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„Ein paar mehr Maßnahmen“

Nach Kampfansage von Selenskyj: Ukraine feiert Prestige-Attacke auf Krimbrücke

Die Ukraine schockierte Moskau mit der Operation „Spinnennetz“. Selenskyj wollte nachlegen, und mit der Krim-Brücke gab es jetzt ein nächstes Ziel.

Kiew – In einem der spektakulärsten Militärschläge seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben Kiews Streitkräfte am Sonntag (1. Juni) mit einer koordinierten Drohnenoffensive vier russische Militärflugplätze tief im Landesinneren angegriffen. Die Operation, die unter dem Codenamen „Pavutyna“ („Spinnennetz“) firmiert, traf unter anderem strategische Langstreckenbomber vom Typ Tu-95, Tu-22M3, Tu-160 sowie Aufklärungsflugzeuge des Typs A-50.

Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, sei die Operation „ein absolut brillanter Erfolg“ gewesen. Die Planung habe eineinhalb Jahre gedauert, berichtete er auf der Plattform X. Spekuliert wurde da schon, dass weitere Attacken dieser Art nicht ausgeschlossen sind. Und siehe da: Am Dienstag (3. Juni) griff die Ukraine die Krim-Brücke mit 1100 Kilo Sprengstoff an. Teile der Brücke wurden durch den massiven Sprengstoffanschlag zerstört.

Nach Ukraine-Großangriff: Selenskyj deutet nächste Schläge an – Attacke auf Krim-Brücke folgt

Diesmal war die Krim-Brücke Ziel der Attacke, am Sonntag waren es vier russische Militärstützpunkte: Nach Angaben des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU wurden bei der Operation „Spinnennetz“ 41 Flugzeuge beschädigt oder zerstört, das ist etwa ein Drittel der russischen strategischen Bomberflotte. Der Sachschaden beläuft sich laut SBU auf sieben Milliarden US-Dollar.

Die Drohnen seien in getarnten Holzhütten auf LKWs direkt an den Zielbasen postiert worden. Im entscheidenden Moment hätten sich die Dächer per Fernsteuerung geöffnet, woraufhin die mit Sprengstoff bestückten FPV-Drohnen (First-Person-View) gestartet seien, berichtet das renommierte „Institute for the Study of War“ in einer ausführlichen Analyse auf seiner Website.

