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Washington Post

Geheimoperation Spinnennetz: Innovative Ukraine trifft Russlands Schwachstelle

Ukrainische Drohnen treffen Russlands Bomberflotte. Kiew setzt mit Operation „Spinnennetz“ ein militärisches Zeichen.

Kiew – 18 Monate lang plante der ukrainische Geheimdienst einen kühnen Angriff auf weit entfernte russische Flugplätze. Zuerst schmuggelte er Drohnen nach Russland und platzierte sie dann in der Nähe wichtiger Militärlandebahnen.

Am Sonntag, kurz vor einer neuen Runde von Friedensgesprächen, war es so weit: An vier ahnungslosen russischen Militärstützpunkten hoben sich ferngesteuert die Dächer von Wohnwagen und Schuppen, die auf Sattelschleppern geparkt waren. Bewaffnete ukrainische Drohnen, die darin versteckt waren, stiegen auf und stürzten sich auf die Militärflugzeuge, die auf den Landebahnen aufgereiht waren. Viele gingen in Flammen auf.

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Ukraine-Krieg: Massiver Schlag gegen Russlands Luftwaffe – 13 Flugzeuge zerstört

Der Angriff, bei dem nach ukrainischen Angaben mindestens 13 russische Flugzeuge zerstört und Dutzende weitere beschädigt wurden schockierte Russland. Er verringerte sofort dessen Fähigkeit, mit Atomangriffen zu drohen oder Raketenangriffe auf die Ukraine und andere Länder zu starten. Zudem erinnerte er Moskau und die westlichen Partner der Ukraine daran, dass Kiew trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit weiterhin in der Lage ist, Russlands Schwächen auszunutzen und dessen Kriegspläne zu stören.

Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks

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Der Krieg begann Ende Februar mit Angriffen Russlands auf zahlreiche Städte der Ukraine. Die Truppen aus Moskau nahmen frühzeitig auch Kiew, die Haupstadt des Landes, unter Raketenbeschuss. Eine der russischen Raketen wurde als Teil einer Ausstellung vor dem Nationalmuseum für Militärgeschichte platziert. Kurator Pavlo Netesov wollte nach eigener Aussage mit der Ausstellung der zerstörten Ausrüstung die Bewohnerinnen und Bewohner Kiews an die Straßenkämpfe erinnern, die in anderen Städte der Ukraine tobten, von denen die Hauptstadt aber verschont blieb. © Sergei Supinsky/afp
Wolodymyr Selenskyi in Donezk
Eine dieser Städte war Donezk. Im Mai 2022 besuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die einstige Millionenmetropole und hörte sich dort den Bericht von Frontsoldaten an. In Donezk tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine bereits seit 2014. Seitdem herrscht dort ein von Moskau installiertes Regime, das sich selbst Volksrepublik Donezk nennt. Nach einigen vorübergehenden Waffenstillstandsabkommen ist die Stadt im Südosten nun wieder Ort erbitterterte Kämpfe. © Uncredited/dpa
Menschen suchen Deckung in Lyssytschansk
Es ist vor allem die Zivilbevölkerung, wie diese beiden Kinder und Seniorinnen in Lyssytschansk, die unter dem Ukraine-Krieg leiden. Die Großstadt liegt mitten im Donbass, die seit Kriegsausbruch am schwersten umkämpfte Region in der Ukraine. Die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht fliehen oder konnten, müssen nun regelmäßig Schutz vor Artilleriebeschuss suchen. © Aris Messinis/afp
Tschassiw Jar, Kleinstadt der Ukraine in der Nähe Lyssytschansk
Unweit von Lyssytschansk liegt die Kleinstadt Tschassiw Jar. Dort räumen Arbeiter die Trümmer eines Hauses von der Straße, das von einer russischen „Hurrikan“-Rakete getroffen wurde. Im Juli 2022 feierte Russland vor allem in der Donbass-Region militärische Erfolge. Zahlreiche Städte und Gemeinden wurden erobert. Die Truppen Wladimir Putins schienen die Ukraine im Sturm zu erobern. © Anatolii Stepanov/afp
brennendes Weizenfeld in der Region Saporischschja
Dieser Mann in Militäruniform ist in einem brennenden Weizenfeld in der Region Saporischschja, während russische Truppen Felder beschießen, um die örtlichen Landwirte an der Getreideernte zu hindern. Die Ukraine auszuhungern und die Ernte zu stehlen, war von Anfang an Teil der russischen Strategie © Uncredited/dpa
Das sechsmonatige Jubiläum im August war ein trauriger Abschnitt im russischen Angriffs-Krieg
Das sechsmonatige Jubiläum des UKraine-Kriegs im August war ein trauriger Abschnitt der russischen Invasion. Doch die ukrainischen Streitkräfte leisteten mit Herz und allen Mitteln weiter Widerstand und feierten ihre Nation, wie hier mit Drohne und ukrainischer Flagge über dem „Monument des Mutterlands“ in Kiew. © Dimitar Dilkoff/afp
Hier wurde im September in der Stadt Kupiansk in der Kharkiv Region eine Brücke bombadiert
Im September begannen die Truppen Wladimir Putins, die Infrastruktur der ukrainischen Städte unter Beschuss zu nehmen. In der Stadt Kupiansk in der Region Kharkiw bombardierte Moskau eine Brücke. An vielen anderen Städten versuchten die russischen Streitkräfte, die Energieversorgung zu stören. © Yasuyoshi Chiba/afp
Statt eines kurzen Angriffskriegs, den der russische Präsident Wladimir Putin geplant hatte, dauert der Krieg immer noch an.
Weil die Erfolge in der Ukraine ausblieben, benötigten die russischen Truppen immer mehr Rekruten für die Front. Präsident Wladimir Putin verkündete deshalb eine Teilmobilisierung im eigenen Land. Tausende junger Männer mussten sich wie dieser Mann in der Stadt Kineschma von ihren Müttern verabschieden und in den Ukraine-Krieg ziehen. © Vladimir Smirnov/imago
Hier sieht man Putin bei einer Ansprache auf einem großen Screen auf dem Roten Platz anlässlich der Annexion von vier Regionen der Ukraine, die von russischen Truppen im September besetzt waren
Im Osten der Ukraine schuf Wladimir Putin Ende September Tatsachen. Vier Regionen des Landes, die zuvor ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, wurden annektiert. Anlässlich der Gebietsgewinne richtete sich Putin in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung Russlands. Zumindest auf dem Roten Platz in Moskau wurde Putins Rede frenetisch bejubelt. © Alexander Nemenov/afp
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf. Sie ist die einzige Landverbindung zwischen Russland und der annektierten Krim-Halbinsel. Russland versprach, die Täter zu finden, ohne die Ukraine sofort zu beschuldigen. © Uncredited/afp
Ukrainische Artilleristen feuern eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk Ende Oktober während des russischen Einmarsches in die Ukraine
Ebenfalls im Oktober gelingt es der Ukraine, an vielen Frontabschnitten vorzurücken. Das gelingt den Streitkräften vor allem dank der Unterstützung aus dem Westen, die immer mehr schweres Gerät in den Konflikt liefert. Hier feuern ukrainische Artilleristen eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk ab. © Dimitar Dilkoff/afp
Ein Einwohner von Cherson hebt seinen Daumen zur Unterstützung der Ukraine auf dem Hauptplatz der Stadt nach der Befreiung von den russischen Besatzern
Mitte November gelingt den ukrainischen Truppen ein großer Erfolg. Sie können die Hafenstadt Cherson im Südosten des Landes zurückerobern. Die Millionenmetropole besitzt neben hohem strategischem auch symbolischen Wert im Kampf gegen Russland. Ein Bewohner feiert die Befreieung mit erhobenem Daumen im Zentrum der Stadt. © Celestino Arce Lavin/dpa
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden. Russland attackierte die Ukraine mit einem massiven Angriff auf die zivile Infrastruktur, wodurch Millionen von Haushalten ohne Strom blieben. Unmittelbar nach dem Vorfall gab es Befürchtungen, dass es sich um eine neue Eskalation des Konflikts handeln könnte, doch am 16. November 2022 gab Polen bekannt, dass das Geschoss wahrscheinlich von der ukrainischen Luftabwehr stammte. Diese Theorie wurde dann auch von Washington bestätigt. © Wojtek Radwanski/Damien Simonart/afp
ein Werk des britischen Straßenkünstlers Banksy auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion
Auch Banksy besuchte die Ukraine inmitten des Krieges. Ein am 17. November 2022 aufgenommenes Foto zeigt ein Werk des britischen Straßenkünstlers auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Ukraine sich auf einen Winter des Krieges einstellen wird müssen. © Sergei Supinsky/afp
Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten
Weitere harte Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur. Sogar Kernkraftwerke werden zum Ziel russischer Raketen. Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten, der durch Beschuss im Zuge der russischen Militäroperation in der Ukraine in Enerhodar beschädigt wurde. © Alexey Kudenko/imago
Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022
Kleine Momente des Glücks im Wahnsinn des Krieges: Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022, als die Stadt nach den jüngsten massiven russischen Luftangriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur von einem geplanten Stromausfall betroffen ist. © Yuriy Dyachyshyn/afp
Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine
Für einen Augenblick darf dieses Mädchen einfach Kind sein. Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine © Dimitar Dilkoff/afp
Ukraine-Krieg - Jahrestag Kriegsbeginn- Kiew
Ukrainische Soldaten erinnern am 24. Februar 2023 an der Sophienkathedrale in Kiew an den Beginn des Ukraine-Kriegs ein Jahr zuvor. © Kay Nietfeld/dpa
Ukraine-Krieg - Orthodoxe Ostern in Saporischschja
Die kirchlichen Rituale werden in der Ukraine auch im April 2023 befolgt: Orthodoxe christliche Priester und Gläubige bei der Segnung der traditionellen Osterkörbe am Ostersonntag in der St. Nikolaus-Kirche in Saporischschja. © Andriy Andriyenko/dpa
Ukraine-Krieg - Ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes
Ukrainische Soldaten gestikulieren im September 2023 auf ihrem Bradley Fighting Vehicle (BFV) in der Frontstadt Orichiw. Aus ihrem amerikanischen Schützenpanzer berichten sie von schweren Gefechten. Seit Kriegsbeginn stand Orichiw unter ständigem Beschuss der russischen Armee. © Oliver Weiken/dpa
Ukraine-Krieg - Kupjansk
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mitte) wird am 30. November 2023 während eines Besuchs in einem Gefechtsstand an der Front in Kupjansk über die Kriegssituation informiert. © dpa
Lwiw
Auch im Dezember 2023 feiern die Menschen in der Ukraine Weihnachten. In Lwiw besuchen sie den Gottesdienst an Heiligabend und bereiten sich darauf vor, den ersten Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember zu feiern.  © Yuriy Dyachyshyn/AFP
Ukraine-Krieg - Charkiw
Ein großer Haufen Trümmer mit Resten von russischen Raketen liegt in der Stadt Charkiw. In den frühen Morgenstunden des 15. Februar 2024 schlug eine russische Rakete in einem Wohngebiet von Chugugyv ein und tötete eine 67-jährige Frau. © Ximena Borrazas/dpa
Charkiw
Trotz Gesprächen über eine Waffenruhe dauert der Ukraine-Blick auch im Jahr 2025 weiter an. Charkiw steht mehrmals schwer unter russischem Beschuss. Das Kunstwerk „Kreuz des Friedens“ mit einem Kruzifix aus 20.000 Fragmenten russischer Artilleriegeschosse wurde vom amerikanisch-ukrainischen Künstler Sergey Melnikoff (besser bekannt als MFF) und dem ukrainischen Künstler Viktor Belchik geschaffen. © Sergey Bobok/AFP
Ukraine-Krieg - Sumy
Bei einem schweren russischen Luftschlag mit ballistischen Raketen gegen die Stadt Sumy kommen am Palmsonntag 2025 mehr als 30 Menschen ums Leben. Mehr als 100 Zivilpersonen werden verletzt. Unter den Toten sind auch Kinder. © Evgeniy Maloletka/dpa

