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Ukrainische Drohnen treffen Russlands Bomberflotte. Kiew setzt mit Operation „Spinnennetz“ ein militärisches Zeichen.
Kiew – 18 Monate lang plante der ukrainische Geheimdienst einen kühnen Angriff auf weit entfernte russische Flugplätze. Zuerst schmuggelte er Drohnen nach Russland und platzierte sie dann in der Nähe wichtiger Militärlandebahnen.
Am Sonntag, kurz vor einer neuen Runde von Friedensgesprächen, war es so weit: An vier ahnungslosen russischen Militärstützpunkten hoben sich ferngesteuert die Dächer von Wohnwagen und Schuppen, die auf Sattelschleppern geparkt waren. Bewaffnete ukrainische Drohnen, die darin versteckt waren, stiegen auf und stürzten sich auf die Militärflugzeuge, die auf den Landebahnen aufgereiht waren. Viele gingen in Flammen auf.
Ukraine-Krieg: Massiver Schlag gegen Russlands Luftwaffe – 13 Flugzeuge zerstört
Der Angriff, bei dem nach ukrainischen Angaben mindestens 13 russische Flugzeuge zerstört und Dutzende weitere beschädigt wurden schockierte Russland. Er verringerte sofort dessen Fähigkeit, mit Atomangriffen zu drohen oder Raketenangriffe auf die Ukraine und andere Länder zu starten. Zudem erinnerte er Moskau und die westlichen Partner der Ukraine daran, dass Kiew trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit weiterhin in der Lage ist, Russlands Schwächen auszunutzen und dessen Kriegspläne zu stören.
Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks
Die Ukraine gab an, dass zu den beschädigten oder zerstörten Flugzeugen, von denen einige atomwaffenfähig waren, Modelle vom Typ A-50, Tu-95, Tu-22 M3 und Tu-160 gehörten. Kiew zufolge hatte Russland diese Flugzeuge fast jede Nacht für Bombenangriffe auf die Ukraine eingesetzt.
Drohnenangriff im Ukraine-Krieg legt Schwächen in Russlands Verteidigung offen
Viele Details zur Planung des Angriffs sind nicht öffentlich bekannt. Es war zunächst unklar, wie viele der russischen Flugzeuge zum Zeitpunkt des Angriffs einsatzbereit waren.
Die schnellen, wütenden Reaktionen in Russland bestätigten jedoch, dass die Ukraine eine offensichtliche Schwachstelle mit verheerender Wirkung ausgenutzt hatte: Wichtige und teure Flugzeuge standen im Freien, galten aber als sicher, weil sie tief im Landesinneren stationiert waren. Die Operation zeigte erneut, wie Drohnentechnologie die moderne Kriegsführung neu definiert.
Großangelegter Drohnenangriff der Ukraine auf russische Militärbomber in Sibirien, bei dem am Sonntag, dem 1. Juni 2025, mehr als 40 Kampfflugzeuge Tausende Kilometer von ihrem eigenen Territorium entfernt getroffen wurden.
Westliche Analysten meinten, die Angriffe würden Russlands Fähigkeit beeinträchtigen, Marschflugkörper auf die Ukraine abzufeuern. Sie könnten russische Kommandeure zwingen, erhebliche Ressourcen zum besseren Schutz von Luftfahrzeugen umzuleiten. Die Analysten warnten jedoch, dass die Angriffe den Kriegsverlauf wahrscheinlich nicht wesentlich ändern würden, da Moskau noch genug Flugzeuge habe, um weiterhin ukrainische Städte und Infrastruktur zu bombardieren.
„Russlands Pearl Harbor“: Reaktionen auf Social Media nach den Drohnenschlägen im Ukraine-Krieg
Videoaufnahmen und Reaktionen in sozialen Medien zeigten, dass die Drohnenangriffe in Russland Panik, Verwirrung und dann, bei Pro-Kriegs-Kommentatoren, Wut auslösten. Gouverneure mehrerer Regionen, sogar bis nach Sibirien, meldeten Drohnenangriffe. Russische Zuschauer filmten Rauchsäulen über den Flugplätzen und kommentierten schockiert. Bald nannten Pro-Kriegs-Militärblogger den Angriff „Russlands Pearl Harbor“.