Wolodymyr Selenskyj – Vom Komödianten zum Symbol des Widerstands

Als am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, sah zunächst alles nach einem leichten Sieg Russlands aus. Doch daraus wurde nichts. Die Ukraine leistete vom ersten Tag an erbitterten Widerstand und wehrte sich mit vereinten Kräften gegen die Invasion. Das liegt auch an ihrem Präsidenten. Wolodymyr Selenskyj überraschte mit seinem Auftreten im Krieg von Beginn an die ganze Welt – vor allem den Aggressor aus Russland.
Als am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, sah zunächst alles nach einem leichten Sieg Russlands aus. Doch daraus wurde nichts. Die Ukraine leistete vom ersten Tag an erbitterten Widerstand und wehrte sich mit vereinten Kräften gegen die Invasion.  © Ukrainian Presidents Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj
Das liegt auch an ihrem Präsidenten. Wolodymyr Selenskyj überraschte mit seinem Auftreten im Krieg von Beginn an die ganze Welt – vor allem den Aggressor aus Russland. © Imago
Selenskyj kandidiert in der Ukraine
Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj wurde am 25. Januar 1978 als Sohn jüdischer Eltern in Krywyj Rih im Südosten der damals noch sowjetischen Ukraine geboren. Er schloss erfolgreich ein Jurastudium ab, war aber nie als Jurist tätig.  © dpa
Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj wurde am 25. Januar 1978 als Sohn jüdischer Eltern in Krywyj Rih im Südosten der damals noch sowjetischen Ukraine geboren. Er schloss erfolgreich ein Jurastudium ab, war aber nie als Jurist tätig. Stattdessen gründete er zunächst eine Kabarettgruppe, die fünf Jahre lang von Moskau aus durch die Staaten der ehemaligen Sowjetunion tourte. Als Komiker und Schauspieler erlangte er große Popularität – in der Ukraine und in Russland.
Stattdessen gründete er zunächst eine Kabarettgruppe, die fünf Jahre lang von Moskau aus durch die Staaten der ehemaligen Sowjetunion tourte. Als Komiker und Schauspieler erlangte er große Popularität – in der Ukraine und in Russland. © Alexander Gusev/Imago
Seit 2003 ist Selenskyj mit Olena Wolodymyriwna Kijaschko verheiratet. Sie gingen auf dieselbe Schule, lernten sich aber erst während ihres Studiums des Bauingenieurwesens an der Universität in ihrer Heimatstadt Krywyj Rih kennen. Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Oleksandra (geboren 2004) und Sohn Kyrylo (geboren 2013). Im Dezember 2019 landete Olena Selenska auf einer Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Ukraine auf Platz 30. Nummer eins war ihr Ehemann.
Seit 2003 ist Selenskyj mit Olena Wolodymyriwna Kijaschko verheiratet. Sie gingen auf dieselbe Schule, lernten sich aber erst während des Studiums an der Universität in ihrer Heimatstadt Krywyj Rih kennen.  © Vadim Ghirda/dpa
Stichwahl um Präsidentenamt in der Ukraine
Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Oleksandra (geboren 2004) und Sohn Kyrylo (geboren 2013). Im Dezember 2019 landete Olena Selenska auf einer Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Ukraine auf Platz 30. Nummer eins war ihr Ehemann. © dpa
Arte - Diener des Volkes
Mit Politik hatte Selenskyj lange nichts am Hut. Dann legte eine populäre Fernsehserie den Grundstein für seinen politischen Durchbruch. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“, die im April 2022 auch auf Arte lief, trat Selenskyj 2015 als Geschichtslehrer auf. © Arte/dpa
Mit Politik hatte Selenskyj lange nichts am Hut. Dann legte eine populäre Fernsehserie den Grundstein für seinen politischen Durchbruch. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“, die im April 2022 auch auf Arte lief, trat Selenskyj 2015 als Geschichtslehrer auf. Von der Korruption in der ukrainischen Politik angewidert, stürzt sich seine Figur in den Wahlkampf und wird zum Präsidenten gewählt. Selenskyj nahm sich das Drehbuch zum Vorbild und verkündete am Silvesterabend 2018 seine Kandidatur für die Wahl Präsidentschaftswahl.
Von der Korruption in der ukrainischen Politik angewidert, stürzt sich seine Figur in den Wahlkampf und wird zum Präsidenten gewählt. Selenskyj nahm sich das Drehbuch zum Vorbild und verkündete am Silvesterabend 2018 seine Kandidatur für die Wahl Präsidentschaftswahl.  © Arte/dpa
Vereidigung von Selenskyj als neuer Präsident der Ukraine
Die Unzufriedenheit mit dem damaligen Staatschef Petro Poroschenko verhalf Selenskyj zum Sieg. Am 20. Mai 2019 trat er das Amt des ukrainischen Präsidenten an. Er erhielt zahlreiche Gratulationen aus dem Ausland, so zum Beispiel von Donald Trump, Emmanuel Macron oder Justin Trudeau. Auch Kanzlerin Angela Merkel sprach ihm ihre Glückwünsche aus und lud ihn nach Berlin ein.  © Evgeniy Maloletka/dpa