Die Ukraine gab an, dass zu den beschädigten oder zerstörten Flugzeugen, von denen einige atomwaffenfähig waren, Modelle vom Typ A-50, Tu-95, Tu-22 M3 und Tu-160 gehörten. Kiew zufolge hatte Russland diese Flugzeuge fast jede Nacht für Bombenangriffe auf die Ukraine eingesetzt.

Drohnenangriff im Ukraine-Krieg legt Schwächen in Russlands Verteidigung offen

Viele Details zur Planung des Angriffs sind nicht öffentlich bekannt. Es war zunächst unklar, wie viele der russischen Flugzeuge zum Zeitpunkt des Angriffs einsatzbereit waren.

Die schnellen, wütenden Reaktionen in Russland bestätigten jedoch, dass die Ukraine eine offensichtliche Schwachstelle mit verheerender Wirkung ausgenutzt hatte: Wichtige und teure Flugzeuge standen im Freien, galten aber als sicher, weil sie tief im Landesinneren stationiert waren. Die Operation zeigte erneut, wie Drohnentechnologie die moderne Kriegsführung neu definiert.

Großangelegter Drohnenangriff der Ukraine auf russische Militärbomber in Sibirien, bei dem am Sonntag, dem 1. Juni 2025, mehr als 40 Kampfflugzeuge Tausende Kilometer von ihrem eigenen Territorium entfernt getroffen wurden.

Westliche Analysten meinten, die Angriffe würden Russlands Fähigkeit beeinträchtigen, Marschflugkörper auf die Ukraine abzufeuern. Sie könnten russische Kommandeure zwingen, erhebliche Ressourcen zum besseren Schutz von Luftfahrzeugen umzuleiten. Die Analysten warnten jedoch, dass die Angriffe den Kriegsverlauf wahrscheinlich nicht wesentlich ändern würden, da Moskau noch genug Flugzeuge habe, um weiterhin ukrainische Städte und Infrastruktur zu bombardieren.

„Russlands Pearl Harbor“: Reaktionen auf Social Media nach den Drohnenschlägen im Ukraine-Krieg

Videoaufnahmen und Reaktionen in sozialen Medien zeigten, dass die Drohnenangriffe in Russland Panik, Verwirrung und dann, bei Pro-Kriegs-Kommentatoren, Wut auslösten. Gouverneure mehrerer Regionen, sogar bis nach Sibirien, meldeten Drohnenangriffe. Russische Zuschauer filmten Rauchsäulen über den Flugplätzen und kommentierten schockiert. Bald nannten Pro-Kriegs-Militärblogger den Angriff „Russlands Pearl Harbor“.

In Videos, die von der Washington Post nicht unabhängig überprüft werden konnten, filmten anscheinend Anwohner der Luftwaffenstützpunkte vorbeifliegende Drohnen und schwarze Rauchsäulen am Horizont. In einem Video beobachtet eine Frau, wie sich eine Drohne einem rauchenden Luftwaffenstützpunkt nähert, während ihre Nachbarn vermuten, es könnte die elfte sein, die vorbeifliegt. In einem anderen Video filmt ein Mann, wie mehrere Drohnen aus der Rückseite eines am Straßenrand geparkten Lastwagens fliegen. Im Hintergrund ist Gewehrfeuer zu hören, als Sicherheitskräfte versuchen, die Drohnen abzuschießen.

