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Hochrisiko-Mission in Washington
Bei Merz-Trump-Treffen könnten zwei Schwächen des Kanzlers kritisch sein
Merz trifft Trump am Donnerstag in den USA. Ist der Kanzler dem US-Präsidenten gewachsen? Zwei Faktoren könnten beim USA-Besuch zum Verhängnis werden.
Washington, D. C./Berlin – Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steht vor der größten außenpolitischen Herausforderungen seiner bisherigen Kanzlerschaft: Am Donnerstag (6. Juni) trifft er im Weißen Haus auf US-Präsident Donald Trump. Das erste persönliche Treffen von Merz und Trump wird mit Spannung erwartet.
Trump gilt als schwieriger und unberechenbarer Gesprächspartner. Kürzliche Eklats im Oval Office zeugen davon, etwa mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und dem südafrikanischen Staatschef Ramaphosa. Kann Merz, der bisher kein Regierungsamt innehatte und über wenig Erfahrung auf dem politischen Parkett verfügt, bei seinem Besuch in den USA bestehen?
Kanzler Merz könnte bei Treffen mit Trump in den USA ein paar Vorteile haben
Die Zeit-Journalistin Mariam Lau, Autorin eines kürzlich erschienenen Buches über Merz, erwartet, dass der Kanzler gut vorbereitet in das Gespräch mit Trump gehen wird. Merz habe die Fähigkeit, in Gesprächen die Balance zu wahren und eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden, sagte Lau der Deutschen Presse-Agentur.
Besuche im Weißen Haus: Trumps legendäre Momente im Oval Office
Helfen könnte Merz beim Aufeinandertreffen mit Trump auch sein ausgezeichnetes Englisch, seine Erfahrungen als Geschäftsmann und seine Tätigkeit für den US-Investmentgiganten BlackRock. Hilfreich sein könnten auch zwei Vorlieben von Merz, die er mit Trump teil: das Golfspielen und die Begeisterung für Flugzeuge.
Kanzler Merz trifft Trump – Zwei Schwächen könnten ihm im Oval Office gefährlich werden
Trotzdem sieht Merz-Kennerin Mariam Lau einen Haken beim deutschen Kanzler: Merz könne es schwer ertragen, wenn ihm jemand unverschämt komme und werde dann leicht emotional. Dass Donald Trump beim Treffen mit Merz am Donnerstag einen rüden Ton anschlägt, ist jedoch nicht ausgeschlossen. „Ich bin sehr gespannt, wie wir alle, wie es dann läuft“, so Lau, die sich sicher ist, Merz werde „sich da nicht in den Staub werfen“.
Fraglich ist auch, ob Merz seine indiskreten Plaudereien über den US-Präsidenten beim Trump-Treffen zum Verhängnis werden: Beim WDR-Europaforum berichtete der Kanzler kürzlich freimütig von seinen Erfahrungen in den Telefonaten mit dem Mann im Weißen Haus und imitierte gar den eigenwilligen Gesprächsstil des Präsidenten gar: Jedes „zweite bis dritte Wort“ des US-Präsidenten sei „great“ gewesen, und es sei „sehr viel um Trump“ gegangen, berichtete Merz da auf dem Podium.
Dass sich Merz auf einer öffentlichen Bühne über den Stil des 78-Jährigen etwas mokierte, mag Trump womöglich übel nehmen. Auf Kritik an seiner Person folgen bei Trump in der Regel Racheaktionen.
Merz und Trump mit erstem Treffen: Tanz zweier Alpha-Tiere in Washington
Merz ist jedenfalls ähnlich wie Trump ein Alpha-Tier. Dem US-Präsidenten Honig ums Maul zu schmieren und im Weißen Haus ehrerbietig aufzutreten, wird ihm voraussichtlich schwerfallen. Der Verhandlungs-Experte und Psychologe Niels van Quaquebeke rät Merz dennoch in einem Bild-Interview, beim Besuch in Washington Trumps Ego zu schmeicheln und dessen Vokabular zu übernehmen – Stichwort: Deal.
Auch der einflussreiche republikanische US-Senator Lindsey Graham rät Merz dazu, Trump zu schmeicheln. Merz solle Trump zuallererst danken, zum Beispiel dafür, dass er die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben hat, sagte Graham in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Strategie für Merz bei Treffen mit Trump: Ihm danken und ihm recht geben
Merz solle Trump im Weißen Haus außerdem in wichtigen außenpolitischen Fragen erst einmal recht geben, so Lindsey Graham weiter. „Er sollte sagen: Wir haben Ihnen zugehört und wir finden, dass Sie recht haben mit den fünf Prozent für Verteidigung.“
Auch die Gemeinsamkeiten bei den Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges solle der deutsche Kanzler betonen. Und: Merz muss Trump bei den Ukraine-Verhandlungen etwas arbeiten, so Graham. „Merz sollte dem Präsidenten sagen, dass Deutschland bereit ist zu zahlen; dass Europa bereit ist, einige Schmerzen zu erdulden.“
Tipps für Merz für Treffen in Washington: Er soll Trump als Schulhofschläger sehen
Verhandlungsexperte van Quaquebeke rät Merz zu einer ungewöhnlichen Strategie: Er solle Trump gedanklich wie einen Schulhofschläger betrachten, für den er den richtigen Umgang finden müsse. Heißt: Nicht provozieren, aber auch nicht klein beigeben. Notfalls müsse Merz sich beim Treffen im Oval Office eine blutige Nase holen. Dann sei es tröstlich zu wissen, dass der US-Präsident auch oft wieder zurückrudere in seinen harten Reaktionen.
Sollte es also wüst zugehen beim Pressetermin mit Trump in Washington, rät der Experte Merz: „Haltung bewahren, ruhig bleiben!“ Genauso wichtig, wie einen Draht zu Trump selbst zu finden, sei es außerdem für Merz, bei seinem Besuch in Washington an die einflussreichen Hintermänner Trumps, die sogenannten Spin-Doktoren, heranzukommen.
Bei Merz-Treffen mit Trump könnten auch JD Vance und Rubio dabei sein
Ukraine-Krieg: Merz wird voraussichtlich versuchen, Trump von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu erhöhen, wie aus Regierungskreisen verlautet.
US-Zollstreit mit der EU: Als Vertreter der größten europäischen Volkswirtschaft kann Merz hier wichtige Impulse setzen. Ein Vorteil ist: Die für den 1. Juni angedrohten Zölle von 50 Prozent haben nun eine Frist bis zum 9. Juli, also bis drei Tage nach dem Merz-Trump-Treffen, was Merz Raum für Verhandlungen lässt.
Nato-Verteidigungsausgaben: Trump hat in der Vergangenheit fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert. Merz schließt sich einem Vorschlag von Nato-Generalsekretär Mark Rutte an: 3,5 Prozent des BIP für das Militär und 1,5 Prozent für Infrastruktur wie Straßen oder Häfen ausgegeben werden, die für die Verteidigung relevant sein können.
Heikel für Merz: Bei der Zusammenkunft im Oval Office könnten auch Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Marco Rubio dabei sein. Sie haben Europa fehlendes Demokratieverständnis vorgeworfen und immer wieder Partei für die AfD ergriffen – etwas, gegen das sich Merz bereits öffentlich vehement gewehrt hat. (smu)