Die Unzufriedenheit mit dem damaligen Staatschef Petro Poroschenko verhalf Selenskyj zum Sieg. Am 20. Mai 2019 trat er das Amt des ukrainischen Präsidenten an. Er erhielt zahlreiche Gratulationen aus dem Ausland, so zum Beispiel von Donald Trump, Emmanuel Macron oder Justin Trudeau. Auch Kanzlerin Angela Merkel sprach ihm ihre Glückwünsche aus und lud ihn nach Berlin ein. Anders fiel die Reaktion in Russland aus. Von Ministerpräsident Dmitri Medwedew erhielt er herablassende Ratschläge, für eine Gratulation sei es dagegen „zu früh“. Auch bei der Amtseinführung gab es keine Gratulation aus Moskau.
Anders fiel die Reaktion in Russland aus. Von Ministerpräsident Dmitri Medwedew erhielt er herablassende Ratschläge, für eine Gratulation sei es dagegen „zu früh“. Auch bei der Amtseinführung gab es keine Gratulation aus Moskau. © Wolfgang Kumm/dpa
Vor der Wahl hatte Selenskyj seinen Vorgänger Petro Poroschenko dafür kritisiert, Briefkastenfirmen in Steueroasen zu unterhalten. Als im Oktober 2021 dann aber die Pandora Papers veröffentlicht wurden, stellte sich heraus, dass auch Selenskyj selbst Anteile an einer solchen Firma auf den britischen Jungferninseln besessen hatte. Zum Zeitpunkt seiner Wahl 2019 gab er seine Anteile ab. Steueroasen sind in der Ukraine nicht illegal.
Vor der Wahl hatte Selenskyj seinen Vorgänger Petro Poroschenko dafür kritisiert, Briefkastenfirmen in Steueroasen zu unterhalten. Diese sind in der Ukraine allerdings nicht illegal. © Sergei Chuzavkov/afp
Bitter End Yacht Club auf Virgin Gorda auf den Britischen Jungferninseln
Als im Oktober 2021 dann aber die Pandora Papers veröffentlicht wurden, stellte sich heraus, dass auch Selenskyj selbst Anteile an einer solchen Firma auf den britischen Jungferninseln besessen hatte. Zum Zeitpunkt seiner Wahl 2019 gab er seine Anteile ab.  © Imago
Selenskyj
Selenskyj war der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen führte. Unter anderem gründete er einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann. © Evgen Kotenko/Imago
Selenskyj war der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen führte. Unter anderem gründete er einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann – und dies zum Beispiel gegen Wiktor Medwedtschuk tat. Der wies alle Anschuldigungen zurück. Die Sanktionen froren seine Vermögenswerte ein und hinderten ihn daran, Geschäfte in der Ukraine zu tätigen. Medwedtschuk, der aufgrund einer Anklage wegen Hochverrats unter Hausarrest stand, tauchte im Februar 2022 unter. Im April 2022 wurde er vom Inlandsgeheimdienst festgenommen und im September 2022 bei einem Gefangenenaustausch Russland übergeben.
Er setzte das Mittel zum Beispiel gegen Wiktor Medwedtschuk ein. Der wies alle Anschuldigungen zurück. Die Sanktionen froren seine Vermögenswerte ein und hinderten ihn daran, Geschäfte in der Ukraine zu tätigen. Medwedtschuk, der aufgrund einer Anklage wegen Hochverrats unter Hausarrest stand, tauchte im Februar 2022 unter. Im April 2022 wurde er vom Inlandsgeheimdienst festgenommen und im September 2022 bei einem Gefangenenaustausch Russland übergeben. © Instagram Account of Volodymyr Zelensky/afp
Schon früh in seiner Amtszeit musste sich Selenskyj mit den Wünschen und Forderungen des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auseinandersetzen. So soll Trump seinen ukrainischen Amtskollegen in einem Telefonat am 25. Juli 2019 aufgefordert haben, als Gegenleistung für Militärhilfe in Höhe von fast 400 Millionen Dollar Ermittlungen gegen Joe Biden, Trumps möglichen Gegenspieler bei der US-Wahl 2020, einzuleiten. Biden soll einst als US-Vizepräsident die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts veranlasst haben, um seinen Sohn Hunter Biden, der bei einem ukrainischen Erdgaskonzern tätig war, vor Korruptionsermittlungen zu schützen. Das Telefonat, das im August 2020 bekannt wurde, löste in den USA später die „Ukraine-Affäre“ aus.
Schon früh in seiner Amtszeit musste sich Selenskyj mit den Wünschen und Forderungen des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auseinandersetzen. So soll Trump seinen ukrainischen Amtskollegen in einem Telefonat am 25. Juli 2019 aufgefordert haben, als Gegenleistung für Militärhilfe in Höhe von fast 400 Millionen Dollar Ermittlungen gegen Joe Biden, Trumps möglichen Gegenspieler bei der US-Wahl 2020, einzuleiten.  © Saul Loeb/afp
Joe Biden Hunter
Biden soll einst als US-Vizepräsident die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts veranlasst haben, um seinen Sohn Hunter Biden (hinten), der bei einem ukrainischen Erdgaskonzern tätig war, vor Korruptionsermittlungen zu schützen. Das Telefonat, das im August 2020 bekannt wurde, löste in den USA später die „Ukraine-Affäre“ aus. © Imago
