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Mit neuem Bundestag kaum möglich
Debatte um die Schuldenbremse: Merz hätte einen umstrittenen Ausweg – die Zeit drängt
Friedrich Merz könnte als Kanzler ein paar Milliarden Euro mehr für Investitionen gut gebrauchen. Anscheinend müsste der CDU-Chef dafür jedoch schnell sein.
Berlin – Friedrich Merz will die Zügel im Bundestag möglichst schnell in der Hand haben. Bis Ostern, so schwebt es dem CDU-Chef und designierten Bundeskanzler vor, könnte eine neue handlungsfähige Regierung unter seiner Führung stehen. Also acht Wochen nach der Bundestagswahl. Klingt ambitioniert, aber keineswegs überheblich.
Für eine andere wichtige Entscheidung bleibt Merz aber vermutlich noch deutlich weniger Zeit. Denn angesichts der Zusammensetzung des neuen Bundestags, in dem AfD und Linke zusammen mehr als ein Drittel der Abgeordneten stellen, wird die Frage drängender, ob der 69-Jährige nun tatsächlich an der Schuldenbremse herumschrauben will.
Merz und die Schuldenbremse: Im neuen Bundestag keine Zweidrittelmehrheit für Parteien der Mitte
Für eine solche Änderung des Grundgesetzes wird eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Und über diese verfügen die Parteien der Mitte nur noch bis zum 24. März. Denn spätestens am 30. Tag nach der Wahl muss der neue Bundestag zu seiner ersten konstituierenden Sitzung zusammentreten. Im aktuellen Fall mit gestärkten Parteien an beiden Rändern, aber ohne FDP.
Unbestritten ist, dass die Merz-Regierung ein paar Euro mehr gut gebrauchen könnte. Ob für Verteidigungsausgaben – das nach Beginn des Ukraine-Kriegs beschlossene Sondervermögen läuft 2027 aus – oder für die Infrastruktur, die ihre besten Jahre vielerorts lange hinter sich hat. Aber auch für die Rentenprojekte der Union mit der Aktivrente und der Frühstart-Rente wird viel Geld benötigt.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, erscheint es daher gar nicht unrealistisch, dass Merz eine in der breiten Öffentlichkeit zuvor gar nicht groß thematisierte Option nutzen könnte, um die Schuldenbremse doch noch regierungsfreundlicher zu gestalten. Dazu bräuchte er aber eben neben den Stimmen aus CDU und CSU sowie denen der wahrscheinlichen künftigen Koalitionspartner aus der SPD auch jene von den Grünen oder von der FDP.
Nutzt Merz bei Schuldenbremse den scheidenden Bundestag? Staatsrechtler sieht keine Bedenken
Laut Hanno Kube wäre ein Rückgriff auf die bald nicht mehr vorhandenen Mehrheitsverhältnisse noch nach der Wahl keineswegs bedenklich. „Der Bundestag ist bis zu seiner letzten Sitzung voll handlungsfähig, kann also auch nach der Bundestagswahl noch Gesetze beschließen“, betont der Rechtswissenschaftler der Universität Heidelberg in der FAZ. Allerdings gibt er zu bedenken, dass eine Reform der Schuldenbremse anspruchsvoll sei, die Eile der Zeit also nicht zu unterschätzen ist.
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Und der Staatsrechtler fügt hinzu: „Aber auch ein neues Sondervermögen müsste klug ausgestaltet werden, um eine effiziente Mittelverwendung zu gewährleisten.“ Es wäre eine Alternative, sollte sich die Union auch weiterhin nicht an die Schuldenbremse heranwagen. Worauf Aussagen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann oder auch vom parlamentarischen Geschäftsführer Thorsten Frei schließen lassen.
Einigkeit herrscht in dieser Frage bei den Christdemokraten aber keineswegs. Auch Merz schien mehrmals zu wanken. Am Dienstag sagte er laut der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (afp) allerdings: „Es ist in der naheliegenden Zukunft ausgeschlossen, dass wir die Schuldenbremse reformieren.“ Denn dies wäre „eine ziemlich umfangreiche, schwierige Arbeit“. Die designierte Kanzler-Partei scheint jedoch hin- und hergerissen.
Dem Artikel zufolge halten Haushaltspolitiker der Union die Lage zwar für „echt dramatisch“, da das reguläre Haushaltsbudget nicht reiche, um in der aktuellen Wirtschaftsschwäche in die eigene und die Verteidigung der Ukraine gegen Russland zu investieren. Trotz allem solle aber vermieden werden, dass die Schuldenbremse – wie von SPD und Grünen herbeigesehnt – aufgeweicht werde, da ansonsten „willkürlichen Ausgaben“ Tür und Tor geöffnet sei.
Gelten als klare Verfechter der Schuldenbremse: Thorsten Frei (l.), Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bereiten sich auf die Regierungsverantwortung vor.
Muss Merz zur Haushaltsnotlage greifen? Experte hält Option wegen Trump für denkbar
Es gelte daher als denkbar, dass die Union den beiden Noch-Koalitionsparteien entgegenkommt und neben einem Sondervermögen für die Verteidigung auch eines für die Infrastruktur anbietet. Beide Töpfe sollten demnach jeweils mit 100 Milliarden Euro gefüllt werden. Allerdings hätten sowohl die Union als auch die FDP durchaus ihre Bedenken, solch weitreichende Entscheidungen mit einem schon abgewählten Bundestag zu beschließen. Der schnelle Ausweg ist also auch unter den Parteien der Mitte nicht unumstritten.
Als weitere und dann wirklich letzte Option bringt die FAZ eine Haushaltsnotlage ins Spiel. Um diese auszurufen, würde eine Mehrheit im Bundestag genügen. Kube sagt dazu: „Es erscheint nicht von vornherein ausgeschlossen, die Politik des neuen US-Präsidenten in Bezug auf Europa und Russland als exogenen Schock einzuordnen, der erhebliche Haushaltsauswirkungen hat.“ Donald Trump lässt also einmal mehr grüßen. Allerdings müsse die Verteidigung im Wesentlichen aus dem regulären Haushalt finanziert werden.
Womit dann wieder der Bogen zur Schuldenbremse geschlagen wäre. Denn würde bei ihr Hand angelegt werden, müsste der Haushaltsgürtel nicht zwingend ganz so eng geschnallt werden. Die Entscheidung liegt letztlich bei Merz. Und bei der Fraktion der Union. Noch scheint die nötige Zweidrittelmehrheit greifbar. Aber die Uhr tickt unerbittlich. (mg)