Schnelle Hilfe in Waldkraiburg?
Menschenleben in Gefahr: So behindern Autofahrer die Feuerwehr - und das sind die Folgen
Die Waldkraiburger Feuerwehr erlebt es immer wieder, dass Falschparker Einsätze behindern. Die Folgen können gravierend sein.
Waldkraiburg – Wenn‘s brennt, muss es schnell gehen. Jede Sekunde zählt, wenn Menschenleben in Gefahr sind. Doch so schnell die Aktiven der Feuerwehr auch zum Einsatz rasen, kommen sie trotzdem später an. Ausgebremst, weil Autofahrer nicht auf Zufahrten oder Durchfahrtsbreiten achten.
Es ist noch gar nicht so lange her, da meldete ein Hausmeister Rauch aus einer Wohnung in der Rosenstraße. Wie sich herausstellte, lag eine Seniorin bewusstlos in ihrer Wohnung, die Milch war angebrannt. Ein zweiter Hausmeister stürmte in der Zwischenzeit in die Wohnung, viel sehen konnte er wegen des dichten Rauchs nicht. In der Küche stolperte er über die Frau, zieht sie aus der Wohnung und bringt sie in die stabile Seitenlage.
Fünf Minuten länger wegen eines Falschparkers
„Recht viel später hätte es nicht sein dürfen, das hat mir danach die Feuerwehr gesagt“, erzählte Andreas Kapsegger nach seiner Tat. Alles ging sehr schnell an diesem Spätnachmittag, die Feuerwehr war jedenfalls noch nicht da, als er die Frau aus der Wohnung rettete. Ein paar Minuten früher hätte sie es aber an die Rosenstraße geschafft, hätte es da kein Hindernis gegeben.
„An der Baustelle wären wir gut vorbeigekommen, aber die Zufahrt wurde durch parkende Autos erschwert. Da darf man sich nicht wundern, wenn es mal länger dauert, bis wir am Einsatzort sind“, sagte Feuerwehr-Kommandant Andreas Englmeier nach dem Einsatz. Vier bis fünf Minuten habe es länger gedauert. Noch länger hätte es gedauert, wenn der Autobesitzer vom Einsatz nichts mitbekommen hätte.
Ausgebremst von einem Auto, das in der Feuerwehr-Zufahrt parkte. „Für uns ist das mittlerweile Alltag“, sagt Feuerwehr-Kommandant Andreas Englmeier auf Nachfrage. Gerade in den Wohngebieten mit hoher Wohnbebauung gebe es bei Einsätzen öfter kein Durchkommen. „Teilweise gar nicht, teilweise erschwert“, erklärt Englmeier.
Nicht durchschlängeln mit einem Lastwagen
Gerade nachts seien die Straßen besonders voll, Feuerwehr-Zufahrten blockiert oder Straßendurchfahrten für Feuerwehr-Fahrzeuge eigentlich zu eng. „Egal in welchem Wohngebiet man kontrollieren würde, es würde sich immer etwas finden“, sagt Englmeier. Wer sein Auto auf der Straße abstellt, sollte daher darauf achten, wo und wie er parkt. „Mit einem Auto kann man sich zwischen versetzt parkenden Autos durchschlängeln, mit einem Lastwagen funktioniert das nicht.“
Bleiben dann noch weniger als drei Meter Fahrbahnbreite, geht es erst recht nur noch langsam voran. Langsam, wenn es ausgerechnet darum geht, möglichst schnell irgendwo zu sein. Um Leben zu retten. „Ein Erstickungstod durch Rauch kann innerhalb von Minuten passieren“, verdeutlicht Englmeier.
Wer in einer Feuerwehr-Zufahrt parkt, wird zur Kasse gebeten. 55 Euro kostet es, wenn man erwischt wird, erklärt Erich Gottwald, Polizeioberkommissar und Verkehrsbeamter der Polizeiinspektion Waldkraiburg. Solche Falschparker schlagen weniger oft bei der Polizei auf. Häufiger hingegen, wenn in Straßen zu eng geparkt werde. „Das sind oft Einzelfallentscheidungen. Abgeschleppt wird dann, wenn es akut ist, wenn es gar kein Durchkommen mehr gibt“, erklärt Gottwald.
Falschparker werden kontrolliert
Die Königsberger Straße sei beispielsweise bekannt dafür, aber es würden weniger Falschparker werden. Denn ein Auge auf die parkenden Fahrzeuge hat auch die Kommunale Verkehrsüberwachung. „Diese kontrolliert den ruhenden Verkehr im gesamten Stadtgebiet etwa 80 Stunden im Monat. Dabei sollen möglichst alle Straßen kontrolliert werden, wobei die Innenstadt mit einer erhöhten Priorisierung kontrolliert wird“, heißt es auf Nachfrage bei der Stadt Waldkraiburg.
Besonders häufig würden Probleme mit parkenden Fahrzeugen auf Zufahrtswegen für die Feuerwehr im Anton-Günther-Weg, der Troppauer Straße, Franz-Schubert-Straße oder in der Lindenthalstraße auftreten. Aber auch aus anderen Straßenzügen ist das Problem bekannt.
So ärgerlich die Situation für die Feuerwehr im Einsatz ist, Kommandant Andreas Englmeier hat auch Verständnis für die Anwohner: „Der Frust ist groß, wo sollen sie parken? Heute gibt es in fast jeder Familie mehr als ein Auto, Parkplätze sind in manchen Gebieten knapp.“
Bislang habe man noch alle Situationen rechtzeitig lösen können, aber was, wenn man einmal doch zu spät kommt? Daher sein Appell an die Autofahrer: „Bitte haltet zumindest die Feuerwehr-Zufahrten frei und nehmt längere Wege zu Fuß in Kauf, wenn es keinen Parkplatz direkt vor der Haustür gibt.“
