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„Tag der Befreiung“

Massive Zölle: Trump bringt ganz Asien in Schwierigkeiten – und gegen sich auf

Mit seinen Zöllen nimmt Donald Trump besonders Asien ins Visier. Dort regt sich Widerstand. Ein Experte meint: Im Falle Chinas hat Trump allerdings recht.

Von Laos über China bis Südkorea: Mit seinen am Mittwoch verkündeten Zöllen hat Donald Trump es besonders auf asiatische Staaten abgesehen. Am härtesten trifft es China, den größten Rivalen der USA. Trumps Asien-Zölle in der Übersicht:

China: Hohe Zölle verärgern Peking, das Land ist aber gut vorbereitet

Mit China hatte Trump bereits in seiner ersten Amtszeit einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen, sein Nachfolger Joe Biden legte später nach und belegte unter anderem E-Auto-Importe mit 100-prozentigen Strafzöllen. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erließ Trump zunächst Zölle von zehn, dann 20 Prozent. Jetzt kommen 34 Prozentpunkte obendrauf, macht zusammen 54 Prozent. Auch eine Ausnahmeregelung für Importe mit geringem Warenwert fällt weg. Begründet wird das mit der Rolle Chinas in der Fentanyl-Epidemie: Das Senden von kleinen Warensendungen mit Stoffen zur Herstellung der tödlichen Droge sollen so erschwert werden.

Im vergangenen Jahr war die Volksrepublik zwar nur der drittgrößte Handelspartner der USA. Das Handelsdefizit aber war mit gut 295 Milliarden US-Dollar so hoch wie bei keinem anderen Handelspartner. Zudem wirft Trump China vor, seine Währung künstlich abzuwerten und US-Unternehmen mit Handelshemmnissen zu benachteiligen. „China ist zwar 2001 der Welthandelsorganisation beigetreten, hat aber alles getan, um die Regeln, die dort gelten, zu unterminieren“, sagte der Geopolitik-Experte Alexander Görlach von der New York University der Frankfurter Rundschau. „Von daher sind die Strafzölle richtig.“

Donald Trump und Xi Jinping 2017 in Peking.

In Peking sprach das Handelsministerium am Donnerstag von einer „typisch einseitigen Art der Schikane“ und kündigte entschlossene Gegenmaßnahmen an. China hatte sich in den vergangenen Jahren bereits auf einen verschärften Handelskonflikt mit den USA vorbereitet. So wurden neue Absatzmärkte erschlossen. Auch stellt die Volksrepublik viele Produkte, die früher aus den USA importiert wurden, mittlerweile selber her.

Taiwan: Trump wettert über „Chip-Diebstahl“ – und erlässt 32-Prozent-Zölle

Auch auf Taiwan hat es Trump besonders abgesehen. Am Mittwoch behauptete er einmal mehr, taiwanische Unternehmen hätten den USA ihre Chip-Industrie gestohlen. Dabei hatte Trump erst vor wenigen Wochen den Chef des weltgrößten Chip-Fertigers TSMC dazu gebracht, 100 Milliarden US-Dollar in weitere Halbleiter-Werke in den USA zu investieren. Trotzdem belegte die Trump-Administration den von China bedrängten Staat mit 32-Prozent-Zöllen. Die Regierung in Taipeh sprach von einem „höchst unangemessenen“ Schritt und kündigte an, mit den USA über die Zölle verhandeln zu wollen. Besonders heikel: Im Konflikt mit China ist Taipeh auf die Unterstützung der USA angewiesen, Washington ist der größte Waffenlieferant Taiwans.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

Japan: Auch Trumps Freunde bekommen seine Zoll-Wut zu spüren

In Trumps Rede zum „Liberation Day“ war überraschend oft von „Freundschaft“ die Rede. Auch die Japaner bezeichnete Trump als „großartiges Volk“, ausführlich schwärmte er vom 2022 erschossenen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, mit dem ihn eine enge Männerfreundschaft verband. Und dennoch: Auf japanische Importe werden künftig 24 Prozent Strafzölle fällig. Vor allem auf japanische Autos zielt Trump ab, sie werden – wie alle Automobilimporte in die USA– künftig ohnehin mit 25-prozentigen Zöllen belegt. Von „sehr negativen Auswirkungen“ sprach am Donnerstag Japans Premierminister Shigeru Ishiba. Konkrete Gegenmaßnahmen kündigte Tokio indes noch nicht an.

Südkorea: Der enge US-Verbündete erhält Zölle in Höhe von 25 Prozent

Wie Japan ist auch Südkorea ein enger Verbündeter der USA. Vor Trumps Zoll-Wut schützt das nicht, die US-Regierung belegte das Land mit Grenzsteuern in Höhe von 25 Prozent. „Angesichts der ernsten Lage, in der sich ein globaler Zollkrieg abzeichnet, muss die Regierung alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um diese Handelskrise zu überwinden“, sagte in Seoul Interimspräsident Han Duck-soo. Der Wirtschaftswissenschaftler Park Jung-soo von der Sogang University sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, die neuen Zölle seien weniger hoch als befürchtet. Weil Südkorea sehr wettbewerbsfähig sei, ließen sich die Auswirkungen relativ gut managen.

Restliches Asien: Vor allem ärmere Staaten von Trump-Zöllen schwer getroffen

Insgesamt hat Donald Trump 13 asiatische Staaten mit Zöllen belegt, die oberhalb der allgemeinen Zehn-Prozent-Pauschale liegen. Dazu zählen etwa Indien (26 Prozent), Thailand (36 Prozent) und Vietnam (46 Prozent). Besonders hart trifft es die ärmsten Staaten des Kontinents, die besonders auf den Handel mit den USA angewiesen sind. Importe aus dem Bürgerkriegsland Myanmar, das noch dazu vor wenigen Tagen erst von einem verheerenden Erdbeben erschüttert wurde, werden an der Grenze mit 44 Prozent besteuert, auf Importe aus Kambodscha und Laos werden 49 beziehungsweise 48 Prozent fällig.

Rubriklistenbild: © Nicolas Asfouri/AFP

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