In Videos, die von der Washington Post nicht unabhängig überprüft werden konnten, filmten anscheinend Anwohner der Luftwaffenstützpunkte vorbeifliegende Drohnen und schwarze Rauchsäulen am Horizont. In einem Video beobachtet eine Frau, wie sich eine Drohne einem rauchenden Luftwaffenstützpunkt nähert, während ihre Nachbarn vermuten, es könnte die elfte sein, die vorbeifliegt. In einem anderen Video filmt ein Mann, wie mehrere Drohnen aus der Rückseite eines am Straßenrand geparkten Lastwagens fliegen. Im Hintergrund ist Gewehrfeuer zu hören, als Sicherheitskräfte versuchen, die Drohnen abzuschießen.
Wolodymyr Selenskyj – Vom Komödianten zum Symbol des Widerstands
Videos zeigen Panik in Russland nach Angriff der Ukraine
In einem weiteren Video filmt ein junger Soldat, der offenbar auf einem anderen Luftwaffenstützpunkt stationiert ist, mehrere brennende Flugzeuge. Er beschreibt die Szene mit einem Schimpfwort. Der wütende russische Chef-Propagandist Wladimir Solowjow forderte später, den Soldaten für die Aufnahme des Videos zu erschießen, und nannte ihn einen „Dreckskerl“.
Geheimdienstoperation „Spinnennetz“: Der SBU übernimmt Verantwortung
In Kiew übernahm der SBU, der ukrainische Geheimdienst, der die kühnen Angriffe geplant hatte, öffentlich die Verantwortung und enthüllte den Codenamen der Operation: Spinnennetz. Präsident Wolodymyr Selenskyj postete schnell Fotos, auf denen er den Behördenleiter, Generalleutnant Wassyl Maljuk, zur Feier umarmt. „Der Feind dachte, er könne die Ukraine ungestraft bombardieren und Ukrainer endlos töten“, sagte Maljuk am Montag in einer Erklärung. „Aber dem ist nicht so. Wir werden auf russischen Terror reagieren und den Feind überall vernichten.“
Die Ukraine gab an, dass alle an dem Angriff beteiligten SBU-Agenten vor Beginn sicher aus Russland evakuiert wurden. In der Ukraine verlieh der erfolgreiche Angriff einer Gesellschaft, die durch mehr als drei Jahre umfassenden Krieg erschöpft und durch den als unangemessen empfundenen US-Druck, russischen Forderungen auch ohne Sicherheitsgarantien nachzugeben, zermürbt ist, dringend benötigten Optimismus.
Eine Poseidon H10 Mittelstrecken-Drohne der ukrainischen 22. mechanisierten Brigade fliegt an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk (Symbolbild).
„Diese Operation verändert die Wahrnehmung der Realität völlig - sowohl innerhalb Russlands als auch weltweit. Unsere Feinde müssen nun anerkennen, dass die ukrainischen Geheimdienste in der Lage sind, selbst in die sichersten Einrichtungen einzudringen“, sagte der ukrainische Abgeordnete Roman Kostenko, Sekretär des parlamentarischen Ausschusses für nationale Sicherheit. „Wenn der Feind Dutzende strategischer Bomber verliert, ist das nicht nur ein technischer Verlust. Es ist ein Schlag gegen seine Fähigkeit, die Welt mit Raketenangriffen zu erpressen.“
Der ehemalige ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow erklärte, die Ukraine habe ihre Tu-Bomber 1996 im Rahmen einer Vereinbarung an Moskau übergeben. Im Gegenzug für die Aufgabe ihrer Atomwaffen erhielt sie Sicherheitsgarantien von mehreren Ländern, darunter Russland.