Wolodymyr Selenskyj – Vom Komödianten zum Symbol des Widerstands

Als am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, sah zunächst alles nach einem leichten Sieg Russlands aus. Doch daraus wurde nichts. Die Ukraine leistete vom ersten Tag an erbitterten Widerstand und wehrte sich mit vereinten Kräften gegen die Invasion. Das liegt auch an ihrem Präsidenten. Wolodymyr Selenskyj überraschte mit seinem Auftreten im Krieg von Beginn an die ganze Welt – vor allem den Aggressor aus Russland.
Als am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, sah zunächst alles nach einem leichten Sieg Russlands aus. Doch daraus wurde nichts. Die Ukraine leistete vom ersten Tag an erbitterten Widerstand und wehrte sich mit vereinten Kräften gegen die Invasion.  © Ukrainian Presidents Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj
Das liegt auch an ihrem Präsidenten. Wolodymyr Selenskyj überraschte mit seinem Auftreten im Krieg von Beginn an die ganze Welt – vor allem den Aggressor aus Russland. © Imago
Selenskyj kandidiert in der Ukraine
Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj wurde am 25. Januar 1978 als Sohn jüdischer Eltern in Krywyj Rih im Südosten der damals noch sowjetischen Ukraine geboren. Er schloss erfolgreich ein Jurastudium ab, war aber nie als Jurist tätig.  © dpa
Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj wurde am 25. Januar 1978 als Sohn jüdischer Eltern in Krywyj Rih im Südosten der damals noch sowjetischen Ukraine geboren. Er schloss erfolgreich ein Jurastudium ab, war aber nie als Jurist tätig. Stattdessen gründete er zunächst eine Kabarettgruppe, die fünf Jahre lang von Moskau aus durch die Staaten der ehemaligen Sowjetunion tourte. Als Komiker und Schauspieler erlangte er große Popularität – in der Ukraine und in Russland.
Stattdessen gründete er zunächst eine Kabarettgruppe, die fünf Jahre lang von Moskau aus durch die Staaten der ehemaligen Sowjetunion tourte. Als Komiker und Schauspieler erlangte er große Popularität – in der Ukraine und in Russland. © Alexander Gusev/Imago
Seit 2003 ist Selenskyj mit Olena Wolodymyriwna Kijaschko verheiratet. Sie gingen auf dieselbe Schule, lernten sich aber erst während ihres Studiums des Bauingenieurwesens an der Universität in ihrer Heimatstadt Krywyj Rih kennen. Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Oleksandra (geboren 2004) und Sohn Kyrylo (geboren 2013). Im Dezember 2019 landete Olena Selenska auf einer Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Ukraine auf Platz 30. Nummer eins war ihr Ehemann.
Seit 2003 ist Selenskyj mit Olena Wolodymyriwna Kijaschko verheiratet. Sie gingen auf dieselbe Schule, lernten sich aber erst während des Studiums an der Universität in ihrer Heimatstadt Krywyj Rih kennen.  © Vadim Ghirda/dpa
Stichwahl um Präsidentenamt in der Ukraine
Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Oleksandra (geboren 2004) und Sohn Kyrylo (geboren 2013). Im Dezember 2019 landete Olena Selenska auf einer Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Ukraine auf Platz 30. Nummer eins war ihr Ehemann. © dpa
Arte - Diener des Volkes
Mit Politik hatte Selenskyj lange nichts am Hut. Dann legte eine populäre Fernsehserie den Grundstein für seinen politischen Durchbruch. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“, die im April 2022 auch auf Arte lief, trat Selenskyj 2015 als Geschichtslehrer auf. © Arte/dpa
Mit Politik hatte Selenskyj lange nichts am Hut. Dann legte eine populäre Fernsehserie den Grundstein für seinen politischen Durchbruch. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“, die im April 2022 auch auf Arte lief, trat Selenskyj 2015 als Geschichtslehrer auf. Von der Korruption in der ukrainischen Politik angewidert, stürzt sich seine Figur in den Wahlkampf und wird zum Präsidenten gewählt. Selenskyj nahm sich das Drehbuch zum Vorbild und verkündete am Silvesterabend 2018 seine Kandidatur für die Wahl Präsidentschaftswahl.
Von der Korruption in der ukrainischen Politik angewidert, stürzt sich seine Figur in den Wahlkampf und wird zum Präsidenten gewählt. Selenskyj nahm sich das Drehbuch zum Vorbild und verkündete am Silvesterabend 2018 seine Kandidatur für die Wahl Präsidentschaftswahl.  © Arte/dpa
Vereidigung von Selenskyj als neuer Präsident der Ukraine
Die Unzufriedenheit mit dem damaligen Staatschef Petro Poroschenko verhalf Selenskyj zum Sieg. Am 20. Mai 2019 trat er das Amt des ukrainischen Präsidenten an. Er erhielt zahlreiche Gratulationen aus dem Ausland, so zum Beispiel von Donald Trump, Emmanuel Macron oder Justin Trudeau. Auch Kanzlerin Angela Merkel sprach ihm ihre Glückwünsche aus und lud ihn nach Berlin ein.  © Evgeniy Maloletka/dpa
