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Das denken Bund Naturschutz und Bürgermeister

Wie gut ist Waldkraiburg auf Hitzewellen und Starkregen vorbereitet?

Versiegelte Parkplätze ohne Schatten heizen sich im Sommer auf. Dabei geht es auch anders: So wie an der Franz-Liszt-Straße.
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Braucht Waldkraiburg mehr Grün in der Stadt? Versiegelte Parkplätze ohne Schatten heizen sich im Sommer auf. An der Franz-Liszt-Straße herrschen zu gleichen Zeit erträgliche Temperaturen.

Der Bund Naturschutz zeigt gute und schlechte Beispiele in der Stadt. So beurteilt der Bürgermeister die Lage. 

Waldkraiburg – Ein Sommernachmittag in Waldkraiburg. Ich treffe mich mit Diplom-Meteorologen Rolf Trenkle und Bettina Rolle, der ersten Vorsitzenden des Bund Naturschutz Waldkraiburg, bei der Kletterhalle zu einem kleinen Rundgang durch die Stadt. Es sind um die 30 Grad Celsius. In der Sonne ist es unerträglich; ein paar Meter weiter ist es unter den Bäumen wesentlich angenehmer, lässt sich miteinander reden und gemütlich gehen. 

Trenkle befasst sich seit den 1980er Jahren mit dem Thema „Stadtklima“. Er kennt viele gute Beispiele in Waldkraiburg: die Bäume um den Spielplatz Mega-Kiss, die Bäume entlang der Franz-Liszt-Straße und des dortigen Radweges. „Hier ist ein großer Anteil an begrünten Flächen. Das ist eine ideale Umgebung. Grünflächen haben durch die Verdunstung eine kühlende Wirkung“, erklärt Trenkle. „Eigentlich bräuchten wir jede Menge Bäume.“

Bäume und Grünflächen für eine Schwammstadt

Bäume und Grünflächen würden nicht nur kühlen. Das Erdreich könne auch Regenwasser aufnehmen, speichern und erst mit der Zeit abgeben. Die Fachleute nennen das Schwammstadt.  

Trenkle zeigt aber auch Negativ-Beispiele: Tiefgaragendächer von Neubauen, die gepflastert oder mit Kies belegt sind, obwohl sie begrünt werden könnten. Neubauten, vor denen nur wenige und kleine Bäume stehen; Vorgärten, die zugepflastert sind. Riesige Parkplätze, die fast leer sind, auf denen es fast keinen Schatten gibt. 

„Man müsste aufrüsten“

Sein Urteil: „Man müsste aufrüsten. Wenn man schon eine Bebauungsverdichtung macht, dann müsste man auch eine Begrünungsverdichtung machen, sonst wird man der Sache nicht Herr.“ Er meint Hitzewellen und Starkregenereignisse. Gerade alte Menschen würden unter dem Aufheizen leiden. 

Bei Waldkraiburgs Altbauten ist es noch zu sehen: Wiese und Bäume vor den Häusern.

Der Appell geht nicht nur an die Stadt, sondern auch an die Hausbesitzer. Die könnten mit Rasengittersteinen, begrünten Dächern und Fassaden ihren Beitrag leisten. „Jeder Quadratmeter, den man nicht versiegelt, ist wichtig“, so Trenkle.  Gerade eine begrünte Fassade sei hilfreich, im Sommer werde es nicht so heiß und im Winter nicht so kalt. „Die Fassade wird dadurch auch nicht zerstört“, versichert Bettina Rolle.

Bund Naturschutz ist bereit mitzuhelfen

Sie könne sich vorstellen, dass der Bund Naturschutz bei Pflanzaktionen für Bäume oder Hecken mithilft: „Wir wollen nicht nur meckern. Wir wollen uns beteiligen.“

Eine Baumpflanzaktion habe es schon gegeben, erklären Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) und Carsten Schwunck, Leiter der Stadtentwicklung. Die Resonanz: Gering. Auch eine Aktion, um die Fassaden zu begrünen, habe es schon gegeben. Schwunck: „Davon ist nichts übrig geblieben. Keine einzige Fassadenbegrünung ist nachhaltig gepflegt worden. Das ist sehr, sehr schade.“ 

„Wir haben Flächen, die uns heilig sind“

„Wir haben unserer Parks, den grünen Ring. Wir haben Flächen, die uns heilig sind, die wir nie angreifen wollen und werden“, bekräftigt Bürgermeister Pötzsch. Auf der anderen Seite müsse sich die Stadt für Gewerbe, Industrie und Wohnen auch entwickeln können. „Wenn wir uns mit anderen Städten vergleichen, ist bei uns nach wie vor wahnsinnig viel Grün und deutlich mehr als woanders.“

Der Stadtplatz ist auch im Hochsommer ein schattiges Plätzchen, das eine kleine Auszeit vom Alltag bietet.

„Wir tun auch einiges“, ergänzt Schwunck. Der Stadtplatz sei seit Jahren eine unbefestigte Fläche. Im Zuge des Neubaus des Rathauses hätte auch der Sartrouville-Platz umgestaltet werden sollen: „In Richtung Schwamm.“

Schwammstadt ist ein langfristiges Thema und teuer

Die Ansätze in Richtung Schwammstadt würden, so Schwunck, verfolgt: „Das ist aber ein langfristiges Thema und in der Innenstadt kostenintensiv.“ Bis vor zehn Jahren gab es für Regenwasser und Brauchwasser ein Mischsystem. Das könne nicht einfach umgebaut werden; in Waldkraiburg West werde aber bereits ein Trennsystem verfolgt.

„Dort, wo es geht, steht das Ausweiten von Grünflächen im Fokus“, fasst Bürgermeister Pötzsch zusammen. Es stelle sich immer die Frage: „Was macht Sinn, was ist möglich, was ist nicht möglich?“

Private müssen Einsicht zeigen

Bei den Privaten sei der Handlungsspielraum begrenzt. Wo es Bestandsschutz gebe, könne die Stadt nicht mehr verlangen, so Schwunck. Die Zahl der Parkplätze ist abhängig von der Verkaufsfläche und wurde von Discountern früher freiwillig überboten. Hier sei aber, so Schwunck, ein Umdenken zu erkennen. 

Und dort, wo die Stadt mehr Vorgaben machen könnte, müsste sie diese auch konsequent kontrollieren. Das ist aufwändig, wohl nicht zu leisten. Daher setzte die Stadt, so Schwunck, lieber auf die Einsicht: „Es muss sich jeder auch selbst an die Nase packen.“ 

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