Symbolik und Rechtfertigung: Ex-Minister spricht von „militärisch-rechtlichen Sanktionen“
„Am 1. Juni 2025 begann die Ukraine, genau diese Flugzeuge von einem der Hauptgaranten des Memorandums zu entfernen. Dieser Garant hatte sie schamlos gegen friedliche Ukrainer eingesetzt“, sagte er und beschrieb den Angriff am Sonntag als „eine besondere Form militärisch-rechtlicher Sanktionen“. Ein ehemaliger ukrainischer Beamter, der anonym über den heiklen politischen Moment sprach, bezeichnete den Angriff als „immensen Motivationsschub für die ukrainische Gesellschaft und Soldaten“. Er befürchtet, dass dies mehr Widerstand gegen einen Kompromiss hervorrufen könnte, der zu einem echten Waffenstillstand führen würde.
„In nächster Zeit werden wir weniger zu Kompromissen bereit sein. Dabei scheint eine Form des Kompromisses der einzige Weg zu sein, den Krieg zu stoppen oder zu unterbrechen“, sagte er. Dennoch fügte er hinzu, der Angriff habe den Ruf des SBU dramatisch verbessert und „verdient es, in Geschichtsbüchern beschrieben zu werden“. Die Verwundbarkeit von Flugzeugen ist seit langem ein Kritikpunkt russischer Militärblogger. Sie forderten bessere Verteidigungsmaßnahmen wie verstärkte Abdeckungen und Hangars, sagte Samuel Bendett, Drohnenexperte und Berater des Russland-Studienprogramms am Center for Naval Analyses, einer gemeinnützigen Forschungs- und Analyseeinrichtung in Washington.
Die Luftabwehr auf den Stützpunkten war wahrscheinlich darauf ausgerichtet, größere ukrainische Drohnen mit großer Reichweite zu erkennen. Sie „suchte vermutlich nicht nach FPV-Drohnen, die buchstäblich unter dem Radar durchflogen“, so Bendett. FPV-Drohnen sind kleine Fluggeräte, die von einem Piloten mit einer Kamera aus der Ego-Perspektive gesteuert werden. Eine große Frage ist, wie Russland die geschädigte Komponente seines Atomwaffenarsenals wieder aufbaut, sagte Bendett.
Zu den zerstörten oder beschädigten Flugzeugen gehören modernisierte Maschinen, die nicht mehr produziert werden. Es wäre nicht sinnvoll, propellergetriebene Tu-95 wieder aufzubauen, meinte Bendett. Russland habe die Bomber der nächsten Generation, die sie ersetzen sollen, noch nicht erworben.
Eine weitere Frage ist, wie die Ukraine die Drohnen letztendlich steuerte. Die Raffinesse, mit der die Drohnen nacheinander gestartet wurden, deutet auf Fähigkeiten wie vorprogrammierte Flüge zu ihren Zielen hin, so die Analysten. Piloten könnten in der letzten Phase der Angriffe beteiligt gewesen sein, sagte Bendett. In einem Video verlangsamt sich eine Drohne und schwebt über den Flügeln eines Bombers, bevor sie einen verwundbaren Teil des Flügels zwischen Rumpf und Triebwerk anvisiert. Ein so präziser Angriff ist ein Markenzeichen von FPV-Drohnen, die relativ kleine Nutzlasten tragen, aber durch gezieltes Anvisieren von Schwachstellen der Fahrzeuge eine große Wirkung erzielen.
Angriff ohne Reaktion? Putins Propaganda schweigt – russische Medien bleiben stumm
Russische Beamte und staatliche Medien schwiegen unterdessen auffällig zu den Angriffen vom Sonntag. Laut dem russischen Nachrichtenportal Agentsvo widmeten die staatlichen Sender Channel One und Rossiya-1 diesem beispiellosen Angriff auf entfernte russische Luftwaffenstützpunkte jeweils 40 Sekunden Sendezeit. Am Montagmorgen war die Nachricht aus den Nachrichtensendungen verschwunden.