Die Unzufriedenheit mit dem damaligen Staatschef Petro Poroschenko verhalf Selenskyj zum Sieg. Am 20. Mai 2019 trat er das Amt des ukrainischen Präsidenten an. Er erhielt zahlreiche Gratulationen aus dem Ausland, so zum Beispiel von Donald Trump, Emmanuel Macron oder Justin Trudeau. Auch Kanzlerin Angela Merkel sprach ihm ihre Glückwünsche aus und lud ihn nach Berlin ein. Anders fiel die Reaktion in Russland aus. Von Ministerpräsident Dmitri Medwedew erhielt er herablassende Ratschläge, für eine Gratulation sei es dagegen „zu früh“. Auch bei der Amtseinführung gab es keine Gratulation aus Moskau.
Anders fiel die Reaktion in Russland aus. Von Ministerpräsident Dmitri Medwedew erhielt er herablassende Ratschläge, für eine Gratulation sei es dagegen „zu früh“. Auch bei der Amtseinführung gab es keine Gratulation aus Moskau. © Wolfgang Kumm/dpa
Vor der Wahl hatte Selenskyj seinen Vorgänger Petro Poroschenko dafür kritisiert, Briefkastenfirmen in Steueroasen zu unterhalten. Als im Oktober 2021 dann aber die Pandora Papers veröffentlicht wurden, stellte sich heraus, dass auch Selenskyj selbst Anteile an einer solchen Firma auf den britischen Jungferninseln besessen hatte. Zum Zeitpunkt seiner Wahl 2019 gab er seine Anteile ab. Steueroasen sind in der Ukraine nicht illegal.
Vor der Wahl hatte Selenskyj seinen Vorgänger Petro Poroschenko dafür kritisiert, Briefkastenfirmen in Steueroasen zu unterhalten. Diese sind in der Ukraine allerdings nicht illegal. © Sergei Chuzavkov/afp
Bitter End Yacht Club auf Virgin Gorda auf den Britischen Jungferninseln
Als im Oktober 2021 dann aber die Pandora Papers veröffentlicht wurden, stellte sich heraus, dass auch Selenskyj selbst Anteile an einer solchen Firma auf den britischen Jungferninseln besessen hatte. Zum Zeitpunkt seiner Wahl 2019 gab er seine Anteile ab.  © Imago
Selenskyj
Selenskyj war der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen führte. Unter anderem gründete er einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann. © Evgen Kotenko/Imago
Selenskyj war der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen führte. Unter anderem gründete er einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann – und dies zum Beispiel gegen Wiktor Medwedtschuk tat. Der wies alle Anschuldigungen zurück. Die Sanktionen froren seine Vermögenswerte ein und hinderten ihn daran, Geschäfte in der Ukraine zu tätigen. Medwedtschuk, der aufgrund einer Anklage wegen Hochverrats unter Hausarrest stand, tauchte im Februar 2022 unter. Im April 2022 wurde er vom Inlandsgeheimdienst festgenommen und im September 2022 bei einem Gefangenenaustausch Russland übergeben.
Er setzte das Mittel zum Beispiel gegen Wiktor Medwedtschuk ein. Der wies alle Anschuldigungen zurück. Die Sanktionen froren seine Vermögenswerte ein und hinderten ihn daran, Geschäfte in der Ukraine zu tätigen. Medwedtschuk, der aufgrund einer Anklage wegen Hochverrats unter Hausarrest stand, tauchte im Februar 2022 unter. Im April 2022 wurde er vom Inlandsgeheimdienst festgenommen und im September 2022 bei einem Gefangenenaustausch Russland übergeben. © Instagram Account of Volodymyr Zelensky/afp
Schon früh in seiner Amtszeit musste sich Selenskyj mit den Wünschen und Forderungen des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auseinandersetzen. So soll Trump seinen ukrainischen Amtskollegen in einem Telefonat am 25. Juli 2019 aufgefordert haben, als Gegenleistung für Militärhilfe in Höhe von fast 400 Millionen Dollar Ermittlungen gegen Joe Biden, Trumps möglichen Gegenspieler bei der US-Wahl 2020, einzuleiten. Biden soll einst als US-Vizepräsident die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts veranlasst haben, um seinen Sohn Hunter Biden, der bei einem ukrainischen Erdgaskonzern tätig war, vor Korruptionsermittlungen zu schützen. Das Telefonat, das im August 2020 bekannt wurde, löste in den USA später die „Ukraine-Affäre“ aus.
Schon früh in seiner Amtszeit musste sich Selenskyj mit den Wünschen und Forderungen des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auseinandersetzen. So soll Trump seinen ukrainischen Amtskollegen in einem Telefonat am 25. Juli 2019 aufgefordert haben, als Gegenleistung für Militärhilfe in Höhe von fast 400 Millionen Dollar Ermittlungen gegen Joe Biden, Trumps möglichen Gegenspieler bei der US-Wahl 2020, einzuleiten.  © Saul Loeb/afp
Joe Biden Hunter
Biden soll einst als US-Vizepräsident die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts veranlasst haben, um seinen Sohn Hunter Biden (hinten), der bei einem ukrainischen Erdgaskonzern tätig war, vor Korruptionsermittlungen zu schützen. Das Telefonat, das im August 2020 bekannt wurde, löste in den USA später die „Ukraine-Affäre“ aus. © Imago