Selenskyjs Amtszeit wurde von Beginn an vom Verhältnis zu Russland überschattet. Schon in seiner Antrittsrede bezeichnete Selenskyj die Beendigung des Krieges im Donbass als seine vorrangige Aufgabe. Während des Ukraine-EU-Gipfels im Juli 2019 in Kiew schlug Selenskyj in einer Videobotschaft an Wladimir Putin direkte Gespräche in der belarussischen Hauptstadt Minsk vor. Daran sollten nach Selenskyjs Plan auch US-Präsident Donald Trump, die britische Regierungschefin Theresa May, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Am 11. Juli 2019 kam es immerhin zu einem ersten Telefongespräch zwischen Selenskyj und Putin.
Selenskyjs Amtszeit wurde von Beginn an vom Verhältnis zu Russland überschattet. Schon in seiner Antrittsrede bezeichnete Selenskyj die Beendigung des Krieges im Donbass als seine vorrangige Aufgabe. Während des Ukraine-EU-Gipfels im Juli 2019 in Kiew schlug Selenskyj in einer Videobotschaft an Wladimir Putin direkte Gespräche in der belarussischen Hauptstadt Minsk vor. © Ukraine Presidential Press Service/afp
Nach der Präsidentenwahl in der Ukraine
Daran sollten nach Selenskyjs Plan auch US-Präsident Donald Trump, die britische Regierungschefin Theresa May, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Am 11. Juli 2019 kam es immerhin zu einem ersten Telefongespräch zwischen Selenskyj und Putin. © dpa
Trump, Macron, Selenskyj - Paris
Die Gespräche führten zu einem kurzfristigen Waffenstillstand in der Ostukraine, einem Gefangenenaustausch sowie zu einem Truppenrückzug in drei Gebieten an einer Demarkationslinie bis Ende März 2020. Es war das einzige Mal, dass Selenskyj mit Putin zusammentraf.  © Lafargue Raphael/Imago
Am 9. Dezember 2019 in Paris nahm Selenskyj an Verhandlungen im Normandie-Format teil, an denen der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin beteiligt waren. Die Gespräche führten zu einem kurzfristigen Waffenstillstand in der Ostukraine, einem Gefangenenaustausch sowie zu einem Truppenrückzug in drei Gebieten an einer Demarkationslinie bis Ende März 2020. Es war das einzige Mal, das Selenskyj mit Putin zusammentraf.
Am 9. Dezember 2019 in Paris nahm Selenskyj an Verhandlungen im Normandie-Format teil, an denen der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin beteiligt waren.  © Charles Platiau/afp
Selenskyj
Alle Bemühungen um einen Frieden nützten aber nichts. Im Lauf des Jahres 2021 verschärfte sich die Situation weiter. Immer häufiger besuchte Selenskyj (Mitte) Militärübungen der ukrainischen Armee, so auch am 16. Februar 2022 in der Stadt Riwne. © Imago
Alle Bemühungen um einen Frieden nützten aber nichts. Im Lauf des Jahres 2021 verschärfte sich die Situation immer weiter. Am 23. Februar 2022 versuchte Selenskyj noch einmal in einer Ansprache, den drohenden Krieg abzuwenden. Darin wendete er sich vor allem an die Menschen in Russland: „Wenn wir angegriffen werden, wenn man unser Land, unsere Freiheit, unser Leben und das Leben unserer Kinder zu nehmen versucht, werden wir uns verteidigen“, sagte Selenskyj auf Russisch. Es war das vorerst letzte Mal, dass man Selenskyj glatt rasiert und mit Anzug und Krawatte sah.
Am 23. Februar 2022 versuchte Selenskyj noch einmal in einer Ansprache, den drohenden Krieg abzuwenden. Darin wendete er sich vor allem an die Menschen in Russland: „Wenn wir angegriffen werden, wenn man unser Land, unsere Freiheit, unser Leben und das Leben unserer Kinder zu nehmen versucht, werden wir uns verteidigen“, sagte Selenskyj auf Russisch. Es war das vorerst letzte Mal, dass man Selenskyj glatt rasiert und mit Anzug und Krawatte sah.  © Ukrainian Presidents Office/Imago
In der Nacht zum 24. Februar begann der russische Angriff auf die Ukraine. In Kiew kam es zu den ersten Krisensitzungen. Acht Jahre nach der Krim-Annexion eskalierte der Ukraine-Krieg.
In der Nacht zum 24. Februar 2022 begann der russische Angriff auf die Ukraine. In Kiew kam es zu den ersten Krisensitzungen. Acht Jahre nach der Krim-Annexion im März 2014 eskalierte der Ukraine-Krieg.  © Imago
London, United Kingdom
Im Westen war die Solidarität mit der überfallenen Ukraine groß. Der Regierungssitz im Vereinigten Königreich leuchtete in den ukrainischen Farben.  © Hesther Ng/Imago
In der Nacht zum 24. Februar begann der russische Angriff auf die Ukraine. Danach sollen die USA Selenskyj angeboten haben, ihm bei der Flucht zu helfen. Selenskyj lehnte an, er und seine Regierung blieben in Kiew, auch als russische Truppen auf die Hauptstadt vorrückten. Die Nachrichtenagentur AP verbreitete Selenskyjs Antwort: „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.“ Seitdem ist er zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden.
Die USA sollen Selenskyj angeboten haben, ihm bei der Flucht zu helfen. Selenskyj lehnte an, er und seine Regierung blieben in Kiew, auch als russische Truppen auf die Hauptstadt vorrückten. Die Nachrichtenagentur AP verbreitete Selenskyjs Antwort: „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.“ Seitdem ist er zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden. © Ukraine Presidency/afp