„Das Klügste, was Wladimir Putin jetzt tun könnte, wäre, nicht sofort zu reagieren“, schrieb Wladimir Pastuchow, ein in London ansässiger russischer Politikwissenschaftler. „Putins beste Antwort ist, seine Reaktion zu verzögern - was er gut kann.“ „Putin hat in der aktuellen Situation nicht viele spektakuläre ‚gute‘ Züge“, fuhr er fort. „Die Ukraine hat keine vergleichbaren Einrichtungen, die ohne höllische zivile Opfer und enormen Umweltschaden zerstört werden könnten ... was den ohnehin schon beunruhigten Trump traumatisieren würde.“
Der kremlnahe Militärblogger Michail Swinschuk, der den Telegram-Kanal Rybar betreibt, sagte, der Angriff würde erheblichen „moralischen und psychologischen Schaden“ verursachen. Die ukrainische Operation ziele nicht nur darauf ab, Lücken in der Verteidigung auszunutzen, sondern auch „kolossale Spannungen“ in der Gesellschaft zu erzeugen und die Sicherheitsdienste zu diskreditieren.
Wenn die Ukraine Luftwaffenstützpunkte angreifen könne, spekulierte er, könnte sie auch Autobahnen und Transportrouten angreifen und Panik auslösen.
„Natürlich ist dies aus Sicht der Untergrabung des militärischen Potenzials Russlands eine äußerst unangenehme Geschichte, besonders im Zusammenhang mit dem Verlust der Tu-95MS“, sagte Swinschuk und bezog sich dabei auf das Rückgrat der russischen Flotte von Atombombern. Russische Oppositionelle staunten unterdessen online über die „erstaunliche“ und „verrückte“ Operation der Ukraine.
Opposition und Analysten: „Schlag gegen nukleare Triade“ erschüttert Putins Stärke-Mythos
„Alle sagen, der einzige Weg, mit Putin zu verhandeln, sei aus einer Position der Stärke heraus. Nun, hier ist sie“, schrieb der russische Oppositionspolitiker und ehemalige politische Gefangene Ilja Jaschin in sozialen Medien. Jan Matwejew, ein Militäranalyst der von Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gegründeten Anti-Korruptions-Stiftung, beschrieb den Angriff als „einen direkten und hochsensiblen Schlag gegen die nukleare Triade“, der „seltene und teure Bomber“ zerstört habe.
„Am wichtigsten ist, dass er die Fähigkeit der russischen Luftwaffe, ukrainische Städte anzugreifen, verringert hat“, schrieb Matwejew auf Telegram.
Die Zerstörung oder Beschädigung einer A-50 ist ein bedeutender Erfolg für die Ukraine. Das mit einem Radar ausgestattete Flugzeug ist ein fliegendes Kommandozentrum, das russische Luftangriffe koordiniert und eingehende Bedrohungen erkennt. Moskau hat nur wenige davon in seinem Bestand. Ein solches Flugzeug wurde letztes Jahr mit einem ukrainischen Patriot-Luftabwehrsystem abgeschossen.
Zu den Autoren
Serhiy Morgunov ist ein Forscher und visueller Journalist im Ukraine-Büro der Washington Post. Er berichtet aus dem ganzen Land und dokumentiert den Krieg in der Ukraine.
Francesca Ebel ist die Russland-Korrespondentin der Washington Post. Bevor sie 2022 zur Post kam, war Ebel die Tunis-Korrespondentin der Associated Press.
Alex Horton ist Reporter für nationale Sicherheit bei der Washington Post mit Schwerpunkt auf dem US-Militär. Er diente als Infanterist der Armee im Irak. Senden Sie ihm vertrauliche Hinweise über Signal an alexhorton.85.
Ebel berichtete aus London und Horton aus Washington. Natalia Abbakumova in Riga, Lettland, trug zu diesem Bericht bei.
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Dieser Artikel war zuerst am 3. Juni 2025 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.