Selenskyjs Amtszeit wurde von Beginn an vom Verhältnis zu Russland überschattet. Schon in seiner Antrittsrede bezeichnete Selenskyj die Beendigung des Krieges im Donbass als seine vorrangige Aufgabe. Während des Ukraine-EU-Gipfels im Juli 2019 in Kiew schlug Selenskyj in einer Videobotschaft an Wladimir Putin direkte Gespräche in der belarussischen Hauptstadt Minsk vor. Daran sollten nach Selenskyjs Plan auch US-Präsident Donald Trump, die britische Regierungschefin Theresa May, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Am 11. Juli 2019 kam es immerhin zu einem ersten Telefongespräch zwischen Selenskyj und Putin.
Selenskyjs Amtszeit wurde von Beginn an vom Verhältnis zu Russland überschattet. Schon in seiner Antrittsrede bezeichnete Selenskyj die Beendigung des Krieges im Donbass als seine vorrangige Aufgabe. Während des Ukraine-EU-Gipfels im Juli 2019 in Kiew schlug Selenskyj in einer Videobotschaft an Wladimir Putin direkte Gespräche in der belarussischen Hauptstadt Minsk vor. © Ukraine Presidential Press Service/afp
Nach der Präsidentenwahl in der Ukraine
Daran sollten nach Selenskyjs Plan auch US-Präsident Donald Trump, die britische Regierungschefin Theresa May, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Am 11. Juli 2019 kam es immerhin zu einem ersten Telefongespräch zwischen Selenskyj und Putin. © dpa
Trump, Macron, Selenskyj - Paris
Die Gespräche führten zu einem kurzfristigen Waffenstillstand in der Ostukraine, einem Gefangenenaustausch sowie zu einem Truppenrückzug in drei Gebieten an einer Demarkationslinie bis Ende März 2020. Es war das einzige Mal, dass Selenskyj mit Putin zusammentraf.  © Lafargue Raphael/Imago
Am 9. Dezember 2019 in Paris nahm Selenskyj an Verhandlungen im Normandie-Format teil, an denen der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin beteiligt waren. Die Gespräche führten zu einem kurzfristigen Waffenstillstand in der Ostukraine, einem Gefangenenaustausch sowie zu einem Truppenrückzug in drei Gebieten an einer Demarkationslinie bis Ende März 2020. Es war das einzige Mal, das Selenskyj mit Putin zusammentraf.
Am 9. Dezember 2019 in Paris nahm Selenskyj an Verhandlungen im Normandie-Format teil, an denen der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin beteiligt waren.  © Charles Platiau/afp
Selenskyj
Alle Bemühungen um einen Frieden nützten aber nichts. Im Lauf des Jahres 2021 verschärfte sich die Situation weiter. Immer häufiger besuchte Selenskyj (Mitte) Militärübungen der ukrainischen Armee, so auch am 16. Februar 2022 in der Stadt Riwne. © Imago
Alle Bemühungen um einen Frieden nützten aber nichts. Im Lauf des Jahres 2021 verschärfte sich die Situation immer weiter. Am 23. Februar 2022 versuchte Selenskyj noch einmal in einer Ansprache, den drohenden Krieg abzuwenden. Darin wendete er sich vor allem an die Menschen in Russland: „Wenn wir angegriffen werden, wenn man unser Land, unsere Freiheit, unser Leben und das Leben unserer Kinder zu nehmen versucht, werden wir uns verteidigen“, sagte Selenskyj auf Russisch. Es war das vorerst letzte Mal, dass man Selenskyj glatt rasiert und mit Anzug und Krawatte sah.
Am 23. Februar 2022 versuchte Selenskyj noch einmal in einer Ansprache, den drohenden Krieg abzuwenden. Darin wendete er sich vor allem an die Menschen in Russland: „Wenn wir angegriffen werden, wenn man unser Land, unsere Freiheit, unser Leben und das Leben unserer Kinder zu nehmen versucht, werden wir uns verteidigen“, sagte Selenskyj auf Russisch. Es war das vorerst letzte Mal, dass man Selenskyj glatt rasiert und mit Anzug und Krawatte sah.  © Ukrainian Presidents Office/Imago
In der Nacht zum 24. Februar begann der russische Angriff auf die Ukraine. In Kiew kam es zu den ersten Krisensitzungen. Acht Jahre nach der Krim-Annexion eskalierte der Ukraine-Krieg.
In der Nacht zum 24. Februar 2022 begann der russische Angriff auf die Ukraine. In Kiew kam es zu den ersten Krisensitzungen. Acht Jahre nach der Krim-Annexion im März 2014 eskalierte der Ukraine-Krieg.  © Imago
London, United Kingdom
Im Westen war die Solidarität mit der überfallenen Ukraine groß. Der Regierungssitz im Vereinigten Königreich leuchtete in den ukrainischen Farben.  © Hesther Ng/Imago
In der Nacht zum 24. Februar begann der russische Angriff auf die Ukraine. Danach sollen die USA Selenskyj angeboten haben, ihm bei der Flucht zu helfen. Selenskyj lehnte an, er und seine Regierung blieben in Kiew, auch als russische Truppen auf die Hauptstadt vorrückten. Die Nachrichtenagentur AP verbreitete Selenskyjs Antwort: „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.“ Seitdem ist er zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden.
Die USA sollen Selenskyj angeboten haben, ihm bei der Flucht zu helfen. Selenskyj lehnte an, er und seine Regierung blieben in Kiew, auch als russische Truppen auf die Hauptstadt vorrückten. Die Nachrichtenagentur AP verbreitete Selenskyjs Antwort: „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.“ Seitdem ist er zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden. © Ukraine Presidency/afp