Ukraine zerstört russische Bomber bei Angriff auf Militärbasen

Die getroffenen Luftwaffenstützpunkte lagen in den Regionen Irkutsk (Belaja), Murmansk (Olenja), Rjasan (Djagilewo) und Iwanowo. Besonders weit entfernt lag der Stützpunkt in Irkutsk – mehr als 4.000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Es war das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass ukrainische Drohnen ein Ziel in Sibirien erreichten, berichtet AP News.

Russlands Verteidigungsministerium bestätigte den Angriff, schreibt tagesschau.de, sprach jedoch von „mehreren beschädigten Flugzeugen“ und erklärte, die Brände seien gelöscht. Opfer habe es keine gegeben. Angriffe auf weitere Basen seien abgewehrt worden, so das Ministerium. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Experten bewerten Ukraine-Angriff: „Strategischer Dämpfer für Russland“

Nach Einschätzung des österreichischen Militärhistorikers Markus Reisner könnten 20 russische Langstreckenbomber ernsthaft beschädigt oder zerstört worden sein. Auch westliche Geheimdienste halten diese Zahl für plausibel. Laut New York Times geht man von der Zerstörung von sechs Tu-95, vier Tu-22M sowie mehrerer A-50-Flugzeuge aus – allesamt Schlüsselkomponenten für russische Marschflugkörperangriffe gegen ukrainische Städte.

