Erste Personalentscheidung in Waldkraiburg
„Ich werde definitiv antreten“: Wer nach dem AfD-Erfolg 2026 als Bürgermeister kandidiert
Waldkraiburg ist mit 26.000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis, nach Rosenheim die zweitgrößte in Südostoberbayern und sie ist eine AfD-Hochburg. Kommt jetzt der Angriff auf den Bürgermeister-Sessel?
Waldkraiburg – Die AfD ist der CSU in Waldkraiburg auf den Fersen. Am Sonntag (23. Februar) holte die in Teilen rechtsextreme Partei im gesamten Stadtgebiet 32,1 Prozent der Zweitstimmen; die CSU landete bei 34,3 Prozent. In zehn von elf Stimmbezirken war die AfD Sieger bei den Zweitstimmen. An den Wahlurnen holte sie 41,2 Prozent, die CSU 28,4 Prozent; bei den Briefwählern landete die CSU mit 40,9 Prozent vor der AfD (21,9 Prozent). Ein Vorzeichen für die Kommunalwahl am 8. März 2026?
CSU-Ortsvorsitzende Susanne König findet das Wahlergebnis erschreckend, es „war aber leider zu befürchten.“ Für die kommunale Ebene bedeute das, „dass wir als CSU weiterhin eine schnellstmögliche Schließung der Ankerdependance fordern werden“, sagt sie.
AfD möchte auf Erfolg aufbauen
„Waldkraiburg hat wieder bewiesen, zu was wir fähig sind, das macht mich unheimlich stolz“, sagt die Ortsvorsitzende der AfD, Tatjana Zapp, am Montagvormittag (24. Februar). Auch wenn es viele nicht hören wollten, sei die Partei auf dem richtigen Weg. „An uns kommt man nicht mehr vorbei.“
Bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr wolle man auf diesem Erfolg aufbauen, sagt Zapp, die auch die AfD-Fraktion im Stadtrat anführt. Sie sei überzeugt, dass dann sogar noch mehr drin sei. „Wir werden jetzt überlegen, ob wir einen Bürgermeisterkandidaten aufstellen – wenn sich denn ein geeigneter findet.“ Ob sie kandidieren wird, möchte sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Auch im Stadtrat wolle man ab dem nächsten Jahr insgesamt stärker vertreten sein.
AfD-Kandidat für Bürgermeisteramt „höchstwahrscheinlich“
Der Kreisvorsitzende der AfD, Oilver Multusch, nennt einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten „höchstwahrscheinlich“. Es gelte nur einen geeigneten Kandidaten zu finden. Dabei habe der Ortsverein das erste Zugriffsrecht, ansonsten könne der Bewerber auch von außerhalb kommen: „Wir haben einige, die auch überregional bekannt sind.“
Das Wahlergebnis vom Sonntag sei ein „Statement“, urteilt Multusch. Dafür gebe es viele Gründe: Die AfD sei in Waldkraiburg „traditionell“ stark. Auch die Erstaufnahmeeinrichtung habe früher eine Rolle gespielt, mittlerweile sei ein anderer Punkt entscheidend: „Die Stadt Waldkraiburg, die eigentlich mit ihren vielen Gewerbebetrieben gut dastehen müsste, hat massive finanzielle Probleme.“ Darunter leide die Daseinsvorsorge. „Dann wählt man natürlich auch entsprechend. Wir werden nicht deswegen gewählt, weil wir eine schöne blaue Farbe haben.“
Die anderen Parteien hätten versagt
Die Situation der Stadt sei auch ein Versagen der anderen Parteien in Waldkraiburg, führt Multusch aus. „Es ist ja offensichtlich, dass sie es nicht geschafft haben.“ Alle hätten die Stadt schon regiert, seit zwei Wahlperioden eben die UWG und Bürgermeister Robert Pötzsch. „Auch der Pötzsch schafft es offensichtlich nicht, den Karren herumzureißen.“ Dabei hätte Waldkraiburg mit seinen vielen Betrieben wesentlich bessere Voraussetzungen als andere Gemeinden. „Aber irgendwie bekommt man das nicht auf die Reihe.“
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen AfD und UWG um das Bürgermeisteramt in Waldkraiburg schließt auch Patrick Hüller nicht aus. Der SPD-Kreisvorsitzende sagt: „Vor allem in Waldkraiburg könnte die AfD eine Rolle spielen. Es ist möglich, dass ein AfD-Kandidat in die Stichwahl kommt.“
Der Chef der SPD-Stadtratsfraktion und mehrfache Bürgermeisterkandidat, Richard Fischer, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bundestags- und Kommunalwahl nicht vergleichbar
„Die AfD hat seit jeher in Waldkraiburg eine hohe Wahlbeteiligung, daher überrascht das Ergebnis auch bei dieser Wahl nicht“, schreibt Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen. Über Gründe für den AfD-Erfolg könne er nur mutmaßen. „Letztendlich ist es die Entscheidung des Einzelnen, wo er sein Kreuz setzt. So funktionieren demokratische Wahlen nun mal.“
Die Bundestagswahl und die Kommunalwahl seien nicht miteinander zu vergleichen, erklärt Pötzsch: „Bei den Kommunalwahlen handelt es sich in erster Linie um eine Persönlichkeitswahl. Hier werden Menschen gewählt und keine Wahlprogramme oder Parteien.“
Wählerwille wird entscheiden
Allerdings scheint die AfD auch hier aufgeholt zu haben. Das zeigt ein Blick auf das Ergebnis der Direktkandidaten. 2021 lag hier Stephan Mayer (CSU) mit 38,6 Prozent noch deutlich vor seinem damaligen AfD-Konkurrenten (15,9 Prozent). Am Sonntag holte Mayer 39 Prozent der Erststimmen, der AfD-Mann Andreas Wahrlich 31,8 Prozent.
Zumindest eine Waldkraiburg-Bürgermeister-Kandidatur für 2026 steht heute schon fest: „Ich werde mich definitiv auch 2026 zur Wahl aufstellen lassen!“, kündigt Pötzsch an, der mit Gegenkandidaten rechnet. Pötzsch: „Auch hier ist es am Ende der Wille des Wählers, wer die demokratische Entscheidung für sich gewinnen kann.“