Videos zeigen Panik in Russland nach Angriff der Ukraine

In einem weiteren Video filmt ein junger Soldat, der offenbar auf einem anderen Luftwaffenstützpunkt stationiert ist, mehrere brennende Flugzeuge. Er beschreibt die Szene mit einem Schimpfwort. Der wütende russische Chef-Propagandist Wladimir Solowjow forderte später, den Soldaten für die Aufnahme des Videos zu erschießen, und nannte ihn einen „Dreckskerl“.

Geheimdienstoperation „Spinnennetz“: Der SBU übernimmt Verantwortung

In Kiew übernahm der SBU, der ukrainische Geheimdienst, der die kühnen Angriffe geplant hatte, öffentlich die Verantwortung und enthüllte den Codenamen der Operation: Spinnennetz. Präsident Wolodymyr Selenskyj postete schnell Fotos, auf denen er den Behördenleiter, Generalleutnant Wassyl Maljuk, zur Feier umarmt. „Der Feind dachte, er könne die Ukraine ungestraft bombardieren und Ukrainer endlos töten“, sagte Maljuk am Montag in einer Erklärung. „Aber dem ist nicht so. Wir werden auf russischen Terror reagieren und den Feind überall vernichten.“

Die Ukraine gab an, dass alle an dem Angriff beteiligten SBU-Agenten vor Beginn sicher aus Russland evakuiert wurden. In der Ukraine verlieh der erfolgreiche Angriff einer Gesellschaft, die durch mehr als drei Jahre umfassenden Krieg erschöpft und durch den als unangemessen empfundenen US-Druck, russischen Forderungen auch ohne Sicherheitsgarantien nachzugeben, zermürbt ist, dringend benötigten Optimismus.

Eine Poseidon H10 Mittelstrecken-Drohne der ukrainischen 22. mechanisierten Brigade fliegt an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk (Symbolbild).

„Diese Operation verändert die Wahrnehmung der Realität völlig - sowohl innerhalb Russlands als auch weltweit. Unsere Feinde müssen nun anerkennen, dass die ukrainischen Geheimdienste in der Lage sind, selbst in die sichersten Einrichtungen einzudringen“, sagte der ukrainische Abgeordnete Roman Kostenko, Sekretär des parlamentarischen Ausschusses für nationale Sicherheit. „Wenn der Feind Dutzende strategischer Bomber verliert, ist das nicht nur ein technischer Verlust. Es ist ein Schlag gegen seine Fähigkeit, die Welt mit Raketenangriffen zu erpressen.“

Der ehemalige ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow erklärte, die Ukraine habe ihre Tu-Bomber 1996 im Rahmen einer Vereinbarung an Moskau übergeben. Im Gegenzug für die Aufgabe ihrer Atomwaffen erhielt sie Sicherheitsgarantien von mehreren Ländern, darunter Russland.

Symbolik und Rechtfertigung: Ex-Minister spricht von „militärisch-rechtlichen Sanktionen“

„Am 1. Juni 2025 begann die Ukraine, genau diese Flugzeuge von einem der Hauptgaranten des Memorandums zu entfernen. Dieser Garant hatte sie schamlos gegen friedliche Ukrainer eingesetzt“, sagte er und beschrieb den Angriff am Sonntag als „eine besondere Form militärisch-rechtlicher Sanktionen“. Ein ehemaliger ukrainischer Beamter, der anonym über den heiklen politischen Moment sprach, bezeichnete den Angriff als „immensen Motivationsschub für die ukrainische Gesellschaft und Soldaten“. Er befürchtet, dass dies mehr Widerstand gegen einen Kompromiss hervorrufen könnte, der zu einem echten Waffenstillstand führen würde.

„In nächster Zeit werden wir weniger zu Kompromissen bereit sein. Dabei scheint eine Form des Kompromisses der einzige Weg zu sein, den Krieg zu stoppen oder zu unterbrechen“, sagte er. Dennoch fügte er hinzu, der Angriff habe den Ruf des SBU dramatisch verbessert und „verdient es, in Geschichtsbüchern beschrieben zu werden“. Die Verwundbarkeit von Flugzeugen ist seit langem ein Kritikpunkt russischer Militärblogger. Sie forderten bessere Verteidigungsmaßnahmen wie verstärkte Abdeckungen und Hangars, sagte Samuel Bendett, Drohnenexperte und Berater des Russland-Studienprogramms am Center for Naval Analyses, einer gemeinnützigen Forschungs- und Analyseeinrichtung in Washington.

Ukraine-Krieg: FPV-Drohnen unterlaufen Russlands Luftabwehr – strategische Lücken offengelegt

Die Luftabwehr auf den Stützpunkten war wahrscheinlich darauf ausgerichtet, größere ukrainische Drohnen mit großer Reichweite zu erkennen. Sie „suchte vermutlich nicht nach FPV-Drohnen, die buchstäblich unter dem Radar durchflogen“, so Bendett. FPV-Drohnen sind kleine Fluggeräte, die von einem Piloten mit einer Kamera aus der Ego-Perspektive gesteuert werden. Eine große Frage ist, wie Russland die geschädigte Komponente seines Atomwaffenarsenals wieder aufbaut, sagte Bendett.

Zu den zerstörten oder beschädigten Flugzeugen gehören modernisierte Maschinen, die nicht mehr produziert werden. Es wäre nicht sinnvoll, propellergetriebene Tu-95 wieder aufzubauen, meinte Bendett. Russland habe die Bomber der nächsten Generation, die sie ersetzen sollen, noch nicht erworben.