Russische Militär-Blogger, darunter der bekannte Kanal Rybar, sprachen vom „russischen Pearl Harbor“. Dieser Vergleich stieß jedoch auf Kritik. So erklärte Thomas Jäger, Politikwissenschaftler an der Universität zu Köln, gegenüber ntv.de, der Angriff sei zwar militärisch bedeutsam, aber nicht die „Wende im Krieg“. Auch Sicherheitsexperte Frank Sauer warnte vor überzogenen Erwartungen: „Ein solch akribisch geplanter Überraschungsangriff funktioniert im Grunde nur einmal.“

Selenskyj warnt Moskau vor weiteren Attacken - am Dienstgag Explosionen an Krim-Brücke

Für Selenskyj hat die Operation aber vor allem eine politische Funktion. In einem Interview mit ukrainischen Journalisten, veröffentlicht von der Agentur Unian, sagte er am Montag: „Vielleicht brauchen wir noch ein paar mehr Maßnahmen, bis sie versuchen werden, sich wie Menschen zu verhalten.“ Zwei Tage später kam dann der nächste schwere Treffer für Russland mit einem überraschenden Schlag gegen die Krim-Brücke.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutete nach dem Großangriff auf russische Bomber weitere Attacken an. Kurz darauf gab es Explosionen an der Krim-Brücke.

Die neue Attacke auf die Krim-Brücke ereignete sich einen Tag nach den jüngsten Friedensverhandlungen in Istanbul, bei denen sich die russische Delegation laut Selenskyj zwar etwas ruhiger als beim letzten Mal, aber weiterhin „unverschämt“ verhalten habe. Die Ukraine werde nicht kapitulieren – sie habe das auch nicht nötig, so der Präsident.

Die Gespräche in Istanbul verliefen ohne Durchbruch. Russland habe sich nicht auf einen vorgeschlagenen bedingungslosen Waffenstillstand eingelassen, heißt es in unterschiedlichen Medienberichten. Vielmehr wirft Kiew Moskau vor, die Gespräche zur Zeitverschwendung zu missbrauchen.

„Vielleicht brauchen wir noch ein paar mehr Maßnahmen, bis sie versuchen werden, sich wie Menschen zu verhalten.“

Wolodymyr Selensky gemäß der ukrainischen Nachrichtenagentur „Unian“.

Russische Militärführung durch Ukraine-Angriffe unter Druck – Blogger fordern Konsequenzen

Einige russische Militärexperten, darunter Andrei Gurulew, ehemaliger Generalleutnant und Abgeordneter der Duma, machten Russlands eigene Führung für das Desaster verantwortlich. Im Gespräch mit dem Thinktank ISW warf er den Geheimdiensten vor, bei den Attacken auf die vier russischen Militärbasen die Lkw mit den getarnten Drohnen überhaupt in die Nähe der Stützpunkte gelassen zu haben. Die mangelnde Sicherung strategischer Luftwaffenanlagen sei unverzeihlich, so Gurulew.

Auch international sorgt der Vorfall für Diskussionen. Der tschechische Außenminister Jan Lipavský erklärte auf X, man erwarte nun, dass russische Flugzeuge den Nato-Luftraum um 30 Prozent seltener verletzen. Dies zeige, wie wichtig eine starke und gut bewaffnete Ukraine für die europäische Sicherheit sei.

Explosionen an der Krim-Brücke: Bereits dritte Attacke der Ukraine auf Verbindung zur Krim

Die Unterwassersprengung an der Krim-Brücke mit 1.100 Kilogramm Sprengstoff ist bereits der dritte erfolgreiche Schlag gegen die strategische Verbindung zwischen Russland und der annektierten Halbinsel seit Beginn des Ukraine-Kriegs.

Die Gefahr weiterer ukrainischer Geheim-Angriffe ist jetzt für Russland noch realer als nach der Operation „Spinnennetz“. Die Botschaft ist in den Augen vieler Beobachter eindeutig: Die Ukraine wird ihre Chancen nutzen – solange Moskau nicht verhandlungsbereit ist.

Rubriklistenbild: © Mindaugas Kulbis/AP/dpa (Montage)

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