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Görlachs Weltgeschehen

Trumps Zölle könnten nach hinten losgehen: US-Präsident „hat etwas übersehen“

Donald Trump beginnt einen Handelskrieg und überzieht die Welt mit beispiellosen Zöllen. Ein Experte sagt: Der US-Präsident hat sich verkalkuliert.

Ob Ukraine-Krieg, der bedrohliche Aufstieg Chinas oder die Rückkehr von Donald Trump: Unsere Welt ist im Umbruch. Autoritäre Regime haben Aufwind, westliche Demokratien geraten in der Defensive. Für IPPEN.MEDIA blickt Alexander Görlach in der Videokolumne „Görlachs Weltgeschehen“ regelmäßig auf die Brennpunkte dieser Welt. Görlach ist Geopolitik-Experte und unterrichtet an der New York University.

Herr Görlach, wie bewerten Sie Donald Trumps Ankündigungen zum „Liberation Day“?
Donald Trump nannte es einen „Tag der Befreiung“. Nun sollen alle Länder, die in die USA importieren, grundsätzlich erst einmal zehn Prozent mehr Zölle zahlen. Und darauf kommt dann nochmal mehr, entsprechend des Handelsdefizits, das diese Länder mit den USA haben. Das ist ein Schritt, der seinesgleichen in den vergangenen 100 Jahren sucht. Donald Trump begründet es damit, dass die anderen Länder die USA in den vergangenen Jahrzehnten schamlos ausgenutzt hätten.
In Wahrheit liegen die USA mit ihren durchschnittlichen Tarifen von 2,2 Prozent ein bisschen über Japan mit 1,9 und 2,7 Prozent durchschnittlicher Tarife, also Zölle in der Europäischen Union. Das heißt also, innerhalb der reichen Länder haben die USA überhaupt keinen Ausreißer nach oben oder nach unten, sondern befinden sich eigentlich in der Mitte, was ihnen eigentlich genug Spiel geben müsste. Und man muss sich jetzt nicht hinstellen und sagen, man wäre jahrzehntelang ausgebeutet worden, wenn man doch zum einen die Regeln des internationalen Handelssystems kreiert hat und zum anderen das reichste Land der Welt ist.

US-Zölle: „Diesen Prozess möchte Donald Trump jetzt zurück abwickeln“

Welche Ziele verfolgt Trump?
Der Präsident sagt auch, dass die globalisierte Weltordnung der letzten 30, 35 Jahre dazu geführt hat, dass eben viele Produktionsstätten in den USA geschlossen wurden. Das ist auch richtig für Europa. Diese Arbeitsplätze sind nach Südostasien und andere Orte, auch nach China vor allem, abgewandert, weil dort dann die Produktion günstiger wurde. Das hat man damals so gemacht, weil man dann dachte, dann kann man ja wieder günstiger importieren. Und so haben die Leute eben günstigere Produkte, die sie einkaufen können. Diesen Prozess möchte Donald Trump jetzt zurück abwickeln. Er möchte die Unternehmen zwingen, zurück in die USA zu kommen, denn wenn sie in den USA produzieren, dann haben sie letztendlich auch keine Importgebühren zu bezahlen. Das ist so seine Vorstellung.
Dazu kommt, dass die USA die Konsequenzen dieses Welthandels, dieser Verschiebung nicht aufhalten konnten. Im Land selber gibt es große Ungleichheit, ökonomische Ungleichheit. Das hat auch was mit den Herkünften, den Ethnien zu tun, zwischen Weißen, Amerikanern, Schwarzen und Latinos. Das Schulsystem ist nicht frei, das heißt die Menschen können sich nicht einfach weiter- und fortbilden. Also diese Dinge haben dazu geführt, dass eben in den USA in der Tat viele Menschen arbeitslos wurden und ohne Perspektive nach dem Weggang ihrer Unternehmen nach Fernost eben geblieben sind.

Zur Person

Professor Alexander Görlach unterrichtet Demokratie-Theorie und -Praxis an der New York University. Der Geopolitik-Experte hatte verschiedene Positionen an der Universitäten Harvard und Cambridge inne. Unter anderem erschien von ihm „Alarmstufe Rot: Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Westpazifik in einen globalen Krieg führt“ (2022).

Trump-Zölle: „Bedeutung der USA im globalen System hat nachgelassen“

Was bedeuten Trumps Zölle für die Globalisierung?
Nun werden sich viele fragen, ist der Welthandel, wie wir ihn kennen, nun tot? Donald Trump mag vielleicht übersehen haben, dass die Bedeutung der USA im globalen System etwas nachgelassen hat. Am Ende des Jahrhunderts waren sie noch für 20 Prozent des Welthandels verantwortlich. Mittlerweile sind es nur noch 15. In der Zwischenzeit sind andere Freihandelsabkommen, zum Beispiel zwischen Japan, Mexiko und Chile, das Transpazifische Abkommen, gewachsen. Das sind 22 Prozent des Welthandels. Dazu kommen noch zwölf Prozent der Europäischen Union. Und man sieht, wenn diese zusammenarbeiten, sind sie mit 36 Prozent, liegen sie schon über dem, was die USA für den Welthandel beitragen. Das heißt, wenn diese Akteure, die noch an den Welthandel glauben, weiter daran arbeiten, hat er eine Chance, dass dieser regelbasierte Handel zwischen den Nationen weitergeht. Auch ohne, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ihn beschützen und als Schirmherr vorangehen.
Trump hat vor allem China ins Visier genommen. Zurecht?
Besonders wird es die Volksrepublik China treffen, und da werden sich die Experten einig sein, dass das nicht zu Unrecht geschieht. Donald Trump hat darauf hingewiesen, dass durch Währungsmanipulation oder durch erschwerten Zugang zum Markt etwa die Handelsbilanz oder der Handel überhaupt und generell behindert wird. Und da haben ja auch die Europäer, haben die Deutschen sich schon oft an China gewandt und sich beschwert. China ist zwar 2001 der Welthandelsorganisation beigetreten, hat aber alles getan, um die Regeln dort, die dort gelten, zu unterminieren. Und von daher ist das, was Donald Trump im Hinblick auf die Volksrepublik jetzt gesagt hat, die erhöhten Tarife, die Strafzölle, in der Tat richtig und wird wahrscheinlich auch von vielen anderen Ländern und Experten so geteilt werden.

Rubriklistenbild: © AFP

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