass die Schuldenbremse „nicht mehr haltbar“ sein würde.
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Auch die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Dröge, kritisierte Merz‘ Vorgehen im ARD-„Brennpunkt“: „Es ist ja ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit und Unverfrorenheit, dass Merz sich eine Woche nach der Wahl hinstellt und exakt das Gegenteil von dem tut, was er den Wählerinnen und Wählern noch vor der Wahl erzählt hat.“ FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr warf Merz und der Union vor, mit ihrem Plan „ein zentrales Wahlversprechen“ zu brechen.
Finanzpaket von CDU/CSU und SPD: Reform der Schuldenbremse für Verteidigung
Hintergrund ist das Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur, auf das sich Union und SPD in ihren Sondierungsgesprächen am Dienstag geeinigt haben. Zum einen soll die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert werden, zum anderen ein Sondervermögen für die Instandsetzung der Infrastruktur mit 500 Milliarden Euro geschaffen werden. „Angesichts der Bedrohungen unserer Freiheit und des Friedens auf unserem Kontinent muss jetzt auch für unsere Verteidigung gelten: whatever it takes“, sagte Merz am Dienstag. Deshalb sollten diejenigen Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse ausgenommen werden, die über einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen.
Umdenken bei der Schuldenbremse: Merz macht Zugeständnisse – für schnelle Regierung
Dass die Schuldenbremse nun doch reformiert werden soll, kann als deutliches Zugehen der Union auf den möglichen Koalitionspartner SPD und die Grünen verstanden werden. Denn beide hatten klargemacht, dass sie die Alternativlösung – ein höheres Bundeswehr-Sondervermögen – ablehnen. Angesichts der aktuellen Weltlage dürfte Merz derzeit besonders daran gelegen sein, so schnell wie möglich eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Mit der Einigung dürfte Merz diesem Ziel einen Schritt näher gekommen sein.
Auf der anderen Seite dürfte Merz nach der Wahl die Realität eingeholt haben. Laut Welt-Bericht habe das Umdenken bei der Union bei einem Sondierungstreffen mit der SPD begonnen. Beim Kassensturz mit Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) habe sich demnach gezeigt, dass auch ohne ein Sonderprogramm für die Bundeswehr im Finanzplan für die Jahre 2025 bis 2028 eine Lücke von mehr als 100 Milliarden Euro klafft. Den finalen Wendepunkt habe dann der Eklat im Weißen Haus gebracht.
Nach Eklat im Weißen Haus: Trumps Ukraine-Kurs versetzt Europa in Aufruhr
Mit seiner Kehrtwende in der Ukraine-Politik hat US-Präsident Donald Trump Europa in Aufruhr versetzt. Was sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet hatte, gipfelte bei einem Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: ein scheinbarer Bruch mit der Ukraine – die Abkehr von den westlichen Verbündeten. Bei dem Treffen griffen Trump und sein Vize JD Vance Selenskyj öffentlich an und warfen ihm vor, nicht genug Dankbarkeit gegenüber den USA zu zeigen. Nach dem Eklat im Oval Office stellte Trump die Ukraine-Unterstützung aus den USA vorerst ein.
Europäische Staats- und Regierungschefs sind sich weitestgehend einig: Europa muss handeln. Nach der Aussetzung der US-Waffenlieferungen in die Ukraine richten sich viele Augen auf Deutschland als zweitgrößten militärischen Unterstützer nach den USA. Dagegen spielte die Bundesregierung bei den diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs zuletzt in Europa keine führende Rolle mehr. Die Initiative für einen Friedensplan als Reaktion auf den Eklat im Weißen Haus kam von Großbritannien und Frankreich. Gerade vor diesem Hintergrund ist es aus deutscher Sicht wichtig, in der jetzigen Phase des Übergangs zwischen zwei Regierungen Handlungsfähigkeit zu zeigen.
Finanzpaket von Union und SPD: Merz ist auf Stimmen von Grünen oder FDP angewiesen
Neben der Handlungsfähigkeit in Zeiten des Machtvakuums in Deutschland drängt für Merz nun auch die Zeit. Auch dem CDU-Chef dürfte klar sein, dass der Plan von Union und SPD im neuen Bundestag nicht die nötige Mehrheit finden würde. Die notwendigen Gesetzesänderungen sollen noch im alten Bundestag beschlossen werden. Union und SPD sind bei der Abstimmung auf die Stimmen der Grünen oder der FDP angewiesen. Denn allein haben sie für die Änderung des Grundgesetzes keine Mehrheit.
Allerdings könnte Merz auch hier noch einmal zu Zugeständnissen gezwungen sein. Die Grünen haben bereits Bedingungen für ihre Zustimmung angedeutet. Dröge sagte in der ARD: „Wir machen gar nichts auf Zuruf.“ Die Grünen-Fraktionschefin fügte hinzu, man werde „miteinander sprechen und verhandeln müssen“ und betonte, den Grünen sei „eine langfristige Lösung grundsätzlicher Regeln der Schuldenbremse“ wichtig: „Und dass neben dem Thema Sicherheit auch Investitionen in Infrastruktur, Wirtschaft und Klima nachhaltig angegangen werden.“
Die FDP ist nach den Worten ihres Fraktionschefs unter Umständen bereit, die Ausnahme steigender Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse zu unterstützen. „Höhere Verteidigungsausgaben außerhalb der Schuldenbremse könnten wir mittragen, denn die Stärkung der Truppe hat in diesen Zeiten Priorität“, sagte Dürr der Rheinischen Post. „Was aber nicht passieren darf, ist, dass die dauerhaften Verteidigungsausgaben auf ein Prozent reduziert werden, damit die SPD mehr Spielgeld im Haushalt zur Verfügung hat.“ (pav)