Eine weitere Frage ist, wie die Ukraine die Drohnen letztendlich steuerte. Die Raffinesse, mit der die Drohnen nacheinander gestartet wurden, deutet auf Fähigkeiten wie vorprogrammierte Flüge zu ihren Zielen hin, so die Analysten. Piloten könnten in der letzten Phase der Angriffe beteiligt gewesen sein, sagte Bendett. In einem Video verlangsamt sich eine Drohne und schwebt über den Flügeln eines Bombers, bevor sie einen verwundbaren Teil des Flügels zwischen Rumpf und Triebwerk anvisiert. Ein so präziser Angriff ist ein Markenzeichen von FPV-Drohnen, die relativ kleine Nutzlasten tragen, aber durch gezieltes Anvisieren von Schwachstellen der Fahrzeuge eine große Wirkung erzielen.

Angriff ohne Reaktion? Putins Propaganda schweigt – russische Medien bleiben stumm

Russische Beamte und staatliche Medien schwiegen unterdessen auffällig zu den Angriffen vom Sonntag. Laut dem russischen Nachrichtenportal Agentsvo widmeten die staatlichen Sender Channel One und Rossiya-1 diesem beispiellosen Angriff auf entfernte russische Luftwaffenstützpunkte jeweils 40 Sekunden Sendezeit. Am Montagmorgen war die Nachricht aus den Nachrichtensendungen verschwunden.

„Das Klügste, was Wladimir Putin jetzt tun könnte, wäre, nicht sofort zu reagieren“, schrieb Wladimir Pastuchow, ein in London ansässiger russischer Politikwissenschaftler. „Putins beste Antwort ist, seine Reaktion zu verzögern - was er gut kann.“ „Putin hat in der aktuellen Situation nicht viele spektakuläre ‚gute‘ Züge“, fuhr er fort. „Die Ukraine hat keine vergleichbaren Einrichtungen, die ohne höllische zivile Opfer und enormen Umweltschaden zerstört werden könnten ... was den ohnehin schon beunruhigten Trump traumatisieren würde.“

Der kremlnahe Militärblogger Michail Swinschuk, der den Telegram-Kanal Rybar betreibt, sagte, der Angriff würde erheblichen „moralischen und psychologischen Schaden“ verursachen. Die ukrainische Operation ziele nicht nur darauf ab, Lücken in der Verteidigung auszunutzen, sondern auch „kolossale Spannungen“ in der Gesellschaft zu erzeugen und die Sicherheitsdienste zu diskreditieren.

Wenn die Ukraine Luftwaffenstützpunkte angreifen könne, spekulierte er, könnte sie auch Autobahnen und Transportrouten angreifen und Panik auslösen.

„Natürlich ist dies aus Sicht der Untergrabung des militärischen Potenzials Russlands eine äußerst unangenehme Geschichte, besonders im Zusammenhang mit dem Verlust der Tu-95MS“, sagte Swinschuk und bezog sich dabei auf das Rückgrat der russischen Flotte von Atombombern. Russische Oppositionelle staunten unterdessen online über die „erstaunliche“ und „verrückte“ Operation der Ukraine.

Opposition und Analysten: „Schlag gegen nukleare Triade“ erschüttert Putins Stärke-Mythos

„Alle sagen, der einzige Weg, mit Putin zu verhandeln, sei aus einer Position der Stärke heraus. Nun, hier ist sie“, schrieb der russische Oppositionspolitiker und ehemalige politische Gefangene Ilja Jaschin in sozialen Medien. Jan Matwejew, ein Militäranalyst der von Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gegründeten Anti-Korruptions-Stiftung, beschrieb den Angriff als „einen direkten und hochsensiblen Schlag gegen die nukleare Triade“, der „seltene und teure Bomber“ zerstört habe.

„Am wichtigsten ist, dass er die Fähigkeit der russischen Luftwaffe, ukrainische Städte anzugreifen, verringert hat“, schrieb Matwejew auf Telegram.

Die Zerstörung oder Beschädigung einer A-50 ist ein bedeutender Erfolg für die Ukraine. Das mit einem Radar ausgestattete Flugzeug ist ein fliegendes Kommandozentrum, das russische Luftangriffe koordiniert und eingehende Bedrohungen erkennt. Moskau hat nur wenige davon in seinem Bestand. Ein solches Flugzeug wurde letztes Jahr mit einem ukrainischen Patriot-Luftabwehrsystem abgeschossen.

Zu den Autoren

Serhiy Morgunov ist ein Forscher und visueller Journalist im Ukraine-Büro der Washington Post. Er berichtet aus dem ganzen Land und dokumentiert den Krieg in der Ukraine.

Francesca Ebel ist die Russland-Korrespondentin der Washington Post. Bevor sie 2022 zur Post kam, war Ebel die Tunis-Korrespondentin der Associated Press.

Alex Horton ist Reporter für nationale Sicherheit bei der Washington Post mit Schwerpunkt auf dem US-Militär. Er diente als Infanterist der Armee im Irak. Senden Sie ihm vertrauliche Hinweise über Signal an alexhorton.85.

Ebel berichtete aus London und Horton aus Washington. Natalia Abbakumova in Riga, Lettland, trug zu diesem Bericht bei.

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Dieser Artikel war zuerst am 3. Juni 2025 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © Efrem Lukatsky/dpa

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