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SPD will Notbetrieb

Waldbad: Bleiben die Becken leer? – So entschied jetzt der Hauptausschuss in Waldkraiburg

Das leere Sportbecken im Waldbad Waldkraiburg.
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Das leere Sportbecken im Waldbad Waldkraiburg.

Lieber ein Notbetrieb im Waldkraiburger Waldbad statt weiter am Abriss-Beschluss festzuhalten – das wollte die SPD-Stadtratsfraktion mit einem Antrag erreichen. Der Haupt- und Finanzausschuss hat jetzt darüber diskutiert – und eine klare Meinung dazu.

Waldkraiburg – „Es nutzt nichts weiter zu hoffen, bestimmte Dinge muss man akzeptieren.“ Es ist einer der Sätze, die an diesem Abend im Haupt- und Finanzausschuss weder die Gremiumsmitglieder noch die Zuhörer gerne hören. Bestimmte Dinge, das sind die veraltete Technik im Waldbad und nicht zuletzt auch die Finanzen der Stadt. Denn von der Euphorie nach dem Realisierungswettbewerb und der Aussicht auf ein neues Waldbad ist knapp zwei Jahre später nicht mehr viel geblieben. Stattdessen ernüchternde Zahlen und neue Diskussionen zum Waldbad.

Die SPD-Fraktion hatte einen Antrag eingereicht, laut dem ein „Notbetrieb“ geprüft und das Bad 2024 wieder in Betrieb genommen werden soll. Außerdem soll der Beschluss zum Abriss des Waldbads aufgehoben werden. „Wir wollen die Möglichkeit für 2024 und das Schwimmbad aufrechterhalten“, sagte SPD-Fraktionssprecher Richard Fischer. Es sei der Wunsch vieler Bürger. Unabhängig ob Neubau oder Sanierung: „Die Frage ist, wann ist es für die Stadt zu leisten. Das wird vermutlich in den nächsten fünf bis sechs Jahren nicht zu leisten sein.“ Deshalb solle man darauf zurückgreifen, was man habe, erläuterte Fischer die Hintergründe des Antrags.

Nichts Großes in den nächsten drei Jahren

Die Stadt hat zwar die Pläne für einen Neubau, aber aktuell nicht die finanziellen Mittel für das Projekt. 31 Millionen Euro netto sollte der Neubau kosten. „Bei dieser Zahl ist uns allen die Kinnlade runter“, sagte Bürgermeister Robert Pötzsch. Für eine abgespeckte Version sollten die Kosten auf rund 20 Millionen Euro gedeckelt werden. Um wenigstens Sport- und Sprungbecken für einen Betrieb zu ertüchtigen, wären Investitionen von rund 250.000 Euro nötig (siehe Infokasten: Chronologie des Waldbads). Man hatte Planer und Gutachter im Boot, habe „intensiv diskutiert“ zum Waldbad. „Wir sollten jetzt daran festhalten. In den nächsten drei Jahren werden wir nichts Großes umsetzen“, sagte Pötzsch. Damit bezog er sich auf einen Beschluss zu Beginn der Sitzung, dass die Stadt bis 2026 die Sanierung der Liszt-Mittelschule, das Waldbad und den Rathaus-Neubau nicht in das Investitionsprogramm aufnehmen wird. Pötzsch sah keinen Anlass, den Antrag zu behandeln.

Die SPD blieb bei ihrem Antrag, fand dafür aber kaum Unterstützer. „Wie wollen wir das Waldbad neu gestalten? Wie viel können wir uns künftig noch leisten? Diese Fragen müssen wir uns stellen“, sagte Christoph Arz (Grüne). Ein Abriss werde bis 2026 nicht passieren, weshalb dann der Antrag. „Ich hätte auch gerne ein Bad, aber 300.000 Euro für eine Saison plus Betriebskosten“, für Arz ist die Unsicherheit zu groß.

„Sanierung/Neubau sind in weite Ferne gerückt“, sagte Tatjana Zapp (AfD). Angesicht der „prekären monetären Situation der Stadt“ werde ein Neubau nicht so schnell zu realisieren sein. Sie unterstützte den Antrag auf einen Notbetrieb des Waldbads. Dafür braucht es 250.000 bis 300.000 Euro. „Wer soll das bezahlen? Woher soll das Geld kommen? Das müssten die Stadtwerke übernehmen und Geschäftsführer Herbert Lechner wird dann nicht mehr lachen“, sagte Anton Sterr (CSU) mit Blick auf den Geschäftsführer, der in der Sitzung anwesend war. Die Stadtwerke würden in den nächsten Jahren jeden Euro brauchen für den Ausbau der Geothermie.

Dinge zügig umsetzen

„Wer die Realität nicht wahrhaben will, wird von ihr eingeholt werden“, bedauerte es Frieder Vielsack (UWG). Man hätte eine gute Chance gehabt, aber viel Zeit vertan und das Notwendige nicht gemacht. „Jetzt zu glauben, dass es zu retten war, ist realitätsfern.“ Für ihn ist es wichtig, dass in den nächsten drei Jahren das Thema nicht weiter „beharkt“ wird. Ziel soll es sein, jetzt Dinge zügig umzusetzen, Realpolitik zu betreiben.

Miteinander und nicht immer wieder neu diskutieren, diesen Weg wünscht sich auch Michael Steindl (UWG). „Das Bad will jeder und wir sollten endlich an einem Strang ziehen.“ Wenn die Stadt wieder in der finanziellen Lage sei, dann soll das Projekt umgesetzt werden und nicht die nächste Diskussion folgen. „Ansonsten planen und streiten wir uns hier noch zu Tode. Der Beschluss soll so stehen bleiben.“

Mit den drei Gegenstimmen der SPD und AfD lehnte der Haupt- und Finanzausschuss den Antrag der SPD-Fraktion ab. Damit bleibt es beim Beschluss, dass das Waldbad abgerissen werden soll. Der bleibt aber ausgesetzt, da der Neubau aktuell nicht weiter verfolgt werden kann.

Chronologie des Waldbads

2016 wurde erstmals der Sanierungsbedarf des Waldbads bekannt, 2017 mussten erstmals Becken gesperrt werden. Die Pläne für einen Neubau gemeinsam mit der Gemeinde Aschau, Bürgerbegehren in beiden Kommunen und eine Arbeitsgruppe mit Interessensvertretern folgten, wie Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) zusammenfasste.

Auch die Möglichkeit einer Sanierung des Waldbads habe man Ende vergangenen Jahres geprüft. Ergebnis: „Eine Sanierung ist nicht wirtschaftlicher durchzuführen.“ Haupt- und Technikgebäude sowie Nichtschwimmer- und Planschbecken müssten ohnehin neu gebaut werden, weil sie den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Ob Sprung- und Sportbecken zu sanieren seien, diese Frage konnte man wegen fehlender genauerer Untersuchungen nicht beantworten.

Zuvor hatte man mit dem Gesundheitsamt vor Ort geprüft, ob das Waldbad 2023 nicht doch geöffnet werden könne. Das Nichtschwimmerbecken schloss das Gesundheitsamt aus, Sprung- und Sportbecken könnten übergangsweise nur mit einer Filtersanierung geöffnet werden. Kostenpunkt: 250.000 bis 300.000 Euro. Aber ohne Gewähr, dass die Wasserwerte eingehalten werden können. Ein dauerhafter Betrieb des Sport- und Sprungbeckens durch die Filtersanierung wäre nicht möglich gewesen.

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